Auf KARAWANKEN-Tour: von der Märchenwiese bis ins Bärental
Auf Sehenswürdigkeiten-Trip zwischen Rosental und den Karawanken: eine Grenz-Tour rund um Tscheppaschlucht, Meerauge, Karawankentunnel und Wurzenpass.
Im Rahmen meiner Grenztour an den Rändern Österreichs war ich auch rund um die Karawanken unterwegs. Oben drüber und mitten durch, und unten so nah wie möglich dran ging meine Reise entlang der südlichen Kalkalpen vom Rosental bis zur slowenischen Grenze .
Wunderschön nah dran durfte ich vor allem dort sein, wo´s am märchenhaftesten klingt: Wer möchte nicht einmal auf der Märchenwiese, beim Meerauge oder im Bärental gewesen sein? Meister Petz lässt bei dieser Tour grüßen – in den Karawanken nicht nur bildlich gesprochen.
2. In der Tscheppaschlucht: wildromantisch zwischen Teufel und Peter
3. Am Loiblpass: ein Stück berührende Zeitgeschichte
4. Im Bodental: Wander-Traum zwischen Märchenwiese und Meerauge
5. Im Bärental: zwischen Göttin und Karawankentunnel
6. Finkenstein: bester Ausblick auf eine Insellandschaft
7. Am Wurzenpass: wo heute noch die Stellung gehalten wird
Wo der Klagenfurter Lindwurm herkommt (zumindest fast)
Der Gebirgszug östlich der karnischen Alpen ist identitätsbestimmend für die Kärntner Seele, liegt doch bei Klagenfurt, am Rand der südlichen Kalkalpen, die Heimat des Lindwurms.
Vom Dreiländereck bei Arnoldstein bis zur Petzen ziehen sich die Karawanken durch die südlichen Kalkalpen. Ab dem Bärental teilt sich der Gebirgszug in einen nördlichen und südlichen Teil. Bei dieser Grenztour bin ich vom Wurzenpass bis zur Vertatscha unterwegs, die nördliche Kette bis zur Petzen habe ich bereits bei meiner vorigen Grenztour besucht.
Einer der Fixpunkte sind dabei sind die wichtigen Alpenübergänge nach Slowenien. Angefangen vom Loiblpass und den steilen Wurzenpass sehe ich mir dabei auch an, wie sich der Karawankentunnel in den Berg hineinarbeitet..
Neben kurvenreichen Bergfahrten darf ich aber auch Natur pur in der Tscheppaschlucht, im Boden- und Bärental sowie rund um die Burg Finkenstein erleben.
Die Karte: wo ich bei meiner Grenz-Tour durch die Karawanken unterwegs bin
Jetzt auch als Buch: meine Tour an den Grenzen Österreichs
Von Ost nach West – und wieder zurück: 25 Etappen, die Österreich an seinen Grenzen von einer ganz anderen Seite zeigen.
AM RAND VOM LAND. Eine Entdeckungsreise an den Grenzen Österreichs
KRAL Verlag, 978-3-99103-010-2, ca. 260 Seiten
1. Rund um Ferlach: alter Charme im Rosental
Start dieser Grenztour ist im Rosental – dem unteren Drautal südlich von Klagenfurt zwischen Wörther- und Klopeinersee, in dem die Drau in mehreren Seen aufgestaut ist.
Ziemlich weitläufig geht es links und rechts an der Rosentalstraße her. Die Straßendörfer im Charme der 80er Jahre schaffen es oftmals über reine Streusiedlungen nicht hinaus, dahinter breiten sich Wiesen, aber sogar auch Mais- und Kürbisfelder aus.
Gerade an der Rosentalstraße finden sich die Bildstöcke des Patrons von Kärnten des öfteren. Aber auch kurz nach Ferlach steht der Heilige Josef am Straßenrand. Der Standort der alten Kärntner Eisenverarbeitung ist heute noch als Stadt der Büchsenmacher bekannt.
2. In der Tscheppaschlucht: wildromantisch zwischen Teufel und Peter
Der Ferlacher Josef steht bereits auf der Loiblpassstraße. Bevor es allerdings über den Pass geht, steht noch ein Ausflugsziel-Muss auf dem Programm: eine kurze Wanderung durch die Tscheppaschlucht.
Ein Erlebnis für sich – und das nicht nur für Kinder! Denn durch die Schlucht, die sich am Loiblbach von Unterloibl bis hinauf zum Gasthof Deutscher Peter windet, wandert man nicht einfach dahin. Man klettert über Steige, balanciert über Stege und zwängt sich zwischen Felsbrocken hindurch. Und davon gibt es in der Tscheppaschlucht mehr als genug.
Lang ist der kleine Hindernisparcours dabei nicht – etwa einen Kilometer ist man unterwegs. Doch die engen Steige drosseln das Tempo, spätestens dann wenn man entgegenkommenden Wanderern ausweichen muss. Schwierig ist der Weg durch die Tscheppaschlucht auch nicht, wichtig ist nur: aufgrund der zahlreichen rutschigen Stellen ist hier gutes Schuhwerk wichtig!
Wo der Teufel über das Wasser wacht
Absolute Highlights der Tscheppaschlucht ist der Tschaukofall bei der Teufelsbrücke: satte 26 Meter stürzt hier das Wasser hinab. Ich staune über die Urgewalt, die sich hier ziemlich eindrucksvoll in den Bodenbach ergießt.
Ein Kärntner Urgestein
Bereits seit einem halben Jahrtausend wartet der „Deutsche Peter“ am Ausgang der Tscheppaschlucht auf seine Gäste. Vor 500 Jahren war es Kaiser Karl VI. höchstpersönlich, der dem Wirt Peter Tschauko den Titel „Deutscher Peter“ verlieh, nachdem dieser für ihn vom Windischen ins Deutsche übersetzt hatte. Die Tschaukos „am Loibl“ sind noch heute im Besitz eines der ältesten Gasthäuser Österreichs.
Die Tscheppaschlucht bei Unterloibl ist von April bis Oktober geöffnet. Eintritt („Schluchtzoll“) € 8,50. Parken kann man beim Höllgraben (etwa 1 Kilometer nach Unterloibl gegenüber dem Waldseilpark, € 2,- Parkgebühr), von dort ist der Eingang zur Tscheppaschlucht nach einem kurzen Fußweg erreicht. Vom Tschaukofall wandert man in Richtung Deutscher Peter, von dort geht’s entweder zu Fuß retour (Panoramaweg) oder per Bus. Mehr Infos sowie der Busfahrplan hier.
3. Am Loiblpass: ein Stück berührende Zeitgeschichte
Von der Schlucht am Karawanken-Hang geht’s nun drüber über die Karawanken – am Loiblpass, der alten Verbindung zwischen Kärnten und Krain.
Mein Ziel sind nicht die beiden Obelisken am Rande des alten Loiblpasses, sondern die beiden Mahnmale links und rechts der Grenze auf der NEUEN Passhöhe.
Bereits im Mittelalter wurde der alte Loiblpass als Saumpfad nach Triest genutzt. Kaiser Karl VI. (der dem Deutschen Peter seinen Namen verlieh) sorgte wie am Semmering für die weitere Erschließung.
Mit meiner modernen Kutsche bin ich heute am neuen Loiblpass unterwegs. Direkt auf den Kamm der Karawanken gelange ich allerdings nicht – dafür sorgt der Loibl-Tunnel, der hier im Zweiten Weltkrieg in den Berg getrieben wurde. Und genau deswegen bin ich hier.
Vor dem „Pass Ljublej“ erinnert bereits das erste Mahnmal an die 1.600 Zwangsarbeiter, die im „KZ Loibl Nord“, einem Nebenlager Mauthausens, ab 1943 für den Tunnelbau eingesetzt wurden. Und zwar auf beiden Seiten der Grenze. Heute trennt der über 1,5 Kilometer lange Tunnel die beiden Lager, die Grenze verläuft in der Mitte des Tunnels.
Erster Blickfang auf slowenischer Seite sind die gezackten Spitzen und Schotterfelder des Karawankenkamms – ja, hier auf gut 1.060 Metern Höhe ist man ganz oben.
Zweiter Blickfang: das etwas imposantere Mahnmal, das sich zwar optisch – die Stelen sind aus Stein – in die Landschaft einfügt, aber trotzdem nicht so ganz ins idyllische Bild passt. Auf den Gedenktafeln kann man die verschiedenen Nationalitäten der Zwangsarbeiter ablesen, die meisten davon aus Frankreich.
Die Arbeiten wurden 1944 beendet, in den Nachkriegsjahren war der Pass allerdings nur über die alte Loiblpassstraße befahrbar. Erst das neutrale Österreich erweiterte ab 1955 den Loibltunnel, seit 1967 ist er in Betrieb.
Wer den alten Handelsweg sehen möchte, muss von der Loiblpassstraße ein Stück zur Loiblhütte am alten Loiblpass wandern.
4. Im Bodental: Wander-Traum zwischen Märchenwiese und Meerauge
Nächster Stop heißt: wieder retour auf der Loiblplassstraße und dort abbiegen, wo sich der Tschaukofall so eindrucksvoll in die Tiefe wirft. Der schönste Talschluss der Karawanken steht nun auf dem Sehenswürdigkeiten-Programm. Ob die Märchenwiese im Bodental an das Hochtal von Zell-Pfarre herankommen wird?
Ins Bodental muss man schon hinaufwollen – versehentlich verirrt sich wohl niemand hierher. Ging es schon auf der Loiblpassstraße stets nach oben, fährt man in dieses Hochtal wieder einmal lange: hinauf.
Ein klein wenig fühle ich mich an Monty Python erinnert in „Poden“. Fast 4 von 10 Einwohnern sind Kärntner Slowenen – ein ähnlich hoher Wert wie kurz davor im Gebiet rund um Bad Eisenkappel. Im alten Bergbauort Windisch Bleiberg – Slovenj Plajberg – präsentiert sich denn auch gleich wie gerufen die Ljudska šola.
Von der Märchenwiese dem Meer ins Auge schaun
Direkt geht das natürlich nicht – aber Märchenwiese und Meerauge liegen tatsächlich knapp beieinander. Nach der kleinen Wanderung um die idyllische Bergwiese spaziert man in wenigen Minuten hinunter zum Alpenteich.
Keinen Kilometer breit ist der Talschluss in diesem entlegenen Hochtal am Fuß der Vertatscha. Perfekt, um eine kleine idyllische Wanderung auf über 1.000 Metern einzulegen. Wer streift nicht gerne durch ein Naturschutzgebiet, das wie im Märchen klingt? Die Bergwiese, die direkt zu den Karawanken hin abschließt, umrunde ich schnell.
Und dann geht’s auch schon zum Meerauge – einem von mehreren Stehgewässern in der Region.
Laut Sage soll das Naturjuwel mit dem Meer verbunden sein. Der Vergleich hinkt nicht, an dem kleinen Alpenteich kommt tatsächlich Südseefeeling auf – zumindest was die türkise Farbe betrifft.
Das Grün und Blau des Tümpelwassers ist nicht nur auf den ersten Blick ungewöhnlich. Algen lassen das Wasser des Meerauges selbst bei schlechtem Wetter in unwirklichen Farben leuchten. Dabei ist das Wasser glasklar: die armen Fische können sich nur zwischen den alten Baumstämmen verstecken….
Parken ist in der Nähe des Gasthaus Bodenbauer möglich. Man kann auch von der Tscheppaschlucht ins Bodental wandern – dabei ist man eine knappe Stunde unterwegs. Das Meerauge wurde mit einem Holzsteg umgeben, um den Blick ins türkise Loch möglichst naturnah zu ermöglichen.
5. Im Bärental: zwischen Göttin und Karawankentunnel
Wem zum Kärntner Bärental nur der ehemalige Landeshauptmann und sein unrühmlicher Abgang einfällt: zumindest die Bärenbatterie wird Kindern der 80er Jahre noch ein Begriff sein. Bei Feistritz geht es neben dem Werk mit dem markanten Logo – das noch bis 1998 in Betrieb war – ins Bärental hoch.
Hier steppt der Bär – nicht sprichwörtlich, sondern echt. Durch das abgelegene Engtal schlingt sich die schmale Straße kurvenreich entlang dem Bärentalbach durch den Wald hoch, vorbei am kleinen Wasserkraftwerk und der Bärentaler „Göttin“. Sieben Kilometer geht’s hier hinein in die Karawanken, bis man irgendwann am Ende angelangt ist.
Die Alternative zu Loibl- und Wurzenpass
Und irgendwann ist nicht nur in den Karawanken Schluss: in St. Jakob im Rosental ist auch das Rosental aus. Ein letztes Ziel habe ich hier allerdings noch – passenderweise in RosenBACH. Zwischen Loiblpass und Wurzenpass möchte ich dem Karawankentunnel einen Besuch abstatten. Allerdings dieses mal ohne Grenzübertritt – und auch ohne Mautzahlung.
Erst seit 1991 bohrt sich der Tunnel durch die Karawanken und erleichtert nicht nur den Villachern, sondern auch zahlreichen Urlaubern den Weg in den Süden. Wer kennt nicht die regelmäßigen Staumeldungen im Sommer?
Eine ungewöhnliche Perspektive bietet die Zufahrt „von unten“: besser kann man Ingenieurskunst nicht erleben als wenn man dann direkt vor der Karawanken-Felswand steht, in der auf einmal der Tunnel verschwindet.
Die Straße ins Bärental wird immer holpriger, je näher man dem Parkplatz Johannsenruhe kommt. Von dort kann man in rund einer Stunde zur Klagenfurter Hütte aufsteigen – mehr zu dieser Wanderung im Bärental hier. Wer sehen möchte, wie der Karawankentunnel im Berg verschwindet, fährt in Rosenbach zum Kraftwerk Bärental hoch.
6. Finkenstein: bester Ausblick auf eine Insellandschaft
Nach dem Loiblpass ist der nächste Bergübergang am Grenzsaum der Karawanken mein Ziel. Doch bevor ich mich wieder einmal in unzähligen Serpentinen auf eine Passhöhe quäle, lege ich noch einen Stop rund um den Faakersee ein.
Burg Finkenstein hat sich in unmittelbarer Nähe zum Karawankenhang in Szene gesetzt. Nicht nur was die Lage und den Ausblick betrifft: mit bestem Blick auf Villach und den Faaker See, den Dobratsch vor sich und dem Mittagskogel im Rücken hat die im 19. Jahrhundert verfallene Burg mit viel Charme und südländischem Flair aufzuwarten.
In den Sitzreihen der Burgarena lässt sich herrlich Siesta halten – wenn man nicht sowieso schon im Burgstüberl Rast gemacht hat. Ob das auch Kaiser Maximilian gemacht hat, der als Kind hier versteckt wurde? Hier, wo in Faak rund um den südlichsten und wärmsten See Österreichs Zitronen gezüchtet werden, war es wohl eine Spur wärmer als in der Wiener Neustädter Burg.
Ein Insel-Privatissimum
Ich hätte es nicht vermutet bei der „Insellandschaft“, von denen unser Land überschüttet ist: im Faaker See ließ der Draugletscher ein Stück Land zurück, auf dem sich heute tatsächlich Österreichs einziges Inselhotel befindet! Dass der Faakersee in Privatbesitz ist, war mir auch neu.
Die Burgarena Finkenstein ist ein beliebter Austragungsort für Konzerte und Events. Das Inselhotel ist nur mit der Fähre ab Faak erreichbar.
7. Am Wurzenpass: wo heute noch die Stellung gehalten wird
Die Stellung wird heute noch gehalten – allerdings nur mehr im Bunkermuseum. Doch lange ist es nicht her: die Alpenfestung am Wurzenpass war noch sage und schreibe bis ins Jahr 2002 in Betrieb!
Auf meinem Weg auf die Passhöhe biege ich zuerst zu einem kleinen Weiler ab. Wie passend: Blicke ich auf der österreichischen Seite des Wurzenpasses hier in Krainberg noch ins Villacher Becken hinab, führt der Weg auf der slowenischen Seite ins namensgleiche Kranjska Gora. Eigentlich eine direkte Übersetzung, wobei interessanterweise der alt-österreichische Name des Skizentrums Kronau lautete.
Steil, steiler, am steilsten
Im 18. Jahrhundert wurde der alte Saumpfad nach Triest ausgebaut – wer bis Ende der 1980er Jahre nach Jugoslawien reisen wollte, kennt neben dem Loiblpass wohl auch den Wurzenpass noch gut. Allerdings: mit Anhänger und Wohnwagen kommt man hier nicht durch, die Steigungen bis zu 19% stellen auch für „normale“ Autofahrer wie mich eine kleine Herausforderung dar. Vor allem dann, wenn auf die Gefahr mittels eindeutiger Warnschilder hingewiesen wird. Die Auslaufspuren an den engen und steilen Kehren tun dann ihr übriges.
Warum Alpenfestung?
Weil dieser Grenzübergang auch im Kalten Krieg geöffnet war. Vor allem während des Prager Frühlings und dem slowenischen Freiheitskampf war der Übergang mit Soldaten gesichert. Die Tunnel, Panzersperren und Bunker funktionierten bis 2002 – streng geheim. Seit 2005 kann man sich im Bunkermuseum mit diesem speziellen Stück Geschichte auseinandersetzen.
Wer keine Zeit für das Bunkermuseum hat, fährt am Wurzenpass zumindest an einigen Ausstellungsstücken vorbei.
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