Am NÖRDLICHSTEN PUNKT ÖSTERREICHS: Waldviertel aus dem Bilderbuch
Von verschwundenen Dörfern, dem Tal der Liebe und einem Roadtrip durch Kanada – nämlich dem tschechischen. Rund um das Waldviertler Nordkap und den nördlichsten Punkt Österreichs.
Am nördlichsten Punkt Österreichs ist das Waldviertel für mich genau so, wie es gehört. Liegt es daran, dass ich als Kind so viel Zeit dort verbringen durfte? Oder daran, dass es ganz „oben“ wirklich genauso aussieht, wie man sich das Waldviertel vorstellt?
Rund um Heidenreichstein kenne ich viel, aber nicht alles. Bei meinem kleinen Nordkap-Roadtrip wollte ich mir vor allem ansehen, was sich hinter der Grenze versteckt.
2. Verschwundene Grenzen: und ein Renaissance-Städtchen
3. Wo Mähren in Böhmen übergeht (fast): und auch ins tschechische Kanada
4. In der nördlichsten Stadt Österreichs: rund um den Litschauer Herrensee
5. Im Tal der Liebe: am nördlichsten Punkt Österreichs
6. Zum Abschluss die schönste Wasserburg Niederösterreichs: Heidenreichstein
Hier oben stimmen die Klischees: Wald, Teich und Karpfen
Hier ganz oben, rund um den nördlichsten Punkt Österreichs, ist das Waldviertel „richtig echt“. Zumindest für mich. Denn ich kenne das nördliche Waldviertel seit meiner Kindheit. Meine Großeltern haben dort gelebt, und zwar ganz oben, am Nordkap Österreichs in Heidenreichstein.
Bis heute werden bei den Ortsnamen Kleinpertholz, Altnagelberg, Litschau oder Vitis Erinnerungen wach. Und natürlich bei Heidenreichstein selbst. Die Burg wird mir immer in Erinnerung bleiben – von ihrem imposanten Anblick hat sie auch beim gefühlt tausendsten Anblick nichts verloren.
Warum ich also nach wie vor gerne ins Waldviertel – und zwar genau in diese Gegend rund um Heidenreichstein – fahre? Muss wohl mit meinen Wurzeln zu tun haben.
Aber auch mit dem „richtigen Waldviertelfeeling“: Granitblöcke auf denen man wackeln kann, tausend Teiche die für ihre Abfischfeste bekannt sind. Und wunderbarstes Sommerfrische-Feeling inmitten bester Waldluft.
Übrigens: es sind sogar mehr als die gefühlten tausend Teiche. Ganze 3.000 Wasserflächen, Teiche und Lacken hat das Waldviertel anzubieten. Was für ein Erlebnis, bei einem Abfischfest die aus dem trüben Schlamm gezogenen Karpfen und Welse bei ihrem Überlebenskampf zu beobachten. Nichts für schwache Nerven! Und wenn man weiß, dass der Granitsteinblock unter einem schon 300 Millionen Jahre am Buckel hat, wackelt es sich auch gleich viel besser!
Danke Waldviertel Oma und Opa für die vielen schönen Sommer, in denen wir Schwammerln und Heidelbeeren gebrockt und Moospolsterl gesammelt haben…!!!
Eine kleine Rundtour um den nördlichsten Punkt: meine Route
Jetzt auch als Buch: meine Tour an den Grenzen Österreichs
Von Ost nach West – und wieder zurück: 25 Etappen, die Österreich an seinen Grenzen von einer ganz anderen Seite zeigen.
AM RAND VOM LAND. Eine Entdeckungsreise an den Grenzen Österreichs
KRAL Verlag, 978-3-99103-010-2, ca. 260 Seiten
1. Ein verschwundenes Dorf: und wiederauferstandener Hanf
Meine Grenztour lege ich dieses mal anders an als bei den Etappen davor: ich bewege mich „rund“ um die nördlichste Grenze Österreichs tatsächlich in einer Runde – und nicht nur von Ost nach West. Einerseits kann ich vom nördlichsten Punkt nicht weiter nach Tschechien vorstoßen (zur Fuß ja, aber nicht per Auto). Andererseits sind es eigentlich zwei kleine Roadtrips, die ich in meinem Bericht zu einer Rundtour zusammenfasse.
Start ist damit also im Hanfdorf Reingers. Wer Abgeschiedenheit und Ruhe sucht, ist in dem kleinen Weiler genau richtig. Denn hier, nahe der Grenze zu Tschechien, ist nichts – und drüben ebensowenig. So schön abgelegen und hoch oben im Norden, dass in Reingers sogar Hundeschlittenrennen ausgetragen werden. Aber eigentlich kommt man ja wegen dem Hanf.
Dem traditionsreichen Waldviertler Hanf gedenkt man in Reingers in einer eigenen Hanf-Ausstellung. (Ich kenne das aus einer meiner vorigen Grenz-Etappen: das einzige Hanfmuseum Österreich befindet sich in jenem Ort, der die Pflanze sogar im Namen trägt: Hanfthal).
Gleich dort, beim „Hanfdorf“, lässt es sich auch herrlich aus dem Alltag ausklinken. Beim Freizeitzentrum am Badesee samt angeschlossenem Campingplatz – natürlich dem nördlichsten Österreichs.
Den Grenzübergang Grametten habe ich mir auf meiner Grenztour natürlich auch angesehen. Wie schon so oft ist das wuchtige Zollhaus nicht zu übersehen. Im Örtchen daneben begegnet mir der erste typische Waldviertler Fischteich, mehrere werden noch folgen.
Mehr Infos zum Campingplatz in Reingers hier. Tipp für den Urlaub mit Kindern: der Spielplatz am Badesee hat einiges zu bieten und am Campingplatz kann im Hanftipi übernachtet werden. Das Hanfdorf (und die Ausstellung) befinden sich gleich daneben am Müllerteich.
Nicht nur Hundeschlittenrennen können in Reingers verfolgt werden. Auch einen „Le Mans“-Ableger gibt’s hier, und der hats in sich: bei der internationalen „Oldtimertraktoren-Langstrecken-WM“ gibt’s als Preis des 24-Stunden-Rennens das „Goldene Hanfblatt“….
Nicht verschwunden, aber versteckt: ein Kraftplatz im Wald
Ein Kraftplatz soll sich hier ums Eck befinden? Wenn ich schon in der Nähe unterwegs bin, muss ich hin. Schließlich sind wir im Waldviertel, und das ist bekanntlich Sammelbecken für Energieplätze aller Arten. Die Granitblöcke stehen hier nicht einfach so in der grünen Wiese herum.
Oder im Wald. Durch diesen komme ich nämlich auf meinem Weg zum Platz des Skorpions zwischen Engelbrechts und Kleinmotten durch. Warum der Name? Weil die Energiesteine wie das „Warzenbründl“ (neuerdings „Yin/Yang“-Stein) oder der „Herrgottstein“ im Skorpion-Sternbild angeordnet sein sollen. Schon alleine wegen der moosbewachsenen Granitblöcke hat sich der Weg ausgezahlt!
Der Skorpionplatz befindet sich in der Nähe von Engelbrechts auf der Straße zwischen Radschin und Weißenbach (am besten über Google Maps anzeigen lassen).
Verschwunden UND versteckt: das alte Gottschallings
Next stop: der Grenzübergang Klein-Taxen. Dieser kleine Ort klebt richtig an der Grenze. Das letzte Haus, das Ortsschild – und schon ist Schluss mit Österreich.
Warum es mich hierher verschlägt? Das verschwundene Gottschallings ist schuld. Eines jener Grenzdörfer, die die Wirren des 20. Jahrhunderts (Grenzziehung nach dem Ersten Weltkrieg, Sperrzone nach dem Zweiten Weltkrieg) nicht überlebt haben. Von den zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch 62 Häusern ist in der Wüstung nichts übriggeblieben – zumindest finde ich außer der Erinnerungstafel so gut wie nichts davon. Aber dafür wieder einmal einen der tschechischen Radwege, die in der unberührten Natur des Eisernen Vorhangs neu entstehen konnten.
Weiter geht’s in Richtung Fratres. In Groß-Taxen fahre ich über den Taxenbach und fühle mich gleich ins Salzburger Land versetzt. Die nächste Verwirrung dann bei Hohenau. Dort war ich schon, ebenso auf Grenztrip. Allerdings im Weinviertler Dreiländereck.
Nach dem Grenzübergang die erste Abzweigung nach links nehmen. (Gottschallings ist auf Google Maps unter seinem tschechischen Namen Košťálkov zu finden.)
2. Verschwundene Grenzen: und ein Renaissance-Städtchen
Der Grenzübergang von Fratres nach Slavonice wäre nichts Ungewöhnliches, wäre da nicht – etwas Ungewöhnliches. Doch zuerst einmal gibt es dort: einen Duty Free Shop sowie ein kleines Casino im alten Zollgebäude. Und auch wieder eine Südmährer-Gedenkstätte. Das kenne ich bereits – vom Südmährerkreuz im Weinviertler Dreiländereck, von Laa und aus dem Pulkautal.
Aber nur hier bei Slavonice verschwinden die Grenzen. Nämlich an der 2009 errichteten Kunst-Installation, die man schon bei der Anfahrt zum Grenzübergang nicht übersehen kann.
Was ebenso – leider – verschwunden ist: die Bahnschienen der Thayatalbahn, mit der man – von Wien und Gmünd kommend – bis 1945 grenzüberschreitend bis nach Slavonice unterwegs sein konnte. Heute fährt sichs dafür auf den ehemaligen Bahntrassen am Thayatalradweg – einem der Radwege, der immer noch auf meiner To-Do-Liste steht.
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Zlabings ist ein heißer Tipp! Wer sich am Nordkap Österreichs in Grenznähe befindet, sollte das nahe Ausflugsziel ruhig einmal unter die Lupe nehmen.
Denn das heutige Slavonice hat sich sein Renaissance-Stadtbild erhalten, nachdem die Hauptstrecke nach Prag im 18. Jahrhundert nicht mehr über Zlabings, sondern über Znaim geführt wurde. Die Grenznähe im 20. Jahrhundert tat dann ihr übriges. Heute stehen die Sgraffitohäuser und Laubengänge am Hauptplatz unter Denkmalschutz, ebenso wie Stadtmauer und Wehrtürme.
Ein anderer „Wehrturm“ befindet sich am westlichen Rand der Stadt: und wieder einmal findet sich hier in der einstigen Sperrzone des Eisernen Vorhangs ein alter Bunker.
In Slavonice sind auch schon die ersten „Knedlicky“ angeschrieben. So schön, in Böhmen zu sein! Aber bin ich überhaupt in Böhmen? Wo ist eigentlich die Grenze? Habe ich bei meinem Waldviertel-Trip die Grenze zwischen Böhmen und Mähren bereits überquert?
3. Wo Mähren in Böhmen übergeht (fast): und auch ins tschechische Kanada
Die Frage wird gleich gelöst. Die Grenze zwischen Mähren und Böhmen habe ich nämlich schon hinter mir gelassen. Aber nicht hier und heute, sondern bei meiner vorigen Grenz-Etappe. Die Trennlinie liegt nämlich westlich von Frain bei Schaditz/Hluboká.
Allerdings: In Slavonice befinde ich mich: im heutigen Böhmen, aber im ehemaligen Mähren.
Bis 1920 lag die Grenze zwischen (dem alten Königreich) Böhmen und (der Markgrafschaft) Mähren nämlich westlich von Slavonice. Nach dem Zweiten Weltkrieg einigte man sich wieder auf die alte Dreiländereck-Grenze von St.-Germain.
Ab 1960 wurde die Trennlinie dann nach Osten verschoben – der Stein allerdings steht noch heute, das Č für Böhmen (Čechy) sowie das M für Mähren sind nach wie vor mit großen Lettern angezeichnet. Immerhin markiert der alte Grenzstein noch eine richtige Grenze: nämlich die zu Österreich. Am Weg zurück finde ich sogar noch einen weiteren Grenzstein.
Der alte Dreiländereck Grenzstein ist an der Straße zwischen Slavonice und Staré Město pod Landštejnem zu finden: nach Kadolec die Stichstraße nach Süden nehmen. Wer kann, fährt den rumpligen Waldweg am besten mit dem Rad.
Im böhmischen Kanada: Wald und Teiche wie im Waldviertel
Ich bin also in Böhmen gelandet, und zwar im „böhmischen Kanada“. Warum dieser Grenzstreifen zwischen Slavonice und Nová Bystřice so genannt wird? Weil die leicht gewellte Landschaft etwas an die endlosen Weiten Kanadas erinnert.
Wie im fernen Naturparadies begegnet man auch hier kilometerweit keiner Menschenseele, die alten Dörfer in dem abgelegenen tschechischen Grenzwinkel mussten dem 20 Kilometer breiten Sperrgebiet der Todeszone weichen. Unberührte Natur also, die sich frei entfalten konnte – und seit 1994 als Naturpark Česká Kanada zwischen Slavonice und Nová Bystřice Touristen anzieht.
Nach Staré Město pod Landštejnem durchkreuze ich den abgelegenen südböhmischen Grenzwinkel. Den Beginn macht die Ruine Landstein – ein Wehrbau des 13. Jahrhunderts. Mit Schloss Ebergersch folgt ein Hingucker am weiteren Weg. Nicht nur der alte Gutshof macht neugierig, sondern auch die – recht interessanten – Kunstobjekte vor dem Schloss selbst.
Und dann bin ich landschaftlich gefühlt im Waldviertel unterwegs: auch hier in der südböhmischen Seenplatte liegen die Dörfer hinter Wald und Fischteich versteckt. Bei meiner Fahrt auf der ziemlich wurzelversprengten Waldstraße passiere ich verträumte kleine Weiler wie Veclov und Návary, erst kurz vor Artolec bahnt sich wieder eine Asphaltstraße den Weg durch den Wald. Ein echtes Naherholungsgebiet!
Nová Bystřice war einst Sommerfrische-Ort der Monarchie. Danach lag das einstige Neubistritz in der Sperrzone des Eisernen Vorhangs. Was auffällt: die klassisch „waldviertlerische“ Ausgestaltung des Hauptplatzes!
Nach dem kleinen Abstecher in den tschechischen Grenzwinkel begebe ich mich wieder nach Norden in Richtung Zivilisation. Würde ich den Weg nach Süden nehmen, wäre das Waldhotel Peršlák das einzig mögliche Ziel. Dorthin werde ich später noch von anderer Seite vorstoßen – auf meinem Weg zum nördlichsten Punkt Österreichs (siehe Tipp 5).
Třeboň: viel Wald, viel Teiche – und ein recht waldviertlerischer Hauptplatz
Weiter geht’s durchs tschechische Kanada an der großen Europastraße in Richtung Třeboň. Einen Stop muss ich allerdings noch einlegen: die alte Steinbogenbrücke über den Vitek-Teich wirkt einfach zu faszinierend, um ohne einen Stop daran vorbeizufahren.
Das Waldviertel-Feeling lässt mich in Třeboň nicht los. Auch im alten Wittingau glaubt man am Renaissance-Hauptplatz, in Gmünd oder Weitra zu sein. Und auch sonst erinnert der Ort viel an das alte Österreich: Třeboň ist Zentrum der böhmischen Karpfenzucht – und die Schwarzenbergs haben hier ihre Familiengruft.
Die alte Steinbogenbrücke befindet sich bei Nová Hlína. Wieder einmal führt hier ein tschechischer Radweg vorbei.
4. In der nördlichsten Stadt Österreichs: rund um den Litschauer Herrensee
Zurück nach Österreich geht’s über den Grenzübergang „Schlag“. Wie passend, liegt doch der kleine Weiler – eine alte Holzfällersiedlung – mitten im Wald. Auch ein anderer Litschauer Ortsteil trägt die Gegend im Namen: die „Waldhäuser“. Wäre die Entscheidung nach St.-Germain anders ausgefallen, läge Litschau heute bereits in Tschechien. Die alten Grenzen blieben aber bestehen, das Zollhaus (in dem heute sogar übernachtet werden kann) durfte weitere Jahrzehnte seinen Dienst leisten.
Vom Grenzübergang fahre ich „von oben“ nach Litschau herunter. Oben ist hier nicht (nur) geographisch gesehen: die nördlichste Stadt Österreichs verblüfft als Höhenkurort, Reizklima inklusive.
Einen ersten Stop lege ich in der Hafenbar am Herrensee ein. Früher typisch waldviertlerisch als HerrenTEICH bezeichnet, darf sich dieser mit 1,6 Kilometern Länge durchwegs als See bezeichnen. Fünf Kilometer lang ist denn auch der Rundwanderweg um den See, bei dem man unweigerlich am beliebten Strandbad vorbeikommt.
Rund um Litschau überschlagen sich übrigens die Lacken. Es gibt einen „Kufsteinteich“ (warum dieser Name?), aber auch einen „kleinen Kuchelteich“ (für die Fische der Schlossküche). Apropos Schloss: dieses hat Litschau auch aufzuweisen. Sowie wieder einen typisch waldviertlerischen Hauptplatz.
Und auch die sprechenden Ortsnamen sind rund um Litschau nicht wenige: neben „Schlag“ und „Waldhäuser“ geht es auf der Grenztour in Richtung Gmünd einmal „schön“ und einmal „finster“ weiter. Im „Hintaus“ der beiden Orte Schönau und Finsternau liegen die Häuser schön versprengt zwischen Wald und Grenze – besseres Waldviertelfeeling gibt’s fast nicht.
Die „Hafenbar“ am Litschauer Herrensee befindet sich genau dort, wo man von der „Schläger-Straße“ am Herrensee ankommt. Ein heißer Tipp für eine kurze Rast, bevor man im Strandbad weiterchillt. Auch diesen Ort sollte man nämlich gesehen haben – am besten während des Schrammel.Klang.Festivals (2020 coronabedingt als „Schrammel.Klangerl“ durchgeführt).
Litschau: Endstation der Waldviertelbahn
Am Nord- oder Südast durch das Waldviertel gezuckelt: mit der Waldviertelbahn
5. Im Tal der Liebe: am nördlichsten Punkt Österreichs
Bei dieser Grenztour wende ich mich noch nicht in Richtung Gmünd, sondern nochmals dem Norden zu. Das Nordkap Österreichs habe ich zwar schon einmal besucht, der Ausflug liegt allerdings bereits einige Jahre zurück.
Der nördlichste Punkt Österreichs liegt in Rottal in der Gemeinde Haugschlag – dort, wo Österreich ein kurzes Stück über den 49. Breitengrad hinausschlägt.
Wie in Schlag handelt es sich mit Rottal um eine ehemalige Holzfällersiedlung im „Tal der Liebe“. Die Wirtinnen des nahe gelegenen Gasthaus Perzy – dem nördlichsten Gasthaus Österreichs – zeigten früher „großes Herz zu später Stunde“, wie eine Tafel verrät. Bei meinem Besuch ist das Gasthaus leider geschlossen, die Möblierung aus den Zwanziger Jahren hätte ich gerne gesehen.
Apropos „Schlag“: Haugschlag selbst ist gar nicht so unbekannt durch seinen Golfplatz, der hier tatsächlich direkt an der Grenze liegt – sowie richtig schön waldviertlerisch inmitten von versprengten Granitfindlingen.
Ich parke das Auto bei der ehemaligen „Europa-Eiche“: bei meinem letzten Besuch hat der verwitterte Wegweiser noch die Distanzen nach Moskau, London Paris & Co aufgezeigt – heute ist der originelle Wegweiser leider verschwunden.
Der Grenzstein des nördlichsten Punkts liegt in einem kleinen Wäldchen am Neumühlbach. Tschechische Radler winken von der anderen Seite herüber, das Radwegenetz im Sperrgebiet des Eisernen Vorhangs wurde in den letzten Jahren ziemlich ausgebaut. Auch am Kolonnenweg hinter dem Weinviertler Dreiländereck bin ich auf meiner Grenztour ja bereits von Horden tschechischer Radlern fast überrollt worden….
Und wieder ein verschwundenes Dorf
Der Name der Wüstung, die ich mir dieses mal ansehen möchte, ist Neumühl. Zuerst übertrete ich die Grenze am Neumühlbach – bis nach Kriegsende stand hier noch eine passable Steinbrücke. Das originelle Grenzübergangsschild kommt bei meinem heutigen Besuch leider bereits „neutral“ daher – die alte Variante fand ich wesentlich besser….
Beim Waldhotel Peršlák – ehemals Zollhaus bis 1920, danach Haus der Hitlerjugend, anschließend Station der Grenzsoldaten – stoße ich auf ein interessantes geschichtliches Artefakt. Der Stein der Republik schreibt Geschichte, besser gesagt dessen Inschriften. Da wäre der Mai 1938 mit der ersten Inschrift auf tschechisch: „Uns gehört sie, unsere bleibt sie“. Kurz darauf, im September 1938, auf deutsch: „Bis wir kamen.“. Um sieben Jahre später, im Mai 1945, von einer tschechischen Triumph-Inschrift abgelöst zu werden: „Die Wahrheit siegt!“.
Die Wahrheit hat gesiegt, das Dorf musste verschwinden und Platz machen für den obligatorischen (heute nachgebildeten) Stacheldrahtzaun samt Panzersperren. Nur mehr vereinzelte Überreste von Nové Mlýny sind geblieben….
Der nördlichste Punkt Österreichs befindet sich rund einen Kilometer vom „Parkplatz“ an der ehemaligen Europaeiche entfernt. Der kleine Stellplatz ist mit Wegweisern markiert (in Google Maps nach der Grenzbrücke „Bridge to the Valley of Love“ suchen, die sich gleich in der Nähe befindet). Zum verschwundenen Dorf Neumühl biegt man beim Waldhotel Peršlák nach links zum Teich ab, an dessen Westufer das Dorf liegt.
Waldviertler Küche und böhmische Schmankerln gibt’s im Gasthaus Perzy an der Straße Richtung Litschau bzw. dem Grenzübergang Schlag.
Mehr zu den äußersten Punkten Österreichs
Übrigens: nicht nur den nördlichsten, sondern auch den südlichsten, östlichsten und westlichsten Punkt Österreichs habe ich mir angesehen.
Unser Land ganz oben und unten, links und rechts: die Ecken Österreichs.
6. Zum Abschluss die schönste Wasserburg Niederösterreichs: Heidenreichstein
Mein Bericht über den kleinen Roadtrip rund um den nördlichsten Punkt Österreichs hat mit dem Ort meiner Kindheit begonnen, also darf bzw. muss er auch so enden. Auch wenn Heidenreichstein nicht direkt an der Grenze liegt: für mich gehört es aus nostalgischen Gründen einfach dazu.
Das imposante Bild der Heidenreichsteiner Burg mit ihren Rundtürmen, dem Bergfried und der Zugbrücke kennt man von zahlreichen Bildern – sie soll ja auch die schönste Wasserburg ganz Niederösterreichs sein.
Ein Geheimtipp ist der Gemeindeteich mit dem dahinterliegenden Naturpark Heidenreichsteiner Moor, das ich dem Mann an meiner Seite vor Jahren bei einem „Kindheits-Heimat-Trip“ gezeigt habe. Neben der typischen Waldviertler Wald- und Teichlandschaft kommt man dem Moor hier bei der Moortretanlage oder dem Prügelsteg zum Sonnentau ganz nahe.
Und noch ein Bild muss ich nachlegen: ganz im Nirgendwo steht noch ein alter Flicker-Bus herum. Wo könnte so ein Bild besser passen als im Waldviertel?
Der Flickerbus steht irgendwo an der Straße zwischen Heidenreichstein und Waidhofen/Thaya (wenn er noch steht).
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Weitere Tipps zu den Sehenswürdigkeiten und Ausflugszielen rund um die Burg: Heidenreichstein
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Grandiose Beschreibung der äußersten Punkte Österreichs, weckt Lust auf ähnliche Touren und ein Vorschlag als „Dankeschön“ sei erlaubt:
Auch das österr. Bodenseeufer ist eine Reise wert !
Oh, vielen Dank für das wirklich nette Feedback! Und ja, am Bodensee war ich auch, nur das Zusammen- und Onlinestellen dauert leider noch etwas (ich habe im letzten Jahr alle Grenzregionen Österreichs besucht). Habe mich aber gerade heute erst mit Rohrspitz und Reinspitz beschäftigt….war seeeeeehr schön dort! LG