HALBINSEL COTENTIN: wo sich die Normandie wie England anfühlt
Was wir auf unserer kleinen Cotentin Rundreise gesehen haben: Orte, die mit englischer Geschichte zu tun haben & so aussehen, viele Fischerhäfen und „zu Fuß“ gefischte Austern.
Wir hatten auf unserem Normandie Roadtrip leider zu wenig Zeit für unsere kleine Cotentin Rundreise eingeplant. Denn gerne hätten wir diesen „Zipfel“, der so markant in den Ärmelkanal – und damit in Richtung England – hineinragt, noch näher kennengelernt.
Zusätzlich zur auch optischen Nähe zu England haben es uns auf Cotentin die umgeworfenen Schiffe und die „zu Fuß“ gefischten Austern ziemlich angetan.
2. Platt im Watt in Granville
3. Pêche à Pied am Pirou Plage
4. Fast in England: Blick auf Jersey
5. Querfeldein an die Ostküste
6. Auf Wilhelms und Richards Spuren in Barfleur
7. Auf nach Tahiti! oder doch Tatihou?
Meine Tipps für den Normandie Roadtrip: Route, Tipps für die Planung, rund ums Autofahren & parken, Hoteltipps
Cotentin – von wo aus nicht nur Wilhelm der Eroberer in See stach
Die Halbinsel Cotentin liegt im Département Manche – direkt im Ärmelkanal und damit in direkter Nähe zur Südküste Englands sowie den „kleinen“ Inseln Jersey und Guernsey.
1066 stach Wilhelm der Eroberer von hier aus in See, um die „große“ Insel auf der anderen Seite des Kanals zu erobern. Die Geschichte Englands war hiermit besiegelt.
130 Jahre später folgte Richard Löwenherz, der sich ebenso auf der Insel jenseits des Kanals zum König krönen ließ.
Der Cotentin selbst hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Nach der englischen Vorherrschaft wurde er wieder französisch, im Hundertjährigen Krieg englisch, seitdem wieder französisch. Dennoch: die Nähe zu England lässt sich auch heute nicht verleugnen.
Wo der Cotentin an England erinnert
- Die Optik: Auf unserer kleinen Rundreise durch den Cotentin glauben wir manchmal wirklich, in England zu sein: Reihenhäuser aus Stein, Vorgärten mit hübschen Stockrosen – das kennen wir doch eher von unserem England Roadtrip.
- Die Nähe: Von der Spitze der Halbinsel Cotentin legen die Fähren nach Portsmouth ab – und auch die Kanalinseln Jersey und Guernsey sind nur einen Steinwurf von hier entfernt.
- Die Denkmäler: Spätestens das Denkmal von William the Conqueror in Barfleur erinnert uns an den leidigen Geschichtsunterricht in der Schule („the battle of Hastings 1066“ – zwei Tage später werden wir davon wieder in Bayeux hören). Und die Beflaggung zum D-Day Jubiläum startet bereits hier – und wird sich bis fast zum Ende unseres Roadtrips an der Alabasterküste entlangziehen.
Wo wir im Cotentin unterwegs waren: unsere Route
Leider hatten wir für den Cotentin auf unserem Normandie Roadtrip zu wenig Zeit eingeplant. Gerne wäre ich noch an das windumtoste Cap de la Hague im Nordwesten der Halbinsel gefahren.
Die Abgeschiedenheit auf einer sowieso schon dünn besiedelten Insel hätten wir neben dem englischen Flair noch gerne mehr genossen.
Dennoch haben wir auf unserem kleinen Cotentin Roadtrip einiges mitnehmen können:
Mehr zu unserem Normandie Roadtrip
Die Halbinsel Cotentin war die zweite Station unseres Normandie Roadtrips, bei dem wir uns auch den Mont-Saint-Michel, die Landungsstrände der Normandie an der Perlmuttküste, Bayeux und Caen sowie die Blumenküste angesehen haben. Und auch in Le Havre und der Alabasterküste, in Rouen sowie auf den Spuren der Impressionisten zwischen Küste und Seine waren wir unterwegs.
Unser Normandie Roadtrip zum Nachfahren.
1. Start in der Baie de Mont-Saint-Michel
Unser erster Stop auf der Halbinsel Cotentin ist der Aussichtspunkt Pointe du Grouin du Sud, der sich noch in der Bucht von Mont-Saint-Michel bei Vains befindet.
Hier finden wir – neben einem wunderbaren Ausblick auf den Mont-Saint-Michel – vor, was uns noch während unseres gesamten Normandie Roadtrips begegnen wird: unzählige Felder mit Strohballen, Kühen und Pferden – und viele Blumen. Nur die Palmen beschränken sich auf den Cotentin – Grund ist der warme Golfstrom, der die Westküste der Halbinsel mit dem eigentlich schroffen Klima zu einem Strandparadies macht.
Bei unserer Durchfahrt durch Genêts fühlen wir uns das erste Mal wie in England: die Durchzugsstraße wird von Reihenhäusern aus Stein eingerahmt, bunte Fähnchen sind über die Straße gespannt. So etwas kennen wir eigentlich von unserem England Roadtrip.
2. Platt im Watt in Granville
In Granville statten wir dem Hafen einen kurzen Besuch ab. Die Schiffe liegen platt im Watt und warten auf die nächste Flut, um wieder seetüchtig zu werden. Oben am Felsen thront die Altstadt.
In Montmartin-sur-Mer finden wir „a schene Marie“ samt nettem Plätzchen und einem weiteren Einblick ins Landleben vor. Solche „Mairies“, also die hübsch gepflegten Bürgermeisterhäuschen, werden wir noch des öfteren auf unserem Normandie Roadtrip bewundern dürfen.
Granville ist Geburtsort von Christian Dior. Der Zutritt zum Garten des Dior Museums ist kostenlos und beschert ebenso schöne Ausblicke aufs Wattenmeer.
3. Pêche à Pied am Pirou Plage
Der Golfstrom verwandelt die raue Halbinsel an manchen Stellen zu schönen Badestränden, die sich bei Ebbe allerdings in Wattstrände – oder besser gesagt „Wartestrände“ – verwandeln. Der höchste Tidenhub Europas ist nämlich nicht nur am Mont-Saint-Michel zu finden, sondern rund um die gesamte Halbinsel des Cotentin.
Die kleinen Löcher im Meeresboden – Ausscheidungen der Wattwürmer – kennen wir bereits von der Wattwanderung bei unserem Nordsee Urlaub.
Wenn schon das Meer zu wünschen übrig lässt, dürfen wir hier dafür am Volkssport teilnehmen: dem pêche à pied. Beim „Fischen zu Fuß“ wird in den Prielen und auf den Felsen des Meeresbodens nach Muscheln und Austern gestochert.
Beim Baden aufgrund des hohen Tidenhubs immer auf die Gezeiten achten! Mehr Infos zu Ebbe und Flut sowie den zweimal monatlich auftretenden Springfluten hier.
Neben dem Pirou Plage finden sich auf Cotentin auch in Granville Sandstrände, und weiter nördlich rund um das Cap de Carteret sowie an der Spitze der Halbinsel am Plage Bivile.
4. Fast in England: Blick auf Jersey
Vom Pirou Plage haben wir besten Blick auf englischen Boden: die Insel Jersey taucht in nicht allzu weiter Ferne aus dem Meereshorizont auf. Bereits seit längerer Zeit hören wir BBC Jersey im Autoradio und erfahren höchst aktuell die Landezeiten der eintreffenden Flieger auf den Kanalinseln. Kein Wunder, dass auf Cotentin England-Feeling pur aufkommt!
Für einen Ausflug auf die Kanalinseln fehlt uns leider die Zeit. Die Tagesfähren auf die Îles Anglo-Normandes sind nur mit Übernachtung sinnvoll, noch dazu legt nicht jeden Tag eine Fähre nach Jersey oder Guernsey ab. Schön wärs schon gewesen, die britischen Inseln mit Golfstrom-Klima zu besuchen, die zwar in Punkto Außenpolitik und Militär britisch sind, aber nicht zur EU gehören! Wieder etwas gelernt…
Infos und Fahrpläne für die Überfahrten ab Granville hier.
5. Querfeldein an die Ostküste
Leider schaffen wir es zeitlich weder auf die Kanalinseln noch aufs Cap de la Hague. Das windumtoste „Kap Hoorn Europas“ hätten wir nicht nur aufgrund der Tatsache, wieder einmal an einem „Finis Terrae“, einem Ende der Welt, zu stehen, besucht. Auch der Tropengarten rund um das Château de Vauville hätte mich gereizt. Palmen an dieser rauen Küste? Wieder einmal: der Golfstrom machts.
Daher drehen wir nach dem Pirou Plage gen Osten und queren die Halbinsel durch den nördlichen Zipfel des Naturparks Marais du Cotentin et du Bessin.
In Valognes zieren wieder einmal „englische“ Steinreihenhäuser den Weg und bereiten uns auf die Ostküste des Cotentin vor – wo es dann in den Fischerorten so richtig englisch wird.
Der Jardin Vauville befindet sich in der letzten Bucht vor dem letzten Außenposten der Halbinsel Cotentin.
6. Auf Wilhelms und Richards Spuren in Barfleur
Habe ich es schon erwähnt? Ich liebe den Atlantik und ich liebe Fischerdörfer. Die Fischerhäfen am Ärmelkanal kommen uns hier also genau richtig…
Barfleur ist unser erster Stop. Wie bereits erwähnt nahm hier die normannisch-englische Geschichte ihren Anfang. 1066 brach William the Conqueror hier nach England auf, 130 Jahre später folgte Richard Löwenherz.
Wir brechen nur zu einem kleinen Spaziergang durch dieses wunderschöne Fischerörtchen auf und bewundern wieder einmal die Schiffe, die bei Ebbe im Schlick des Wattenmeeres steckengeblieben sind.
An der kleinen Landspitze am Ende des Fischerhafens wird noch heute dem berühmten England-Eroberer Wilhelm gedacht.
7. Auf nach Tahiti! oder doch Tatihou?
In Saint-Vaast-la-Hougue legen wir noch einen letzten Stop ein, bevor es in den Süden der Ostküste zu den Landungsstränden der Normandie weitergeht. Auch hier wieder lockt uns der Hafen zu einem Spaziergang zwischen Yachten und Fischerbooten, Austernbänken und Muscheln in der Gezeitenzone.
Wir können die Festung der Insel Tatihou erkennen, von der gerade der Amphibienbus, der im Wattenmeer zwischen Land und Wasser verkehrt, zurückfährt.
Die Insel, auf der sich ein Fort sowie Ökomuseum befindet, kann man bei Ebbe auch zu Fuß erreichen.
Letzter Stop unseres Cotentin Roadtrips ist bereits Utah Beach. Am nächsten Tag werden wir uns die Landungsstrände der Normandie ansehen.
Gut zu wissen: weitere Tipps für den Normandie Roadtrip
Unsere Normandie Rundreise im Überblick: Route, Tipps für die Planung, rund ums Autofahren & parken, Hoteltipps: Normandie Roadtrip
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