ENNS: auf Sehenswürdigkeiten-Trip in Österreichs ältester Stadt
Eine verrückte Übernachtung in einem der außergewöhnlichsten „Hotels“ Österreichs – sowie viel an interessanter Geschichte aus allen Epochen. Ein Sehenswürdigkeiten-Rundgang in Enns.
Von der außergewöhnlichen Sehenswürdigkeit von Enns – dem Turmhotel – hatte ich gelesen. Da musste ich hin, dieses verrückte „Haus“ wollte ich mir unbedingt ansehen.
Dabei durften wir ein hübsches Städtchen mit römischer Vergangenheit kennenlernen. Aber nicht nur römischer – in Enns kann man einiges an Geschichte(n) entdecken!
Das „Hotel“ eignet sich übriges auch gut als besonderes Hochzeitsgeschenk. Bis dato habe ich nichts Vergleichbares gefunden – so etwas hat nur Enns zu bieten!
2. Mittelalter(liche) Geschichte: auf Rundgang in Österreichs ältester Stadt
3. „Turm“-Geschichte: wo ganz oben eine interessante Ennser Sehenswürdigkeit wartet
4. Kirchengeschichte: wo im Untergrund Interessantes lockt
5. Staats-Geschichte: auf den Spuren einer folgenschwere Erbschaft
6. Freizeit-Geschichte: an der Mündung zweier Fluss-Straßen
7. Industrie-Geschichte: am Beginn der Eisenstraße
8. Und eine außergewöhnliche Geschichte: ein ganz verrücktes „Hotel“
Enns: wo Langsamkeit & Genuss gelebt werden
Als älteste Stadt Österreichs ist Enns bekannt: hier wurde 1212 die älteste im Original erhaltene Stadtrechtsurkunde unseres Landes ausgestellt.
Darüber hinaus findet sich in Enns vielerlei Geschichte: von Kelten- und Römerfunden bis zu Zeugnissen aus Mittelalter und Neuzeit. Noch dazu interessante Kirchen- und Industriegeschichte. Und auch freizeittechnisch ist man in Enns gut aufgestellt.
Rund 800 Jahre später dann die nächste Vorreiterrolle: als erste Stadt im Lande darf sich Enns als „Cittá Slow“ bezeichnen. Ein Ort mit bewusst gelebter Langsamkeit also, der sowohl Genuss als auch die „wahren Werte“ als Stadtphilosophie in den Vordergrund stellt.
Gechillt hatten wir es bei unserem Sehenswürdigkeiten Rundgang durch Enns tatsächlich. Und die besondere Übernachtung werden wir so schnell auch nicht vergessen.
1. Ganz alte Geschichte: auf den Spuren der Römer
Enns hat mit dem Legionslager Lauriacum bedeutende römische Geschichte vorzuweisen. Ab 180 n. Chr. schützte die „Legio Secunda Italica“ die Nordgrenze des Römischen Imperiums als größter und wichtigster Militärstützpunkt in Noricum.
Zur Blütezeit lebten rund 25.000 Menschen in Lauriacum: neben den rund 5.000 Soldaten weitere 20.000 Zivilisten in der Zivilstadt Lorch.
Römisches Leben im Museum Lauriacum
Im ehemaligen Rathaus der Stadt wird im Museum Lauriacum die erfolgreiche Landesausstellung aus dem Jahr 2018 weitergeführt.
Die römischen Schausammlungen sind sehr informativ und gut aufbereitet. Auch meine Tochter konnte dem Leben in Soldatenlager und Zivilstadt einiges abgewinnen. Was am Besten bei uns angekommen ist:
- das Arbeits- und Privatleben der Soldaten und ihrer Familien
- Visualisierungen wie z.B.: von Kohorte zur Legion
- „CSI Lauriacum“: die Rekonstruktion von Gesichtern
- römische Münzen
Ein römischer Fund der Superlative
In der Nordecke des ehemaligen Lagers wurde 2008 die größte derzeit bekannte römische Kalkbrennöfenanlage der Rhein-Donau-Provinzen entdeckt. Vier der 12 Öfen liegen unter der Straße begraben, die restlichen Öfen erschließen sich am Besten mit Hilfe der Visualisierungen direkt am Fundort.
Das Museum Lauriacum befindet sich am Hauptplatz.
Die Kalkbrennöfen findet man in der Nähe der Nordumfahrung Enns, kurz nach der Abzweigung Lorcherstraße am Mitterweg (Google Suche nach „Kalkbrennöfen“).
Weitere römische Funde kann man am Römerrundweg abspazieren.
2. Mittelalter(liche) Geschichte in Enns: auf Sehenswürdigkeiten Rundgang in Österreichs ältester Stadt
Die römische Siedlung Lorch blieb nach dem Ende des Imperiums weiter bestehen und wurde wichtiger Handelsplatz des Mittelalters.
Lug und Trug am Hauptplatz
Das Herzstück von Enns ist sein Hauptplatz. Unübersehbar wird er vom Stadtturm markiert, der von wunderschönen Bürgerhäusern mit ihren bunten Fassaden, Barockgiebeln sowie Laubengängen eingeschlossen wird.
Am besten begutachtet man das historische Ensemble von oben – aus 60 Metern Höhe kann man nämlich einen aufschlussreichen Blick auf den Platz werfen.
Denn nur von oben kommt man dem Geheimnis des ehemaligen Rathauses auf die Schliche. Bei dem obersten Geschoss handelt es sich nämlich um eine reine Schaufassade, deren Glocke schlicht in einer Mauer hängt.
Gottseidank kam die „Glocke der armen Sünder“ bei unserem Aufenthalt nicht zum Einsatz – war sie doch nur bei Hinrichtungen in Gebrauch…
Wiederverwertung auf mittelalterlich
Ende des 12. Jahrhunderts wurden die mittelalterliche Stadt mit einer Stadtmauer samt 15 Wehrtürmen und 4 Stadttoren umgeben – Richard Löwenherz sei dank (bzw. seinem Lösegeld). Aber auch den Römern konnte gedankt werden, denn die Mauerreste des Lagers wurden dafür verwendet.
Einer der 6 Wehrtürme, die sich bis heute erhalten haben, ist der Frauenturm, in dem die Johanniterkapelle untergebracht ist.
Nicht nur für die Stadtbefestigung – auch für die Gebäude der Stadt wurde das römische Lager wiederverwertet. Im ehemaligen Rathaus (bzw. dem heutigen römischen Museum) wurden 1200 mehrere römische Steinblöcke eingemauert.
Der Frauenturm kann im Zuge einer Stadtführung besichtigt werden.
3. „Turm“-Geschichte: wo ganz oben eine interessante Ennser Sehenswürdigkeit wartet
Jetzt aber: Kein Sehenswürdigkeiten-Spaziergang, ohne dem Wahrzeichen von Enns einen Besuch abzustatten! Und ja – den freistehenden Stadtturm kann man wirklich von unten bis nach oben inspizieren.
156 Stufen führen an Glockenwerk und ehemaliger Türmerstube vorbei. In 60 Metern Höhe eröffnet sich dann der Blick auf das darunterliegende Häusermeer, die Basilika sowie Schloss Ennsegg.
Der Wachturm, der im 16. Jahrhundert von den Ennser Bürgern selbst erbaut wurde (um den fehlenden Glockenturm der Kirche zu ersetzen), wäre im 18. und 19. Jahrhundert bereits fast abgebrochen worden. Gottseidank nicht – denn nicht nur eine perfekte Aussicht kann man im Ennser Stadtturm genießen! Näheres siehe Punkt 8…
Wer genau schaut, findet das Fenster der Türmerstube. Oder den Fehler im Uhrwerk – Minuten- und Stundenzeiger sind beim Stadtturm vertauscht.
Die Besteigung ist von 8h-20h möglich (im Winter bis 18h). Dazu muss bei der Eingangstür eine Zwei-Euro-Münze eingeworfen werden.
4. Kirchengeschichte: wo im Untergrund Interessantes lockt
Enns hat die bekannteste frühchristliche Stätte Österreichs anzubieten. In der Basilika St. Laurenz vereinen sich über 1.800 Jahre Baugeschichte – von der Antike bis zur Gotik.
In der frühchristlichen Gemeinde wirkten die Heiligen Severin und Florian – letzterer wurde noch im Jahr 304 als einer der letzten christlichen Märtyrer in der Enns ertränkt. Der römische Stadttempel wurde im 4./5. Jahrhundert in eine frühchristliche Kirche, 1000 Jahre später dann in die Basilika St. Laurentius von Lorch umgewandelt.
Die Rohre der römischen Fußbodenheizungen sind noch heute in der Kirche zu besichtigen, ebenso die Ausgrabungsstätte in der Unterkirche.
Bei unserem Besuch war die Kirche geschlossen – römische Mauerreste haben wir aber an den Außenmauern sowie rund um die Kirche vorgefunden.
Die Kirche – vor allem die Unterkirche mit den Ausgrabungen – kann im Rahmen von Führungen besichtigt werden.
5. Staats-Geschichte: auf den Spuren einer folgenschweren Erbschaft
In Enns überschlagen sich die geschichtlichen Ereignisse im 13. Jahrhundert: Nicht nur die erste Stadtrechtsurkunde unseres Landes wurde hier ausgestellt. Auch der erste Staatsvertrag Österreichs wurde in der – heute oberösterreichischen – Stadt unterzeichnet!
Und zwar im heutigen Schlosspark. Aus der kleinen Siedlung am Georgenberg entwickelte sich aus der „Enisiburg“ die Burg Enns, die im 16. Jahrhundert zu einem prächtigen Schlossbau erweitert wurde.
Was der steirische Panther im Ennser Wappen zu suchen hat
Im Schloss Ennsegg wurde im Jahre 1186 der für die weitere österreichische Geschichte bezeichnende Erbfolgevertrag unterzeichnet. Die Georgenberger Handfeste sah für den Todesfall Otakars IV. von Steier die Erbfolge durch die Babenberger vor. Dem befürchteten Zerfall des Herzogtums Steiermark wurde damit ein Riegel vorgeschoben, die Babenberger traten 1192 das Erbe an und waren fortan auch Herzöge der Steiermark.
Nach dem Tod des letzten Babenbergers wurde Enns ein halbes Jahrhundert später von der Steiermark getrennt und hält seitdem wacker Stellung am oberösterreichischen Grenzsaum. Der steirische Panther hat sich dennoch im Wappen der Stadt gehalten.
Enns kann noch ein weiteres geschichtliches Highlight für sich in Anspruch nehmen: ganze drei Tage lang „durfte“ Schloss Ennsegg Napoleon beherbergen, der hier während der Schlacht von Ebelsberg 1809 die Kämpfe um die Ennsbrücke beobachtete.
Das Schloss Ennsegg ist vor allem als Hochzeitslocation beliebt.
6. Freizeit-Geschichte: an der Mündung zweier Fluss-Straßen
Enns liegt an der Enns. Und damit an der Grenze zwischen Oberösterreich und Niederösterreich.
Ein Stück nördlich von Enns stößt die nächste Grenze dazu. Ein guter Grund, die Räder zu schnappen und sich die Einmündung der Enns in die Donau genauer anzusehen. Und zwar – Überraschung – am Ennsradweg.
Der Ennsradweg mündet nördlich der Kalkbrennöfen-Fundstelle bei den Donauauen in den Donauradweg. Ein Stück weiter östlich kann mit der Radfähre nach Mauthausen am gegenüberliegenden Ufer übersetzt werden – genau an der Stelle, an der die Enns in die Donau mündet.
Die Radfähre nach Mauthausen haben wir schon einmal genutzt: mit meiner Tochter war ich am Donauradweg von Passau nach Wien unterwegs.
Der Ennsradweg führt von den Radstädter Tauern bis zur Ennsmündung.
Als Alternative zum Donauradweg bietet sich auch der Römerradweg an: die Strecke verläuft an Römerspuren vorbei durch das Salzkammergut bis nach Passau.
Der Ennshafen bei der Einmündung in die Donau ist Österreichs jüngster Donauhafen. Das Café-Restaurant „Kai 7“ können wir als kleinen Geheimtipp für diejenigen empfehlen, die die Ruhe an Enns und Donau genießen möchten.
7. Industriegeschichte in Enns: am Beginn der Eisenstraße
Die nächste Geschichte führt uns entlang der Enns in Richtung Süden: auf beiden Seiten des Grenzflusses wurde in den Eisenwurzen Roheisen vom steirischen Erzberg verarbeitet.
Wir sind die Eisenstraße hinunter gefahren: noch im Oberösterreichischen haben wir Steyr einen Besuch abgestattet. Im Niederösterreichischen sind wir durch Waidhofen, Ybbsitz und Göstling bis zum Hochkar gefahren. Und in der Steiermark haben wir uns die Gegend rund um den Erzberg näher angesehen..
Mehr zur Eisenstraße
Unsere Route auf der niederösterreichischen Eisenstraße.
8. Eine außergewöhnliche Geschichte: ein ganz verrücktes „Hotel“
Dass Enns so viel an historischen Sehenswürdigkeiten zu bieten hat, war uns im Vorfeld nicht bewusst. Denn eigentlich waren wir hauptsächlich für eine besondere Übernachtung nach Enns gekommen.
Das Turmhotel im Stadtturm hatte es uns angetan – eine wirkliich ganz besondere Ennser Sehenswürdigkeit!
Mehr zum Turmhotel Enns
Von interessanten Entdeckungen, kleinen Erschütterungen – aber auch viel Ruhe, einer unvergessen stimmungsvollen Nacht und einem wunderschönen Sonnenaufgang: ein außergewöhnliches Hotel
Was man noch auf Sehenswürdigkeiten-Tour rund um Enns tun kann
- Gleich zweimal nach Ennsdorf fahren
Denn das gibt’s hier in doppelter Ausführung! Gleich „ums Eck“, also hinter der Enns, in Niederösterreich. Und in unmittelbarer Nähe im oberösterreichischen Steyr als eigener Stadtteil. - Mauthausen besuchen
Gleich gegenüber der Donau befindet sich das KZ Mauthausen: Schicksalsort von 190.000 inhaftierten Personen, von denen die Hälfte unter den Nationalsozialisten ermordet wurde. Der Besuch des Memorials ist kostenlos. - Die Brucknerorgel an-hören
Neben den Orgelkonzerten sind im Stift St. Florian auch die Bibliothek sowie der Marmorsaal sehenswert.
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