Vom Land um Laa nach Retz: Sehenswürdigkeiten rund um das PULKAUTAL
Am nördlichen Rand des Weinviertels zwischen Laaer und Retzer Land: wo Kellergassen, Kellertriften und unterirdische Weinkeller die Landschaft beherrschen.
Bei meiner Grenztour am nördlichen Rand des Weinviertels war alles perfekt. Start- und Endpunkt waren klar von Wein dominiert: mit der schönsten Kellergasse des Landes in Wildendürnbach und dem Laid-Back-Feeling rund um die Weingärten sowie am Hauptplatz von Retz.
Mittendrin in alldem: das wunderbar malerische Pulkautal. Und ganz nebenbei durfte ich eines der schönsten Dörfer Österreichs entdecken. Besser geht’s nicht!
2. Laa/Thaya: Kreisverkehre en masse – auch an der Grenze
3. Hanfthal: DIE Entdeckung für Freunde des Hanf – aber viel eher des Fußballs
4. Zwischen Zwingendorf und Seefeld-Kadolz: eine Schatzsuche
5. Im Pulkautal: in der längsten Kellergasse – nein, KellerTRIFT Europas
6. Rund um Mitterretzbach: zwischen Tisch und Stein
7. Oben und unten in Retz: ein mediterraner Ausklang
Zwiebel, Hanf und Mehl – rund um das Pulkautal
Die Kellergasse am Galgenberg in Wildendürnbach, die Kellergassen – nein, KellerTRIFTEN im Pulkautal, die Weingärten rund um die Retzer Windmühle (bzw. die Weinkeller unterhalb des Hauptplatzes): dieser Grenztrip wird eindeutig vom Wein dominiert. Auch auf der anderen Seite der Grenze stoße ich auf Kellergassen.
Aber dann gibt´s auch noch: Laa – die Zwiebelstadt. Hanfthal – das Hanfdorf. Und am Schluss in Retz kommt noch das Mehl dazu, das noch heute in der Windmühle gemahlen wird.
Ein richtig vielfältiges Landl zwischen Laa und Retz!
Wo ich zwischen Laaer und Retzer Land bei meiner Grenztour genau unterwegs bin
Jetzt auch als Buch: meine Tour an den Grenzen Österreichs
Von Ost nach West – und wieder zurück: 25 Etappen, die Österreich an seinen Grenzen von einer ganz anderen Seite zeigen.
AM RAND VOM LAND. Eine Entdeckungsreise an den Grenzen Österreichs
KRAL Verlag, 978-3-99103-010-2, ca. 260 Seiten
1. Wildendürnbach: ein Kirchturm ohne Kirche, ein Galgenberg ohne Galgen – aber dafür viele Keller
Start meiner Tour am nördlichen Rand des Weinviertels ist Wildendürnbach, das sich noch fast im Weinviertler Dreiländereck befindet. Warum es mich dorthin verschlägt? Natürlich weil ich mir die schönste Kellergasse Niederösterreichs ansehen möchte.
2013 wurde dem Wildendürnbacher Galgenberg diese Ehre erwiesen. Eine starke Konkurrenz zum Radyweg in Poysdorf – für mich ist und bleibt dieser mein persönlicher Favorit.
Ein Dorf ohne Rauchfang mit versunkener Kirche
In Wildendürnbach legen sich die Keller und Presshäuser in mehreren Runden rund den Galgenberg. Heute ist am „Golingbir“ allerdings nicht mehr der Galgen die Attraktion: bis 1828 stand er hier, benutzt wurde er allerdings nie.
Absoluter Hingucker zwischen den 184 Kellern des Galgenbergs ist die Kirchturmspitze, die bei der Sprengung der ehemaligen Wildendürnbacher Kirche übriggeblieben war. Aber nicht nur Hingucker, auch „Hin-Hörer“: wer im Kirchtürmchen am Seil zieht, darf sich etwas wünschen. Danach spaziert man am besten in den Besucherkeller, um sich einen Spritzer zu genehmigen und in aller Ruhe die zwischen den Weingärten herumzischenden Ziesel zu beobachten.
Die neue Kirche musste ich mir natürlich auch ansehen. Das Entstehungsjahr in den 70ern ist dieser modernen Kirche unschwer anzusehen: die Optik erinnert etwas an die Eglise St.-Joseph in Le Havre.
Alt-Prerau – wo der Grenz-Übertritt wirklich verboten ist
Im Nirgendwo zwischen Wildendürnbach und Laa/Thaya ist wirklich ein großes Niemandsland. Keine Dörfer, sondern große Höfe dominieren die Landschaft. Einer davon ist der Demeter-Gutshof in Alt-Prerau, der in den 30er Jahren sogar in Besitz von Julius Meinl war. Heute ist der Zutritt zum privaten Schutzgebiet verboten.
Dafür ist der Grenzübergang nach Neu-Prerau geöffnet. Am besten radelt man per Rad am „Hallo Nachbar“-Radweg hinüber nach Nový Přerov.
Mehr Infos zum Besucherkeller bzw. zum Wildendürnbacher Galgenberg hier.
2. Laa/Thaya: Kreisverkehre en masse – auch an der Grenze
Mit bester Sicht auf den Kalkkegel von Staatz geht die Grenztour im nördlichen Weinviertel bei Laa/Thaya weiter.
Laa gehört definitiv in meine Grenzserie: Planmäßig als Grenzfeste im 13. Jahrhundert angelegt lag die Stadt jahrzehntelang direkt am Eisernen Vorhang. Seit der Öffnung der Grenzen hat sie sich durch das unvergessene Foto der beiden Außenminister Mock und Dienstbier (beim Durchtrennen des Stacheldrahtzauns am 17.12.1989) in die Geschichtsbücher geschrieben.
Und dann haben sie in Laa auch noch einen Kreisverkehr direkt an die Grenze gestellt! Perfekt für eine wie mich bzw. meine Kreisverkehr-Serie. Grundsätzlich verbinde ich die Kleinstadt am Rande Niederösterreichs aber mit 8 Jahren Gymnasium…
Aus Laa ließen sich so schöne Wortspiele machen: Es ist nicht „laa“ in Laa, oder „la la“ in Laa. Witzigerweise haben das die Laaer bereits selbst erledigt: am Stadtplatz wird „gratis free WlaaN“ angeboten. Wer sagt´s denn!
Apropos Stadtplatz: diesen sollte man gesehen haben, v.a. wegen des Rathauses, das 1898/99 zum 50. Thronjubiläum Kaiser Franz Josephs im Stil des Historismus errichtet wurde. Die Prinz-Eisenherz-Fassade erinnert mich an unseren Niederlande Roadtrip und das dortige Eisenherz-Rathaus in Middelburg.
Wofür Laa sonst noch bekannt ist?
Den Reckturm samt Türkenkugeln sowie weitere Reste der Stadtmauer. Das Biermuseum in der Burg. Und das Laaer Bier natürlich – ich bin jahrelang auf dem Weg in die Schule an der Hubertus Brauerei vorbeigefahren.
Dann natürlich auch für das Zwiebelfest. Wo andere Städte genussvolle Früchte feiern (Menton an der Côte d’Azur z.B. die Zitrone), hat sich Laa eben die Zwiebel auf die Fahnen geheftet. Und nicht weit weg davon die Unterstinkenbrunner den Knoblauch, der es sogar in den dortigen Kreisverkehr geschafft hat)..
Aber jetzt: die Laaer Kreisverkehre! So viele auf einmal habe ich selten wo gesehen, das Kreisverkehr-wütige Städtchen hat mein ausgeflogen.at-Herz im Sturm erobert. Und noch dazu die Motive: recht Laa-lastig!
Ich bin alle abgefahren…Und wie gesagt: sogar am Grenzübergang haben sie in Laa einen Kreisverkehr aufgestellt! Wo gibt’s denn sowas?
Mehr Kreisverkehre
Die Laaer Kreisverkehre haben meine Serie der witzigsten Verkehrsflächen gut gefüllt: Kreisverkehre Österreichs
Apropos Grenze…
Der Grund meines Laa Besuchs? Natürlich der Grenzübergang nach Hevlín. Durchgeradelt war ich bereits einmal – aus Tschechien kommend – bei meiner Radtour am Iron Curtain Radweg.
Die nach dem Krieg verödete Laaer Grenze wurde im Jahr 1978 durch ein Abkommen für den PKW-Verkehr geöffnet. An der Höfleinerstraße erinnert eine Gedenktafel an die vertriebenen Südmährer, die diesen Weg in die neue Heimat nehmen mussten.
Eine weitere Laaer „Sehenswürdigkeit“ hat ebenfalls mit den Folgen des Zweiten Weltkriegs zu tun: auf den Russenfriedhof bin ich bei meinem Laaer Sehenswürdigkeiten-Trip auch noch neugierig. Besser gesagt auf die Kapelle, die hier von Oleg Deripaska in Gedenken an seinen gefallenen Großvater in den letzten Jahren errichtet worden ist.
Laa an der Thaya? Stimmt doch gar nicht
Acht Jahre Gymnasium in Laa/Thaya, aber nie habe ich mir Gedanken über den Namenszusatz des kleinen Städtchens gemacht. Liegt doch Laa seit Ende des 19. Jahrhunderts gar nicht mehr an der Thaya selbst, sondern am Thayamühlbach.
Nur ein kurzes Stück führt der Grenzfluss zu Tschechien an diesem Eck durch Österreich. Östlich von Laa bei Alt-Prerau, und westlich davon bei der Pulkaumündung in die Thaya. Auch diesen grenznahen Flecken – auf der Karte als „hinter der Thaya“ eingezeichnet – habe ich mir angesehen.
Laa ist natürlich auch für Erholung in der Therme Laa bekannt. Wer mehr zur Geschichte Südmährens erfahren möchte ist im Südmährermuseum richtig (eingeschränkte Öffnungszeiten).
3. Hanfthal: DIE Entdeckung für Freunde des Hanf – aber viel eher des Fußballs
Hanfthal stand zuerst gar nicht auf meinem Plan. Dass in Hanfthal der Hanf großgeschrieben wird, wusste ich. Was sollte ich sonst wohl dort vorfinden?
Bei meiner Rückfahrt habe ich dann doch noch einen Stop in dem Nachbardörfchen von Laa eingelegt. Und dabei eine wirklich einzigartige Entdeckung gemacht. Dabei spreche ich aber nicht vom wunderschön blumengeschmückten Örtchen selbst:der Dörfverschönerungsverein hat sich hier nämlich einiges angetan. So muss ein Dorf aussehen!
Warum man sich Hanfthal aber wirklich ansehen sollte? Wegen des einzigartigen Dorfangers. Ich folge also den Schildern zum Rundanger und finde dort, inmitten der riesigen Wiesenfläche: den Hanfthaler Fußballplatz! Ausgestattet wie üblich mit Tribüne und Schweinwerfern, mit dem Unterschied, dass sich rund um diesen Platz ein pittoreskes Häuserensemble gruppiert. Ein Bild wie früher, bei dem Kindheitserinnerungen hochkommen. Und noch dazu befindet sich auch das kleine Hanfmuseum am Fußballplatz – bzw. Dorfanger.
Hanfthal macht seinem Namen als „Rundanger-, Blumen- und Hanfdorf“ also alle Ehren! Unbedingt vorbeischauen beim nächsten Trip ins Land um Laa!
In Hanfthal steht das einzige Hanfmuseum Österreichs (abgesehen von der Hanfausstellung in Reingers). Auch kultig: einen Hanfthaler Traktor treffe ich etwas später dann auf der anderen Seite der Grenze in Jaroslavice an.
4. Zwischen Zwingendorf und Seefeld-Kadolz: eine Schatzsuche
Bevor ich durch das wunderschöne Pulkautal fahren darf, lege ich noch ein Grenzabstecher ein. In Zwingendorf fahre ich dafür in Richtung Norden hoch. Hoch? Ja, denn es geht zum Schatzberg, der nicht nur einen „Schatz birgt“, sondern tatsächlich so heißt. Der Schatzberg grenzt das Pulkautal gegen den tschechischen Nachbarn ab, die Staatsgrenze verläuft auf dem Rücken des Höhenzugs.
Der Schatz des Schatzberges findet sich in der „Schwoaßastroßn“, „Leopoldstroßn“ und „Hauerstroßn“ in Form der Weinkeller, die die Ernte aus den umliegenden Weingärten verwahren.
Kurz vor der Grenze wartet die nächste Südmährer-Gedenkstätte auf mich. Dieses mal ist sie den ehemaligen Einwohnern von Joslovitz – des heutigen Jaroslavice – gewidmet. Der „Europaplatz“ an der Grenze weist seit 1995 darauf hin, dass wir uns hier nicht am Ende, sondern in der Mitte Europas befinden.
In Jaroslavice komme ich am Schloss nicht vorbei. Der von Fischer von Erlach erbaute Renaissancebau wird nach Jahren des Verfalls endlich renoviert. Unweit davon entdecke ich dann den schon erwähnten Hanfthaler Traktor.
5. Im Pulkautal: in der längsten Kellergasse – nein, KellerTRIFT Europas
Nach Jaroslavice geht’s wieder retour nach Österreich – und endlich hinein ins Pulkautal. Am Rücken des Schatzbergs findet sich an der Grenze ein Freundschaftsplatz der Gemeinden Jaroslavice und Seefeld-Kadolz, am nächsten Platzerl sorgt die bekannte orange Fahne für Orientierung. Ich bin hier – noch – im Weinviertel. Erst nach dem Pulkautal werden die Weingärten verschwinden und durch das Granithochland des Waldviertels ersetzt werden.
Doch zunächst befinde ich mich noch am „Tor ins Weinviertel“. Der Slogan ist zwar von der Brücke bei Haugsdorf geklaut, gilt aber natürlich am Grenzübergang bei Seefeld-Kadolz genauso.
Der Weg nach Großkadolz (erster Stop: die Radler-Rast in der Kellergasse) führt über den Eurovelo 13. Diese Radroute kenne ich von meiner Tour durchs Pulkautal, als ich hier den Streckenabschnitt bis nach Laa auf tschechischer Seite gewählt habe. Im Pulkautal überschlagen sich die Weinradwege dann sowieso: neben einer Polt-Radroute kann man hier auch am Portugieser sowie Chardonnay radeln.
Mehr zum Radweg durchs Pulkautal
Meine Radtour am Iron Curtain Radweg führte mich von Retz nach Laa: Pulkautal Radweg
„Roadtrip“ durchs Pulkautal: eine kleine Zeitreise
Mit Ausnahme von Pernersdorf-Pfaffendorf und Mailberg komme ich durch alle Gemeinden des Pulkautals durch: Seefeld-Kadolz, Haugsdorf, Hadres und Alberndorf – es sind ja auch nur sechs.
Was das Pulkautal auszeichnet? Durch die abgeschiedene Lage an der Grenze hat sich dieser Landstrich in den letzten Jahrzehnten kaum verändert. Die Zeit ist zwar nicht stehengeblieben, aber der Charakter der Dörfer hat sich erhalten und macht das Pulkautal zu einem echt authentischen Stück Weinviertel.
Da wären die wunderschönen langgezogenen Straßendörfer. Oder die Kellergassen (hier: Kellertriften), die jeweils quer zur Durchzugsstraße verlaufen oder sich zur hügeligen Grenze hochziehen. Oder überhaupt der Charme alter Zeiten, der einen hier einholt.
In Großkadolz kommt man am alten Tonkino nicht vorbei. Ein Relikt aus alten Zeiten, das vor allem durch die Polt-Filme an Bekanntheit erlangt hat. Auch der Gendarm Polt findet´s nämlich im Pulkautal schön, besser gesagt sein Erfinder, Alfred Komarek.
In der vereinten Gemeinde lockt auch schon die nächste Sehenswürdigkeit des Pulkautals: Schloss Seefeld. Vom Dorfanger wirkt es relativ klein, bewegt man sich allerdings am Radweg von Westen auf das Schloss zu, wirkt die Hinteransicht doch recht mächtig.
Obritz ist bestes Beispiel für den authentischen Charakter der Pulkautaler Straßendörfer. Trotz verschiedenfarbiger Fassaden hat sich ein einheitliches Straßenbild erhalten – auch durch die nach wie vor einstöckigen Häuschen. Wer als Kind in einem Straßendorf der 80er Jahre aufgewachsen ist, fühlt sich in der alten Dorfstruktur sofort heimisch. Alleine deswegen zahlt es sich schon aus, durch das Pulktaul zu fahren. Der Wein tut dann sein übriges…
Die längste Kellergasse – nein KellerTRIFT Europas
Mit Hadres hat das Pulkautal auch einen Superlativ aufzubieten: die längste geschlossene Kellergasse Europas. Kellergassen außerhalb des Weinviertels gibt es natürlich nicht allzu viele (und wenn, dann handelt es sich meist um andere Bauformen wie z.B. bei den Kellerstöckln des Südburgenlands). Daher sollte man hier wohl eher von der längsten Kellergasse des Weinviertels sprechen. Bzw. auch nicht – hier im Pulkautal nennen sich diese ja KellerTRIFTEN.
Eineinhalb Kilometer lang ist die Hadreser Kellertrift. Wer zwischen den 400 Weinkellern bzw. Presshäusern Lust auf eine Pause bekommt, kann am Rastplatz mit Selbstbedienungsausschank einen Stop einlegen.
Vom Europadorf zu Excalibur City
Next Stop Europadorf. So etwas gibt es tatsächlich, und zwar dann, wenn man vom Europarat die „Europafahne“ erhalten hat. Wie Alberndorf bereits 1974, als erstes Dorf Österreichs.
Ich bleibe ebenso europäisch auf meinem Grenztrip durchs nördliche Weinviertel, und begebe mich daher wieder in Richtung Nachbarland. Und zwar diesmal auf den Gerichtsberg bei Haugsdorf, der mir einen schönen Ausblick auf Znaim beschert.
Vom ehemaligen Kallendorf (heute Chvalovice, bzw. hauptsächlich Sitz des überdimensionalen Grenz-Spektakels Excalibur City) führt mich der Weg unvermutet in ein tschechisches Kellerviertel, den Waldberg. Dort könnte man einkehren beim Lahofer oder Stanek – wie man´s auch von daheim im Weinviertel kennt.
Warum ich mich dorthin verirre? Weil ich auf dem Weg zum Bunker MJ-S4 bin, der sich im Osten von Šatov zwischen den Feldern versteckt. Einen weiteren Bunker finde ich dann auch noch direkt an der Straße am Weg nach Hnanice. Die Bunker wurden bereits für die Verteidigung gegen Nazideutschland errichtet – und später als Abwehranlage des Eisernen Vorhangs verwendet.
Der Bunker MJ-S4 befindet sich bei den Weinkellern des Weinguts Vinařství Waldberg bei Chvalovice, der zweite Bunker direkt an der Straße von Šatov nach Hnanice beim Hotel Happy Star. Die Bunker sind Museumsbunker und können besichtigt werden. Weitere Infos hier.
6. Rund um Mitterretzbach: zwischen Tisch und Stein
Und wieder retour über den kleinen Grenzhügel in Richtung Österreich. Dieses mal sind Steine das Ziel.
Stein 1: der Grenztisch, der sich genau am Grenzübergang Mitterretzbach befindet. Interessantes Faktum: in ziemlich direkter Linie nach Süden steht ein zweiter Grenztisch – nämlich in Glanz an der Weinstraße in der Südsteiermark. Interessant auch die anachronistischen Automaten bei der Grenzübergangsstelle. Wieder ein kleiner Zeit-Sprung und einer jener Lost Places in Niederösterreich, die man im Vorbeifahren findet.
Ein Kraftort an der Grenze
Aber nun zu Stein Nummer 2: dem „Heiligen Stein“ von Mitterretzbach. Interessantes Faktum in diesem Fall ist, dass der Weg zu diesem Opfer- oder Kultstein durch die „Kaffeegasse“ führt – wo wir uns doch (noch!) in einer Weingegend befinden.
Bis zur Zeit Josef II. stand an der Stelle, wo heute eine kreisförmige Aussichtsplattform den Blick ins Retzer Land ermöglicht, eine Wallfahrtskirche. Heute ist beim Mitterretzbacher Schalenstein noch eine Kapelle übriggeblieben.
Nach Retz fahre taste ich mich wieder an der Grenze vorwärts. In Richtung Niederfladnitz verläuft die Grenze zu Tschechien direkt an der Straße. Der Übergang zur nächsten Grenzetappe im Thayatal ist hier mehr als eindeutig: mit einem Schlag hören auf einmal die Weingärten auf.
Auch heute noch werden Wallfahrten zum Heiligen Stein von Mitterretzbach gemacht. An Wochenenden von Mai bis September wartet sogar eine kleine Ausschank auf die Besucher. Von der Pfarrkirche Unterretzbach führt ein Wünschelrutenweg auf 20 Kilometern ins Grenzland bis ins tschechische Hnanice.
Eine weitere Südmährergedenkstätte
Der Blick vom Heiligenstein ins Retzer Land erinnert mich an den Abschluss meiner Grenztour im Weinviertler Dreiländereck. Da weiß ich allerdings noch nicht, dass im am Rückweg von Retz noch einmal von oben ins Grenzland blicken werde. Nämlich wieder einmal von einer Südmährer-Gedenkstätte.
Und zwar auf der Landesstraße von Unterretzbach in Richtung Pulkautal. „Heimatrecht ist Menschenrecht“ ist auf der Aussichtsplattform der Südmährer aus dem Kreis Znaim angebracht. Ob das das letzte Mahnmal der südmährischen Vertriebenen ist? Im bewaldeten Thayatal wird man davon wohl wenig sehen – und bald danach geht drüber der Grenze das Mährische ins Böhmische über.
7. Oben und unten in Retz: ein mediterraner Ausklang
Retz ist die letzte Station auf meiner Grenztour im nördlichen Weinviertel, danach werden die Weingärten vom Granitplateau des Waldviertels abgelöst.
Doch zuerst ist Wein noch das große Thema: mit den unterirdischen Kelleranlagen verfügt Retz über den größten Weinkeller Österreichs. Bis zu drei Etagen hoch sind die Stockwerkskeller im Retzer Untergrund und damit mit über 20 Kilometern viel ausgedehnter als das oberirdische Straßennetz.
Der Weinhandel der Retzer Bürger machte sich bezahlt, heute dürfen wir uns an imposanten Bauten wie dem Sgraffitohaus sowie dem Verderberhaus im venezianischen Stil erfreuen. Nämlich am nicht gerade kleinen Hauptplatz, der an lauen Juliabenden dadurch gleich noch südländischer daherkommt als die sommerliche Weinstimmung von alleine schon hergibt. Ein weiteres Zeichen des bürgerlichen Reichtums der Retzer ist das Alte Rathaus inmitten des Platzes: heute kann man aus luftiger Höhe auf den markanten Platz hinunterblicken.
Die Retzer Laid-Back-Stimmung passt auch zum Spruch am Verderberhaus „Alles mit der Zeit“. So lasse ich auch meinen Grenztrip am Hauptplatz ausklingen, und zwar auf den modernen Versionen des Tratschbankerls. Die Retzer haben am Hauptplatz himmelblaue Enzis (mit Sonnenschirm!) aufgestellt, man schleckt sein Eis und beobachtet das Treiben. Denn beim Verderberhaus kommen die Autos hereingerollt, um ihre Kurven rund um den Hauptplatz zu drehen. Die Kinder relaxen einstweilen am Sandspielplatz mitten am Hauptplatz. So geht chillen in der Stadt!
Übrigens: wer nicht im Sommer kommt sondern im Herbst, darf sich beim Weinlesefest aus einem der beiden Brunnen laben – er speist echten Wein.
Sommerstimmung von oben: bei der Retzer Windmühle
Bevor ich mich der Laid-Back-Stimmung am Retzer Hauptplatz hingebe, statte ich noch der Windmühle am Kalvarienberg hinter Retz einen Besuch ab. Oder besser gesagt: dem Windmühlenheurigen, der gleich neben der Mühle Wein aus den Rieden rundherum ausschenkt. Die Windmühle ist seit ihrer Restaurierung im Jahr 2010 eine von nur zwei funktionsfähigen Mühlen Österreichs.
Die Retzer Unterwelt kann bei einer Führung erlebt werden: rund 5% der Weinkeller sind auf der 90minütigen Führung zugänglich. Die Türmerstube am Hauptplatz ist bis 18 Uhr zugänglich (Drehkreuz-Einwurf von € 2,-). Brotbacken ist in der Retzer Windmühle an Wochenenden möglich, Führungen täglich.
Mehr zur Weinstadt Retz
Am besten etwas mehr Zeit einplanen: für die Sehenswürdigkeiten-Tour durch Retz
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Die ganze „Darstellung“ ist wirklich einzigartig, Viele, viele Grenzsteine und tolle Erläuterungen.
LG Heinz Hirsch
Vielen Dank 😉 Ja, bei meiner Grenztour hab ich einige Plätze gefunden, an denen ich normalerweise vorbeigefahren wäre…