Ausflug in den BÖHMERWALD: zwischen Stift, Stifter und Stiftsbier
Was man im Böhmerwald entdecken kann: 8 Tipps für die schönsten Sehenswürdigkeiten und Ausflugsziele im Norden des Mühlviertels.
Mein Ausflug in den Böhmerwald ist wie eine kleine Achterbahnfahrt: von oben nach unten und wieder hinauf, zu Ausflugszielen und Sehenswürdigkeiten wie Schwarzenberg und dem Schwarzenbergischen Schwemmkanal, zum Moldaublick und Moldaustausee, nach Stift und zu Stifter und Stiftsbier.
Die Ortsnamen verraten dabei, in welche Gegend es mich ver-schlagen hat: nämlich nach Kollerschlag und Schlägl, Holzschlag und Pfaffetschlag. Ziemlich viel Wald im Böhmerwald! Trotzdem ist es hier nicht „Fuchsödt“, wie ein weiterer Ortsname verraten möchte.
Ein ziemlich entspannter Grenztrip im österreichischen Teil des Böhmerwalds!
2. Ein Stück Bayerischer Wald: rund um den Dreisesselberg
3. Dichter-Refugium mittendrin: Schwarzenberg im Böhmerwald
4. Skifahren einmal anders: eine Skischaukel im Dreiländereck
5. Ein Ölbohrturm zum Erinnern: vom Moldaublick nach drüben schauen
6. Offiziell im „Böhmer“wald: am Schwarzenbergschen Schwemmkanal
7. Wo noch heute Bier von Mönchen gebraut wird: Aigen-Schlägl
8. Klein-od an der Großen Mühl: im Textilmarkt Haslach
Böhmerwald: ganz schön viel Wald, ganz schön wenig Österreich
Der Böhmerwald vereint gleich zwei Superlative: der nördlichste Zipfel Oberösterreichs ist nicht nur Teil des größten zusammengehörigen Waldgebiets Mitteleuropas, sondern auch Teil des ältesten Gebirges Mitteleuropas. Wo man heute über eine sanft gewellte Hügellandschaft blickt, bedeckte früher ein Hochgebirge das heutige Granit- und Gneis Hochland.
200 Kilometer lang erstreckt sich das „grüne Dach Mitteleuropas“ heute an der Grenze Bayerns und Tschechiens entlang bis ins Mühlviertel hinunter. Ich hätte es anders eingeschätzt – aber tatsächlich befinden sich nur 5% des Böhmerwalds auf österreichischem Gebiet!
In Deutschland spricht man übrigens vom Nationalpark Bayerischer Wald, in Tschechien vom Národni Park Šumava – dem „rauschenden“ Nationalpark.
Bei meiner Grenztour im Böhmerwald kurve ich durchs Land wie auf einer Hochschaubahn: rauf und runter geht’s an den Rändern des Mittelgebirges entlang, das hier sogar mit ein paar Tausendern aufwarten kann. Mit dem Plöckenstein (1.380m) an der Grenze zwischen Österreichs und Tschechien handelt es sich nicht nur um die höchste Erhebung des Mühlviertels – sondern auch des tschechischen Teils des Böhmerwalds.
Von einem Ort der Ansiedelung zu einem Ort der Aussiedelung
Fährt man durch den Böhmerwald, kommt man an zahlreichen Orten vorbei, die auf die Besiedelung dieses einst öden Landstrichs verweisen. Kollerschlag und Schlägl, Holzschlag und Pfaffetschlag – all diese Ortsnamen erzählen von den Rodungsarbeiten im Mittelalter. Sogar einen Ort namens „Stift“ haben sie im Böhmerwald anzubieten. Das tatsächliche Stift, von dem die Rodungsarbeiten ausgingen, ist mit Aigen-Schlägl im südöstlichen Zipfel angesiedelt. Im „Tor zum Böhmerwald“ wird das Bier sogar noch heute von Mönchen gebraut.
Waren es im Mittelalter Neusiedler, die zur Entwicklung des Gebiets beitrugen, so dreht sich die Geschichte leider im letzten Jahrhundert. Mahnmale wie die „verlorene Heimat“ oder die Aussichtswarte „Moldaublick“ erzählen von den Aus-Siedlern, die wehmütig in die alte Heimat hinter der Grenze blickten.
Heutzutage darf man wieder zwischen dem österreichischen und tschechischen Teil des Böhmerwalds hin- und herpendeln und wird dafür im ehemaligen Grenzstreifen mit ursprünglicher Naturbelassenheit belohnt.
Wo liegt der österreichische Teil des Böhmerwalds genau?
Der Böhmerwald ist aufgrund seiner Lage gar nicht so schwer abzugrenzen, ragt er doch als richtiger „Zipfel“ aus dem nördlichen Mühlviertel heraus. Im Prinzip deckt sich die Region mit dem nördlichen Teil des Bezirks Rohrbach. Grob könnte man die Linie auch von Kollerschlag im Westen bis nach Haslau im Osten ziehen.
Der Böhmerwald in Österreich: die Karte meines Grenz-Roadtrips
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1. Wo die Namen für sich sprechen: Kollerschlag, Kohlstatt & Fuchsödt
Schon kurz nach Linz erwartet mich auf der Rohrbacher Bundesstraße bei Walding ein Vorgeschmack auf das, was kommt. Und dann bin ich auch schon am ersten Grenzpunkt bei Kollerschlag angelangt. Passend dazu stoße ich hier auf den Landgasthof Grenzlos sowie einen Abstecher nach Fuchsödt. Werden sich hier im Böhmerwald Fuchs und Hase gute Nacht sagen?
Weiter geht’s in Richtung Nebelberg und Stift am Grenzbach. Eindeutige Ortsnamen, eindeutige Ausblicke zwischen gefällten Baumstämmen in der Hügellandschaft.
Auf kleinen Mini-Serpentinen lässt sich die Landschaft im hügeligen Gelände im Gegensatz zum Hochgebirge gut überblicken. Ich sehe zwischen viel Hinauf und Hinunter jede Menge kleine Streusiedlungen – kein Wunder im angeblich einzigen Bezirk Österreichs, der ohne eine einzige Ampel auskommt. Und ja, etwas später werde ich doch tatsächlich einen kurzen Abstecher nach Rohrbach einlegen: alles kann ich zwar nicht erkunden, aber dennoch: nicht einmal im Zentrum der Bezirkshauptstadt findet sich eine Ampel. Wird schon was dran sein….!
In der Kohlstatt und hinauf nach Klaffer
Wieder so ein Waldname, bei dem sich allerdings wirklich Fuchs und Hase gute Nacht zu sagen scheinen: Durch den Schiffler-Wald gelange ich zur Grenze beim Gasthof Greiner in der Kohlstatt – einem jener unscheinbaren Grenzübergänge, die ich so liebe. Hier ist sogar das Kinderfahrrad direkt an der Grenze „geparkt“. Der 2 Länder-Radweg führt an der Grenze vorbei, aber auch der R5 Mühlviertelradweg. Ein Blick noch ins Grenzland nach Norden geworfen, und weiter geht’s nach Klaffer.
Die Straße liegt schön geschwungen da, vor mir breitet sich das Tal der Großen Mühl aus. Hier in den Grenzgebieten des Mühlviertels bin ich nicht nur einmal an einem Güterweg unterwegs. Bauernhöfe, Streuobstwiesen und viel Holz dominieren das Bild.
Bei Seitelschlag drehe ich wieder in Richtung Grenze – Ulrichsberg zu meiner rechten lässt grüßen. Vor Klaffer überquere ich das erste Mal die Große Mühl: den namensgebenden Fluss des Mühlviertels kenne ich noch von meiner Radtour am Donauradweg. Für kurze Zeit darf die Große Mühl hier den Grenzfluss zu Deutschland bilden.
Gleich links nach der Grenze geht’s hier nach Dreihiasl – soll das wirklich Deutschland sein? Natürlich, ich bin ja in Bayern…
Klaffer wartet mit dem größten Bio-Heilkräutergarten Österreichs auf: 1.000 Heilpflanzen sind hier zu bewundern. Für eine kurze Rast bietet sich das Café des Böhmerwaldcamps am Klaffersee an. Einfach ein paar Minuten mit Blick auf den See abschalten.
2. Ein Stück Bayerischer Wald: rund um den Dreisesselberg
Hier, wo Deutschland einen Mini-Zipfel nach Österreich einschlägt, bin ich auf der „Grenzstraße“ unterwegs, danach auf der Klafferstraß. Was zuerst da war – die Straße oder der gleichnamige Ort – bleibt mir bis heute ein Rätsel.
Was übrigens ziemlich hervor“klafft“ aus der Hügellandschaft zwischen Klafferstraß und Klaffer ist der Hochficht – das Ski-Eldorado nicht nur der „Böhmen“ im Böhmerwald.
Noch aber bin ich im Bayerischen Wald unterwegs und richte meinen Blick auf eine andere Erhebung, die mich ziemlich beeindruckend in ihren Bann zieht.
Das wohl bizarrste Dreiländereck Österreichs
Einen kurzen Abstecher lege ich zum Böhmerwald-Denkmal ein, das auf der Straße dem Dreiländerpunkt wohl am nächsten kommt. Gleich in der Nähe befindet sich der Ausgangspunkt für Wanderungen auf den Dreisesselberg von deutscher Seite aus.
Der Dreisesselberg ist von den 8 Dreiländerpunkten, die Österreich aufzuweisen hat, der bizarrste. Zumindest wenn man von unten hinaufschaut. Der Geisterwald, den man von hier erblickt, fügt dem Mythos rund um die Steinschalen von Teufelsschüssel und Steinernem Meer noch einen weiteren Zauber hinzu.
Bei dieser kleinen Grenztour durch den Böhmerwald schaffe ich die Wanderung zum Dreiländereck nicht. Aber der Dreisesselberg steht ganz groß auf meiner To-Do-List, Die abgestorbenen Baumstämme möchte ich nämlich auch von oben sehen.
Was übrigens schuld ist am geisterhaften Anblick? Borkenkäferbefall einerseits und andererseits Orkan Kyrill, der im Jahr 2007 am Kamm des Böhmerwalds ziemlich aufgeräumt hat. Österreich und Deutschland haben die Sturmschäden beseitigt – auf tschechischer Seite darf der Zauber der Totholz-Landschaft weiterleben.
3. Dichter-Refugium mittendrin: Schwarzenberg im Böhmerwald
Zurück vom Bayerischen in den Böhmerwald lege ich einen kurzen Abstecher nach Oberschwarzenberg ein – Ausgangspunkt der österreichischen Wanderwege zum Dreiländereck. Witzig: der Grenzübergang geht hier fast nahtlos in Tankstelle auf österreichischem Boden über…
Wie das Waldviertel war auch der Böhmerwald von kleinen Handwerksfamilien besiedelt. Oberschwarzenberg lag bis 1900 fest in den Händen der Glasmacher – bis zu 40 Betriebe stellten hier das berühmte Böhmerwaldglas her.
Das nächste Ausflugsziel im Böhmerwald widmet sich allerdings dem Sohn einer Weberfamilie. Das alte Schulhaus von Schwarzenberg gedenkt heute als Heimatmuseum dem Dichter des Böhmerwalds Adalbert Stifter – berühmt geworden durch seine Naturschilderungen des Böhmerwalds. Das kleine Museum direkt neben der Schwarzenberger Kirche hat sich noch aus der Zeit Stifters erhalten.
Von der nördlichsten Gemeinde des Mühlviertels – und damit auch ganz Oberösterreichs – geht es weiter dorthin, wo im Böhmerwald Ski gefahren wird.
Oberschwarzenberg ist einer der Ausgangspunkte auf österreichischer Seite für Böhmerwald Wanderungen in die Grenzregion. Ob zum Gipfelkreuz am Plöckenstein, zum Stifter Obelisk oberhalb des Plöckensteinersees auf tschechischer Seite, zum Dreiländereck oder zu Gesteinsformationen wie der Teufelsschüssel – sogar bis zum Nebelstein kann man über den Nordwaldkamm wandern.
4. Skifahren einmal anders: eine Skischaukel im Dreiländereck
Skifahren im Dreiländereck heißt: Wo Böhmerwald draufsteht, sind auch „Böhmen im Wald“ drin. Das etwas dümmliche Wortspiel soll nicht mehr bedeuten als dass es sich bei der 3-Berge-Skischaukel rund um den Hochficht um ein beliebtes Skigebiet unserer tschechischen Nachbarn handelt.
Einer der Einstiegspunkte in die „Hochficht Arena“ befindet sich in Holzschlag – hier passt auch wieder der Name ganz gut. Mitten im Wald hat sich das Zentrum der Skischaukel niedergelassen – wer wie ich versucht, sich von hier nach Osten durchzuschlagen, steht mit dem Auto allerdings nach kurzer Zeit an. Der Böhmerwald wird bei diesem Ausflugsziel seinem Namen mehr als gerecht!
Zuerst komme ich aber auf meinem Weg von Schwarzenberg an der Schwarzenbergbahn vorbei. Ein kleiner Skilift mit Holzstapel davor, ein in die Jahre gekommener Skiverleih – so stellt man sich Skifahren wie früher vor! Wer statt nostalgischem Flair lieber modernes Freizeiterlebnis bevorzugt, steigt eben in der Hochficht Arena in die Gondel ein.
Für mich geht es im Oktober ohne Wintersport weiter – und zwar weiterhin etwas nostalgisch. Ein Traktor namens Fritz kommt mir in Pfaffetschlag entgegen. Wieder so ein Ortsname mit Referenz zu jenen Waldgegenden, die im Mittelalter von Klöstern urbar gemacht wurden.
Wer wie ich in der warmen Jahreszeit unterwegs ist, kann auch den Bergsommer am Hochficht genießen.
5. Ein Ölbohrturm zum Erinnern: vom Moldaublick nach drüben schauen
Was jahrhundertelang für das Zusammenleben von Deutschen und Böhmen stand, erfuhr im letzten Jahrhundert plötzlich eine Wendung. Die Grenzen wurden geschlossen, und zahllose Deutschsprachige aus ihrer Heimat vertrieben.
Wie schwer es für die Vertriebenen gewesen sein muss, hier direkt an der Grenze zu leben, kann man am Moldaublick nachempfinden. Bereits 1968 wurde die Aussichtswarte – ein umgebauter Förderturm aus der Erdölregion des Weinviertels – errichtet, um in die alte Heimat hinüberblicken zu können.
Was früher ein schmerzhafter An-Blick war, ist heute ein wunderbarer Aus-Blick zum „südböhmischen Meer“ – den Moldaustauseen auf der anderen Seite der Grenze. Wahrlich wie ein Meer legt sich die aufgestaute Moldau hier dem Böhmerwald zu Füßen, von der Aussichtswarte ist auch der Geburtsort Stifters, Horní Planá, gut zu erkennen. Dass die Grenzzone zum Sperrgebiet des Eisernen Vorhangs mitten im See verlief, lässt sich auch an der nicht vorhandenen Besiedelung an der Südseite der Stauseen erkennen.
Seit 2009 ist noch ein weiterer Aussichtsturm im Böhmerwald hinzugekommen. Der Name ist beim Alpenblick ebenso Programm, der Blick richtet sich ins hügelige Waldgebiet rund um Ulrichsberg. Auch die BöhmerWaldArena ist von hier gut zu erkennen – ein Freizeitzentrum mitten im Wald und direkt an der Grenze von Schöneben.
Bei der BöhmerWaldArena wartet bereits die Jausenstation „Schmugglerhütte“ am Weg zum Grenzübergang. Und genau dorthin führt mich mein Weg für einen neugierigen Blick nach drüben.
Beide Aussichtstürme befinden sich bei Schöneben. Der Aufstieg kostet jeweils € 2,-, Tickets sind in der Böhmerwald-Arena oder bei der Jausenstation der Moldaublick Aussichtswarte zu kaufen. Wer Münzen hat, kann diese direkt ins Drehkreuz bei beiden Warten werfen. Der Weg zu den Aussichtswarten ist von der BöhmerWaldArena aus angeschrieben.
Die BöhmerWaldArena ist nicht nur Freizeitzentrum für Nordic Walker und Langläufer, sondern auch ein guter Startpunkt für Wanderungen durch den Böhmerwald.
Mehr zur Region um den Moldaustausee
Den Moldaustausee – bzw. Lipno Stausee, wie er auf tschechisch heißt – kannte ich bereits von meinem Besuch von Český Krumlov: Krumau Tagesausflug
6. Offiziell im „Böhmer“wald: am Schwarzenbergschen Schwemmkanal
Spätestens jetzt befinde ich mich offiziell im „Böhmerwald“. Nämlich in Böhmen. Auch wenn der Böhmerwald hier in Tschechien „Národni Park Šumava“ genannt wird – „rauschender“ Nationalpark.
Bis 1991 war am Grenzübergang Schöneben Sperrgebiet, soll heißen:Sieben Kilometer abgeriegeltes Gebiet auf tschechischer Seite. Wo früher deutsche Siedler ansässig waren, ist heute nicht viel zu finden. Den „Green Belt“, die naturnahe Zone entlang des einstigen Eisernen Vorhangs, erlebe ich auf allen meinen Grenztouren durch Österreich nirgends so stark wie hier. Und auch so ein wunderschönes Naturjuwel wie hier an den Moldaustauseen findet man selten gleich direkt hinter der Grenze.
Die Zufahrtsstraße zu den Moldaustauseen wird nur einspurig geführt, allerdings für BEIDE Richtungen – mit Ausweichbuchten für den Gegenverkehr. Die Frage stellt sich: für wen oder für was auch? Ich bin hier tatsächlich so gut wie alleine unterwegs.
Der sogenannte Stifterweg – hier „Stezka A. Stiftera“ – führt wieder einmal an einem verschwundenen Dorf vorbei. Ich kenne diese aufgelassenen Siedlungen vertriebener Deutscher bereits aus dem Waldviertel. Hier im Böhmerwald ist es das ehemalige Glöckelberg, das heute als Wüstung Zvonková vor sich hinvegetiert.
Am Schwarzenbergschen Schwemmkanal – ein Jahrhundertbau
Der Stifterweg kommt hier auch an einem alten Wunder der Technik vorbei. Auf dem Schwarzenbergschen Schwemmkanal – oder auch Schwarzenberský Kanál – wurde über 100 Jahre lang Holz geschwemmt. Eine technische Meisterleistung, die hier ab 1774 als Wasserweg bis nach Wien errichtet wurde – es galt, sowohl Böhmerwaldkamm als auch die Hauptwasserscheide zwischen Donau und Moldau zu überwinden. Acht Tage lang benötigte das Holz aus dem Böhmerwald bis nach Wien, zu Spitzenzeiten waren bis zu 800 Arbeiter mit der Holzschwemme beschäftigt.
Übrigens: Bis zur Einmündung in die Große Mühl bei St. Oswald übertritt der Schwarzenbergsche Kanal auf 52 Kilometern Länge gleich viermal die Grenze.
Der Stifterweg führt vom Geburtsort Stifters Horní Planá bis ins deutsche Wegscheid hinter Kollerschlag.
Der Schwarzenbergsche Schwemmkanal ist ein beliebtes Ausflugsziel im Sommer: Schauschwemmen wird z.B. zwischen der Igelbachschleuse und Lichtenau (bei Haslau), bei der Schrollenbachschleuse in Oberhaag, bei der Rotbachschleuse in Sonnenwaldoder im ehemaligen Hirschbergen (Jelení) in Tschechien angeboten. Dort befindet sich auch eine kleine Ausstellung zum Schwarzenbergschen Schwemmkanal.
7. Wo noch heute Bier von Mönchen gebraut wird: Aigen-Schlägl
Ich fahre weiter über Ulrichsberg nach Aigen-Schlägl. Zuerst lege ich allerdings noch einen weiteren Abstecher über die Grenze zum Moldaustausee ein.
Wie bereits vorhin in Schöneben erwartet mich ein altes Zollhaus am Grenzübergang – diese scheinen im Osten Österreichs alle aus dem gleichen Guss zu sein. Es muss wohl irgendwo eine Vorlage dazu gegeben haben…
Das Zollhaus von Aigen-Schlägl erinnert mich noch dazu an das Zollhaus von Schlag ganz oben im Waldviertel – mitten im Wald steht es da. Wer genau hinsieht, bemerkt die Spuren alter Bemalung: „Nascha Pobeda“ steht hier auf Russisch angeschrieben: „unser Sieg“….
Ein Schild warnt mich vor dem „Ende der Landstraße“, und tatsächlich stehe ich kurz danach am Fähranleger, der von hier nach Untermoldau (Dolní Vltavice) am gegenüberliegenden Moldauufer führt.
Tor zum Böhmerwald
Wer wie ich zuerst durch den gesamten Zipfel des Böhmerwalds gestreift ist und danach erst in Aigen, dem Tor zum Böhmerwald, ankommt, wird wohl genauso vom bombastischen Anblick der Pfarrkirche überfordert sein. Ein neoromanisch-neugotisches Gebäude mit auffälliger Fassade an einem unerwartet großen und schönen Marktplatz.
Einige Häuserfassaden am Marktplatz sind mit Stifter-Zitaten verziert, zwischen Marktbrunnen und den wunderschönen Sitzplatzerln, die noch von der Oberösterreichischen Landesgartenschau 2019 übriggeblieben sind, fühlt man sich mehr als wohl.
Was eine Landesgartenschau hier im Böhmerwald zu suchen hat? Das Stift Schlägl ist schuld. Wo im Mittelalter Wälder gerodet wurden, werden heute im 15 Hektar großen Gartenschaugelände Pflanzen aller Arten gezeigt. Vom 800 Jahre alten Prämonstratenser-Chorherrenstift im Tal der Großen Mühl ging die Kolonisation des Mühlviertels aus. Und noch heute wird im Stift von den Mönchen Bier gebraut – die einzige Stiftsbrauerei Österreichs übrigens, und das bereits seit 1580.
Noch bis 2024 können die Gärten im Bio.Garten.Eden aus der Landesgartenschau 2019 besichtigt werden. Stift Schlägl selbst warten mit einer umfangreichen Bibliothek auf, auch übernachtet kann dort werden. Mehr zum Schlägl Bier hier. In Aigen-Schlägl kann in einstigen Steinbruch sogar ein weiterer Schaugarten besucht werden: Lehr-Schau-Garten
8. Klein-od an der Großen Mühl: im Textilmarkt Haslach
Der Weg zum letzten Ausflugsziel im Böhmerwald führt mich an der Großen Mühl entlang. Jetzt verstehe ich, warum es sich bei Haslach um das einstige Textilzentrum des oberen Mühlviertels handelt.
Haslach an der Mühl ist größer als gedacht. Der Marktplatz erinnert in Form und Größe an die Hauptplätze des oberen Waldviertels, die sich an beiden Seiten um eine langgestreckte Grünfläche ziehen.
Die Weberstadt aus dem 16. Jahrhundert konnte ihren Reichtum durch Leinenhandel und Textilmärkte ausbauen. 27 Wirtshäuser soll es hier einmal gegeben haben – die reichen Fassaden erinnern noch immer an die einstige Bedeutung. Auch das Stadttor am Alten Turm hätte ich mir nicht so „stattlich“ erwartet.
Ein schönes Platzerl für einen Tagesausflug – vor allem wo mich die Hinterhöfe und Betriebe an der Großen Mühl an die beschaulichen Orte des Thayatals erinnern. In Haslach finden sich genügend „Hintaus“-Geheimplätze. Einfach ein bisschen der Mühl entlanggehen dorthin, wo die „Steinerne Mühl“ in ihre große Schwester einmündet.
Den Abschluss meiner Böhmerwald Grenztour macht der Grenzübergang Guglwald – aber eigentlich befinde ich mich dort bereits in der nächsten Grenzregion.
Haslach gedenkt seiner textilen Tradition mit dem jährlichen Webermarkt im Juli. Die Textilfabrik Vonwiller wurde renoviert und bietet heute als Textiles Zentrum Haslach Einblick ins alte Handwerk. Gleich daneben befindet sich die Mühlviertler Ölmühle, die heute als Schaumühle besucht werden kann.
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