Am Rand der WEINIDYLLE: wo der Uhudler zuhause ist
Ein Ausflug zu Kellergassen und Kellerstöckln, Lost & „Lust“ Places am Grenzsaum, kuriosen Grenzziehungen und wunderbaren Ausblicken am Rand der Weinidylle im Südburgenland
Wieder war ich in einer Grenzregion unterwegs, am Rand des Naturparks Weinidylle im Südburgenland. Weinidylle? Wie das schon klingt – da musste ich hin.
Was ich vorgefunden habe? Die hintersten Grenz-Zipfel samt interessanten Entdeckungen, die berühmte Heiligenbrunner Kellergasse, das Wallfahrtskircherl „Maria Weinberg“, ein Weinmuseum – und ruhige und feine Ecken rund um den Uhudler.
2. Lost Places: Grenz-Entdeckungen rund um Tschanigraben
3. Heiliges Wasser, verbotener Wein: in der Kellergasse in Heiligenbrunn
4. Grenz-Zipfel: Feuchtwiesen & mehr in Luising
5. Dem Uhudler auf der Spur: im Weinmuseum Moschendorf
6. Rund ums Kellerstöckl: Wallfahren nach „Maria Weinberg“
7. Ein „Lust“-Place: beim Mehlspeisparadies in Eberau
8. Ein Dorf „ohne Grenzen“: Grenz-Entdeckungen in Bildein
9. (W)Ein- und Ausblicke: in den Weinbergen in Eisenberg
Meine Tipps für den Ausflug in die Weinidylle: übernachten, einkehren, Radlfahren
Eine „Weinidylle“ am südburgenländischen Grenzsaum
Weinidylle? Diesen Namen habe nicht ich erfunden. Die Weinidylle gibt’s wirklich – als südburgenländischen Naturpark, an dessen Rand ich bei meiner Grenzlandtour an den Rändern Österreichs unterwegs war.
Den Naturpark, der sich vom unteren Pinkatal bis ins untere Stremtal zieht, gibt’s seit 1999. Im kleinsten Weinbaugebiet des Burgenlands hat natürlich der Wein das Sagen: von der malerischen Kellergasse in Heiligenbrunn zieht sich das Uhudlerland hinauf bis zur Wallfahrtskirche „Maria Weinberg“ und der „Weinblick“-Aussichtsplattform in Eisenberg – natürlich „am Weinberg“.
Und die Grenze zieht ihre launigen Schlingen hinein nach Ungarn, begleitet neben dem Wein von Feucht- und Streuobstwiesen und Meister Adebar. Wer ein Glaserl Wein in aller Ruhe und Abgeschiedenheit schätzt, wird sich hier genauso wie ich wohlfühlen.
Wo ich überall herumgekommen bin
Jetzt auch als Buch: meine Tour an den Grenzen Österreichs
Von Ost nach West – und wieder zurück: 25 Etappen, die Österreich an seinen Grenzen von einer ganz anderen Seite zeigen.
AM RAND VOM LAND. Eine Entdeckungsreise an den Grenzen Österreichs
KRAL Verlag, 978-3-99103-010-2, ca. 260 Seiten
1. Schon von weitem sichtbar: die Burg Güssing
Schon bei der Anreise in die „Weinidylle“ merke ich, dass ich mich hier am Grenzsaum des Landes befinde. Nach charmanten Ortsnamen wie Kukmirn, Heugraben und Stinatz weist Deutsch Tschantschendorf auf die nahe Grenze hin. Wo es ein „Deutsch“ gibt, kann die kroatische oder ungarische Version nicht weit sein. Und richtig – „Kroatisch Tschantschendorf“ liegt auch gleich daneben. Spätestens an der Grenze wird sich auf österreichischem Boden nicht mehr überall das ungarische oder kroatische Pendant finden lassen.
Die Burgruine Güssing ist schon von Weitem zu erkennen. Die auf einem Vulkankegel errichtete Festungsburg trotzte Türken und Kuruzzen und ist heute noch immer im Familienbesitz der Familie Batthyány.
Der Anstieg durch mehrere Torbögen ist schnell absolviert, auf der Aussichtsterrasse reicht der Blick nicht nur zu den Fischteichen von Güssing, sondern weiter ins Grenzland hinein.
Auf den ersten Blick ist im Ort selbst nicht viel zu finden: im Ortsplan nimmt unter 4 oder 5 eingezeichneten Sehenswürdigkeiten auch das öffentliche WC einen Platz ein. Aber es findet sich doch etwas: die Franziskanerkirche samt Kloster, in deren Krypta die Familie der Batthyánys die zweitgrößte Familiengruft Österreichs besitzt.
Mit dem Auswanderermuseum hat Güssing den vielen nach Amerika ausgewanderten Burgenländern ein Denkmal gesetzt.
Die Hochzeitsburg kann auch mit einem Schrägbahnlift „erklommen“ werden (östlich des Burgbergs). Infos zur Burgbesichtigung sowie zum Güssinger Kultursommer auf der Burg.
Die Gruft kann gegen Voranmeldung (Tourismusinfo) besichtigt werden, das Auswanderermuseum von Mai – Oktober Sa, So & Feiertag von 14.00-18.00 (alte Hofmühle).
2. Lost Places: Grenz-Entdeckungen rund um Tschanigraben
Meine Fahrt führt mich weiter ins „Miawische“. Aber nicht nach Mörbisch am Neusiedlersee, sondern durch die Streusiedlungen von Groß- und Kleinmürbisch. In beiden Orten ist das Gemeindeamt angeschrieben – das allerdings erst im jeweils nächsten Ortsteil zu finden ist.
Als nächste Streusiedlung folgt Tschanigraben (auch hier gibt’s mit „Kranigraben“ ein Pendant). Die kleinste Gemeinde des Burgenlands (und zweitkleinste ganz Österreichs!) zieht sich ordentlich am Waldrand entlang. In Tschanigraben sagen sich Fuchs und Hase gute Nacht – kein Wunder allerdings für das ehemals tote Eck am Eisernen Vorhang. Dass es hier nicht immer so ausgesehen hat, werde ich gleich herausfinden.
Dass ich mich hier im Grenzgebiet befinde, merke ich auch am Eurovelo 13 – dem Iron Curtain Radweg, der mich in diesem Eck ständig begleiten wird.
Ein Lost Place, der keiner mehr ist
Speziell auf die St. Emmerichs-Kirche bin ich neugierig: das kleine Kirchlein, das bis zum Krieg von Österreichern, Ungarn, Slowenen und Kroaten als Wallfahrtskirche genutzt wurde, liegt direkt an der Grenze im ehemaligen Sperrgebiet. 10 Meter über der Grenzlinie liegt die ehemals gemeinsame Kirche von Tschanigraben und Radling auf heute ungarischem Staatsgebiet.
Bis 1951 wurden noch ungarische Gottesdienste in der dem Heiligen Emmerich (Imre) geweihten Kirche durchgeführt, danach verfiel das Grenzkirchlein in der Sperrzone des Eisernen Vorhangs.
1980 errichteten österreichischen Pilger das Zöllnerkreuz, die schmalen Betonpfeiler auf der weiten Wiese davor erinnern an Kreuzwegstationen.
Der Lost Place durfte nach dem Fall des Eisernen Vorhangs wiedererwachen: 1992 wurde die „zum Zeichen des Friedens und der Versöhnung zwischen den Völkern in Ost und West“ restaurierte Kirche bei einem viersprachigen Gottesdienst von Bischöfen beider Seiten eingeweiht.
Der Weg von Tschanigraben führt mitten durch einen wunderschönen Wald (Zufahrt von Mitte April bis Oktober möglich, kleiner Parkplatz auf dem Areal). Messen finden lt. Anschlagtafel jeden Samstag um 16 Uhr statt. Tafeln zeigen den Verfallszustand der Kirche während der 80er Jahre.
Ein Lost Place, der geblieben ist
Am Straßenknick zwischen Deutsch Bieling und Hagensdorf erinnert ein Marterl an das verschwundene ungarische Pendant zu Deutsch Bieling. Bis 1945 waren beide Bielings noch eng verbunden, bis der Eiserne Vorhang einen Strich durch die Rechnung machte – mitten durch Ungarisch Bieling. Dennoch war der Ort auch nach 1921 weiterhin der Pfarrgemeinde von Hagensdorf zugehörig. Die Mühle, die genau an der Grenze stand, durfte bis zum Krieg noch von den österreichischen Bauern benutzt werden, selbst wenn das Korn bis zur Grenze getragen werden musste.
Die Suche nach dem zweiten Lost Place musste ich leider erfolglos abbrechen. Nur den Grenzstein aus 1922 habe ich hier im Audickicht gefunden. Heute finden sich vom Ort in der Sperrzone angeblich nur noch ein paar Friedhofs-Grabsteine sowie ein Rest der Mühlwehranlage.
Ein Lageplan des ehemaligen Ortes findet sich auf dem Infoschild beim Marterl.
3. Heiliges Wasser, verbotener Wein: in der Kellergasse in Heiligenbrunn
Ein Ensemble, in dem die Zeit stehengeblieben zu sein scheint. Noch dazu eine heilige Quelle und ein – früher – verbotener Wein.
Der kleine Fleck im Stremtal hat all das zu bieten. Aber nicht als Museumsdorf – nein, die 150 Keller und Presshäuser in Heiligenbrunn, die so dastehen wie vor 250 Jahren, werden nach wie vor bewirtschaftet (der Traktor verräts).
„Keller“ ist eigentlich das falsche Wort für die wunderschönen weißgekalkten Holzblockbauten, von denen 50 noch die alten strohgedeckten Dächer aufweisen.
Heiligenbrunn ist eine der acht „Uhudler“-Gemeinden im Südburgenland. Für die Legalisierung des ehemals verbotenen Weins wurde hier in der Hochburg des Uhudlers gekämpft. Warum der Wein verboten war? Das lerne ich spätestens im Weinmuseum in Moschendorf (Tipp 5).
Einen Stop lege ich noch ein, bevor es weitergeht: Die Ulrichsquelle von Heiligenbrunn soll (angeblich 2.000 Jahre altes) heilendes Wasser aus Ötscher- und Schneeberggebiet spenden. Und tatsächlich werden bei meinem Besuch gerade mehrere Flaschen des Quellwassers abgezapft.
Den Uhudler gibt’s im Kellerviertel zu kosten, eine zweite Kellergasse befindet sich am Zeinerberg (Ortsausfahrt Richtung Hagensdorf).
Mehr zu den südburgenländischen Kellergassen
Bei der Kellergasse Heiligenbrunn bin ich ein Jahr später noch einmal per Rad vorbeigekommen: unser Erfahrungsbericht auf der Paradiesroute Südburgenland
4. Grenz-Zipfel: Feuchtwiesen & mehr in Luising
Warum ich bis nach Luising gefahren bin? Einerseits um zu schaun, in welches Eck es den in Österreich wohlbekannten Grafen denn so verschlagen hat. Aber auch, um anderes Interessantes vorzufinden.
Schon vor Hagensdorf kann man die Stremtalwiesen nicht übersehen – eines der größten Feuchtwiesengebiete Österreichs. Alte Naturwiesen, die einheimische Pflanzen beheimaten – aber auch eine besondere Lilienart.
Bei der Einfahrt nach Luising das gleiche Bild wie in Hagensdorf: links und rechts der Straße verhübschen alte Stadel den Anblick. In Luising komm noch der Kirchturm samt goldener Kugel und Kreuz dazu. Luising ist zwar Teil der Großgemeinde Heiligenbrunn, aber nicht schon seit 1921 Teil des Burgenlandes. Erst zwei Jahre später machte die Grenzkommission den Weiler an der Grenze zum jüngsten Dorf im Burgenland.
Das Schloss des Grafen Mensdorff-Pouilly ist nicht zu besichtigen (da privat), aber einen Blick in den Gutshof am östlichen Rand von Luising kann ich werfen. Hier beginnt auch der Schachblumenweg: nur zwei Standorte österreichweit hat sich diese spezielle Lilienart auserkoren, für deren Blüte bin ich allerdings zwei Monate zu spät dran bin.
Interessant ist auch der Bildstock an diesem Eck von Luising, an dem 1913 noch der ungarische Name des Ortes – Louászad – angebracht wurde
Hier zwischen Luising und Hagensdorf überrascht mich eine Grenzziehung der anderen Art: auf einem alten Hügelgrab teilen sich beide Orte den Friedhof. Der Weg in der Mitte ist Gemeindegrenze, die Luisinger liegen rechts, die Hagensdorfer links davon begraben. Nur zwischen 1913 und 1917 wurde um die Aufstellung des Friedhofskreuzes gestritten. Ansonsten ist alles friedlich hier an der Grenze.
Mein Weg führt mich weiter in Richtung Strem, vorbei am alten Zollhaus und am „ÖkoEnergieRad“, einer Aussichtsplattform, die perfekten Blick auf die Burg Güssing bietet.
5. Dem Uhudler auf der Spur: im Weinmuseum Moschendorf
Ab ins Weinmuseum nach Moschendorf, das sich im Gegensatz zu Heiligenbrunn als echtes Freilichtmuseum mit originalgetreuen südburgenländischen Weinkellern und Kellerstöckln aus dem 16.-18. Jahrhundert entpuppt.
Ich lerne: der Uhudler kommt nur in den Bezirken Güssing und Jennersdorf vor – das Weinanbaugebiet reicht also weiter südlich als gedacht.
Die unveredelte Rebsorte (Direktträger) stammt von amerikanischen Reben ab, die als Heilmittel gegen die Reblaus im 19. Jahrhundert ins Burgenland gebracht wurden. Ab den 30er Jahren war der herbe Wein verboten, erst seit 1992 darf er wieder – auch auf Betreiben der Heiligenbrunner Winzer – offiziell ausgeschenkt werden.
Und nein, man erblindet nicht nach dem Genuss des in allen Rot-Tönen daherkommenden Weins, nach welchem die weintrinkenden Männer einen seltsamen „Uhu-Blick“ aufsetzen sollen (daher der Name). Abergläubige können nach Genuss des – übrigens auch gelben oder weißen –„Traubensafts“, der tatsächlich nach Erdbeere schmeckt, ihr Augenlicht aber gerne wieder von der Heiligenbrunner Quelle herstellen lassen…
Eine Jause samt Uhudlerkostprobe wurde bei meinem Besuch des Weinmuseums zwar noch nicht angeboten (dafür war es nach Corona noch zu früh). Aber kosten durfte ich den Uhudler in der Vinothek dann doch. Und in den Pinkataler Bauernladen schaue ich gerne beim nächsten Besuch hinein.
6. Rund ums Kellerstöckl: Wallfahren nach „Maria Weinberg“
Tipp: Unbedingt vom Weinmuseum Moschendorf die Straße nach Maria Weinberg weiterfahren – oder noch besser: entlangspazieren. Hier, wo die Pinkataler Weinstraße ihren Anfang nimmt, zieren so viele zauberhafte Kellerstöckl den Weg, dass man selbst als gebürtige Weinviertlerin ins Staunen kommt!
Ich habe zwar gewusst, dass es diese Kellerstöckl geben soll (und sie mir deswegen auch unbedingt ansehen wollen). Aber nie hätte ich gedacht, dass sie unseren charmanten Weinviertler Kellergassen das Wasser reichen können (die es ja in der Form fast nur im Weinviertel gibt).
Hier, zwischen Moschendorf und Maria Weinberg, werde ich tatsächlich eines besseren belehrt.
Die Kellerstöckln, die ab dem 19. Jahrhundert unterkellert wurden und daher straßenseitig wie kleine zweistöckige Häuschen wirken, reihen sich an einer der zauberhaftesten Straße, die ich je gesehen habe, aneinander.
Ein heißer Übernachtungs-Tipp, vor allem auch mit Kindern! Die Kellerstöckln werden auf einem ganzen Kilometer nur von Wiesen und Pinka umgeben, zu Fuß ist man schnell auf ein Safterl oder Achterl im Weinmuseum – und für die Kinder liegt wie passend auch die Wassererlebniswelt ums Eck. Und wer gerne Meister Adebar herumstolzieren sieht, ist hier auch richtig – die größte Storchenpopulation des Südburgenlands findet es auch nett rund um Maria Weinberg.
Maria Weinberg? Richtig gelesen. Das kleine Wallfahrtskircherl in den Gaasener Bergen heißt tatsächlich so. Wer will da nicht einen kurzen Sprung nach oben gehen und sich dort, wo im Mittelalter eine Burg stand, ein „weinlastiges“ Gotteshaus ansehen?
Auch hier finden sich wieder Spuren ausgewanderter Burgenländer – ein Denkmal für den Ersten Weltkrieg ist gewidmet von den „Brüdern aus Amerika“.
7. Ein „Lust“-Place: beim Mehlspeisparadies in Eberau
Next stop Eberau. Auf den ersten Blick ist hier nicht viel: ein kleines Dorf mit unzugänglichem Wasserschloss. Den Pausen- und Jausenstop hätte ich aber nicht besser aussuchen können.
Zuerst das Schloss
Eines der größten Wasserschlösser Österreichs (Durchmesser der Umwallung: 320 Meter), im 14. Jahrhundert erbaut, nach dem Krieg von den Sowjets beschädigt, heute im Besitz der Familie Erdödy.
Hinein kann man nicht, aber zumindest kann es entlang eines Bachlaufs umrunden. Nur spärliche Blicke sind möglich – die aus dem verfallenen Bau sogleich eine verwunschenes Schloss machen. Hier, ganz nah an der Grenze, kreuzen nur Eichkätzchen, Rehe und Mufflons (im Schlosspark hinter dem Gatter) meinen Weg. Über die Felder hinweg lacht mich bereits der Kirchturm von Szentpéterfa an.
Dann der Hauptplatz
Ein Angerdorf mit einer unglaublich riesigen Wiesenfläche von 50×300 Metern, die eigentlich als Vorhof für Kirche und Burg dient. Rundherum sind nicht nur die Höfe herausgeputzt, auch das Café Krustulum von der Konditorei Gansfuß präsentiert sich nur vom Feinsten: sie ist weithin für ihre Uhudlerspezialitäten bekannt (wo sonst kann man eine Uhudlerschokololade kaufen).
Was mir am meisten gefällt: Das Dorfleben scheint hier noch wie früher zu funktionieren, die Lage des Cafés an der großen Wiese trägt das ihrige zum Dorftratsch bei. Und im Gegensatz zu den sonst so üblichen Dorfwirten setzt man sich hier auch gern als Fremder unter die Einheimischen.
Wobei: ganz so einheimisch sind nicht alle hier. Eberau hat den Abwanderungstendenzen aktiv entgegengesteuert und gezielt im Westen des Landes nach „Neusiedlern“ geworben. Und so wundert es mich nicht, dass dieser Ort wie selten wo wunderschön herausgeputzt ist.
Ein letzter Stop bevors weitergeht: das Amerikanerkreuz, das unübersehbar am Nordende des Hauptplatzes liegt und „zum Andenken an die Pfarrkinder in Amerika“ 1908 errichtet wurde.
Das Café Krustulum (lt. Homepage-Adresse ein „Mehlspeisparadies“) ist am Hauptplatz nicht zu übersehen.
8. Ein Dorf „ohne Grenzen“: Grenz-Entdeckungen in Bildein
Der Slogan von Bildein lautet: „ein Dorf ohne Grenzen“. Aber hier geht es um viele Grenzen: die Grenze des Eisernen Vorhangs, die am Grenzerfahrungsweg erwandert werden kann. Geschichten über alte Grenzziehungen im „geschichte(n)haus“. Und eigenartige Grenzziehungen an der heutigen Staatsgrenze.
Der Grenzerfahrungsweg beginnt dort, wo Zeitzeugen Geschichten über die 90jährige Geschichte des Burgenlands erzählen. Im geschichte(n)haus sind auch die Grenzen der Weltkriege Thema.
Ein Stück weiter sticht ein Panzer samt Panzergraben ins Bild, der dazugehörige Schützengraben mit Bunker kann begangen werden. 1944 wurde mit dem Bau des Südostwalls (z.B. hier am Wintener Berg) begonnen, nur Lauf- und Schützengräben und wenige Panzergräben wurden fertiggestellt. In Bildein wurden Arbeitsmaiden für ihren Arbeitseinsatz im Krieg vorbereitet.
An der Pinka ist der Grenzwachturm mit einen Stück Eisernem Vorhang nicht zu übersehen. Ab 1948 trennte er das neue Bundesland von seinem ehemaligen Stammland. An der ungarischen Grenze wurde er allerdings während des Ungarn Aufstands von 1956 für einen kurzen Zeitraum wieder demontiert.
Ein Stück der Pinka entlang wartet der Bundesheerturm – und die echte heutige Grenze. Eine kuriose Grenzziehung – ein paar Schlenkerer hin und zurück, die durch schmale weiße Pfosten abgesteckt sind. Kein Fluss zwingt hier zu diesen Schlingen – warum diese Grenzziehung?
Das geschichte(n)haus im Ortsteil Unterbildein ist Sa, So und an Feiertagen von 14-17.00 geöffnet und wird von Zeitzeugen betreut.
9. (W)Ein- und Ausblicke: in den Weinbergen in Eisenberg
Die nächste interessante Grenzziehung beschert mir eine der witzigsten Ortsschilder ever für meine Ortstafel-Serie: Neben dem alten Zollhaus geht’s am Grenzhäuschen vorbei ins alte Pernau – heute bekannt als Pornóapáti.
Der nächste Ort trägt wieder „Deutsch“ im Namen: das ungarische Pendant von Deutsch Schützen liegt als Horvátlövö bereits hinter der Grenze. „Deutsch Schützen“ hat mit anderer Betonung gerade als Grenzort seine Berechtigung….
Nach Deutsch Schützen verstehe ich, warum sich die kleine Streusiedlung, die mein nächstes Ziel ist, von Eisenberg an der Pinka abhebt. Denn nach „Eisenberg Weinberge“ geht’s in Richtung Weinreben.
Ein interessanter Name – können sich die Eisenberg-Weinberger nicht entscheiden, ob es ein Eisen- oder ein Weinberg ist? Viel eher würde so ein Ortsname doch in die niederösterreichische Eisenstraße passen….
Aber Eisenberg Weinberg IST ein Weinberg, der als kleiner Höhenzug aus der Pinka-Ebene herausragt und bei der Hinfahrt schöne „Auf“-Blicke, von oben dann schöne Aus-Blicke bietet. Hinter mir liegen die letzten Weinstöckln meiner kleinen Rundreise durch die Weinidylle, vor mir die letzte Grenze nach Ungarn, die hier gleich am Waldesrand beginnt.
Die Aussichtsplattform Weinblick liegt wie gesagt im Ortsteil „Eisenberg Weinberge“. Gleich dahinter findet sich am Csaterberg das nächste kleine und feine Weingebiet.
Gut zu wissen – meine Tipps
- Wo übernachten
Unbedingt in einem der Kellerstöckl einquartieren – z.B. in Moschendorf in Richtung Maria Weinberg (die Wassererlebniswelt für die Kinder ist nicht weit); ein Verzeichnis der südburgenländischen Weinstöckln gibt’s hier. - Wo einkehren
Auch wichtig: den Buschenschank-Kalender gibt’s hier. - Wo Radlfahren
Das Südburgenland ist perfekte Radlgegend, neben dem grenzüberschreitenden Eurovelo 13 (Iron Curtain Radweg) trifft man hier neben dem Weinidylle Radweg B57 auf die Rundtour der Paradiesroute Südburgenland. Ein Radweg, den ich im darauffolgenden Jahr geradelt bin, unser Erfahrungsbericht siehe hier.
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