Und wieder mal ab nach ITALIEN: 5 GEHEIMTIPPS für die obere Adria
Wo die Italiener baden und ihren Caffé trinken – Tipps für die Anreise an die obere Adria und Alternativen zu Lignano, Bibione und Co
Auf unseren Kurztrips an die Lagunenstrände der oberen Adria haben wir in den letzten Jahren immer wieder neue Italien Geheimtipps gefunden. Ob der erste Caffé nach der Grenze oder Badeorte, in denen ein österreichisches Autokennzeichen eine Seltenheit darstellt – es müssen nicht immer die überlaufenen Strände in Lignano, Caorle oder Bibione sein.
2. Lagunen-Pause: in einer fremden Welt
3. Statt Bettenburg in Grado: wer´s ruhig haben mag
4. Baden wo die Italiener baden: 80er Feeling pur
5. Ausflug ins slowenische Grenzgebiet: inkl. Stopp im alten Habsburger-Reich
Warum nach Italien? Ein Plädoyer für unseren südlichen Nachbarn
Wo es doch jede Menge interessante Orte auf der Welt zu entdecken gibt.
Für einen kurzen Tapetenwechsel ist Italien aber immer gut. Schnell mal übers Wochenende runtergedüst, und ans Büro denkt schon keiner mehr. In Italien kann man so schön in eine andere Welt eintauchen, nämlich
- In die Welt des Caffés. Und zwar des echten „Espressos“. Hier schmeckt er einfach überall. Und hier trinken wir ihn auch wie die Italiener, also „kurz“. Den Cappuccino nur als Ausnahme, und auch nur morgens.
- Und natürlich in die Welt der Pizza. Der echten. Der mit dem dünnen Boden. Die in Minutenschnelle am Teller liegt. Mehr ist dazu nicht zu sagen.
- In das italienische Dolce Vita: Auch, wenn es mich im Alltag in den Wahnsinn treiben würde – im Urlaub, zum Ausklinken, ists schon ganz okay.
- In die Welt von Sommer, Sonne, Strand und Meer. Eigentlich bin ich ja der Nordtyp. Aber natürlich habe auch ich schon den Sommer am italienischen Strand genossen: Meer – Eis – heiß, lautet die einfache Formel. Runterkommen funktioniert schon ganz gut bei der Anreise. Und dann erst, wenn man mit dem Auto dort einbiegt, wos „Pineta“ heißt und zum „Lido“ führt. Begleitet vom Geruch der Pinien und dem Zirpen der Grillen. Daneben Italiener, die auf irgendwelchen Klapperkisten über den Wurzelasphalt radeln (am Besten mit der halben Familie am Gepäckträger). Und die man dann morgens wieder beim Bäcker für einen Caffé und das obligatorische Cornetto trifft. Es hat schon was in Italien….!
Fangen wir bei der Anreise an – was sind jetzt wirklich meine Italien „Geheimtipps“?
1. Den ersten italienischen Caffé trinken…
…im finstren Tal
Würde man nicht den Grenzübergang passieren, wüsste man spätestens bei den „galeria non illuminata“-Schildern, dass man in Italien angekommen ist. Man fährt durch die weißgekalkten und schlecht beleuchteten Tunnel, das Geplapper im Radio startet mit seinem „rata-tata“. Jetzt weiß man, man ist gleich da, der erste Caffé wartet schon.
Das Kanaltal, für mich das „Tal der Finsternis“, wirkt nicht nur am Abend sehr spooky und abgeschlossen. Eingerahmt von den karnischen Alpen kommt man sich hier vor wie in einer eigenen Welt. Auch die Stein- und Holzhäuser vermitteln nicht das übliche Italien-Bild. Kein Wunder: Sind wir doch noch im alten Habsburger-Reich unterwegs. Und bis 1919 gabs hier quasi keine Italiener.
Den ersten Caffé trinken wir daher immer erst im „richtigen“ Italien, im „Caffé Alla Posta“ in Pontebba, das gerade noch hinter der damaligen Landesgrenze (dem Fluss Pontebbana) liegt. Mittlerweile ist alles in italienischer Hand, die deutschsprachigen Bewohner vom jenseitigen „Pontafel“ sind nach dem ersten Weltkrieg fast vollständig ausgewandert. Auf der alten Bahntrasse führt der Alpe Adria Radweg entlang, der in einer Woche von Salzburg bis nach Grado führt.
„Unser“ Caffé haben wir vor Jahren entdeckt, als wir mal nicht die direttissima-Durchfahrt auf der Autobahn nahmen. Mittlerweile ist es unser „Stammlokal“ für den ersten Stehcaffé an der Bar und unser erster Geheimtipp für die obere Adria.. Warum? Weil wir hier im Gegensatz zu Tarvis bis dato nur Italiener angetroffen haben.
Autobahnabfahrt Pontebba, hinein ins Zentrum, direkt am „Platz“: „Caffé Alla Posta“, Piazza Dante Alighieri 7.
…in einer Sternenstadt
In der Zwischenzeit haben wir auch noch eine weiteren Italien Geheimtipp für den „ersten“ Caffé (oder auch den „letzten“) gefunden. Auch hier wieder ein Ort, an dem man normalerweise an der Autobahn vorbeifährt.
Nach dem Kanaltal ändert sich die Landschaft, das echte Italien-Feeling strömt ein, Oleander und Pinien grüßen. Schon ziemlich weit unten, wo sich die A23 nach West und Ost verzweigt, führt ein kurzer Abstecher nach Palmanova in ein besonderes Kleinod. Warum? Weil wir es hier mit einer besonderen Planstadt zu tun haben.
Warum diese Planstadt besonders ist? Die Form machts hier aus! Mit neun Spitzen nach außen wurde die Stadt sternförmig angelegt (die ideale Form zur Zeit der Stadtgründung in der Renaissance). Das wollte ich mir ansehen, und seitdem bleibe ich gerne auf der An- oder Rückreise in der Stadt auf einen Caffé hängen. Nur fünf Minuten kostet es, von der Autobahn abzufahren, schon fährt man durch die Stadtmauer von Palmanova.
Und hier reissts einen dann wirklich: der gewaltige Festungswall sowie das Einfahrtstor vermitteln einen Eindruck einer mächtigen Stadt, der sich mittendrin dann aber so etwas von NICHT behauptet. Palmanova ist winzig, nach drei Quergassen ist Schluss am zentralen Hauptplatz, der Piazza Grade. Und diese ist wiederum wirklich grande grande, nämlich im Vergleich zur Stadt äußerst überdimensioniert. Ich habe mich schlau gemacht: der Hauptplatz diente einst als Truppen-Aufmarschplatz. Die italienische Fahne am Platz lässt die Idee erahnen.
Große Stadt, aber: kleine Leute. Auch hier wieder gibt’s nur ein Handvoll Touristen, aber viele Einheimische.
Diese Stadt sollte man also wirklich einmal gesehen haben! Die UNESCO Weltkulturerbe Auszeichnung hat sie definitiv verdient. Neben dem kuriosen inneren Stadtkern sind auch die Wallanlagen beeindruckend. Ein echter Geheimtipp an der oberen Adria!
Am Autobahnkreuz auf die E70 Richtung Triest fahren, gleich danach erste Abfahrt Palmanova.
2. Lagunen-Pause in einer fremden Welt
Nur ein Stück südlich von Palmanova sind wir in der Welt der Lagunen angekommen, wo der nächste Italien Geheimtipp auf uns wartet. In der Lagune von Marano gelegen ist das kleine Fischerdorf Marano Lagunare. Auch hier tummeln sich außer uns wieder fast keine anderen nicht-italienisch-Sprechenden. Wobei: Stimmt ja nicht mal wirklich! Denn eine Besonderheit hats hier: Der venezianische Einfluss ist noch immer spürbar, nicht nur in der Architektur der Stadt, sondern im Sprachgebrauch. Verwirrt die Zweisprachigkeit dieser Region schon generell, findet sich in Marano Lagunare sogar eine Sprachinsel inmitten des umgebenden Friulanischen: hier wird noch venezianischer Dialekt gesprochen!
Die Kulisse ist herrlich und nicht überlaufen, man spaziert durch die sogenannten „calle“ ins Zentrum hinein, mal durch dieses Gasserl, mal durch jenes, vorbei an bunt getünchten Häusern die liebevoll mit Blumen geschmückt sind.
An der Piazza Risanamento – der „Granda“ – locken Caffés und der tausendjährige Turm.
Wer Lust hat, kann auch einen kurzen Spaziergang zum Hafen unternehmen und die unzähligen Fischerboote bewundern, die auf ihren Einsatz warten.
Im „Hintaus“ grenzt auch gleich das Naturschutzgebiet mit der typischen Lagunenfauna an.
3. Statt Bettenburg in Grado – wer´s ruhig haben mag
Den nächsten Adria Geheimtipp haben wir bei einer klassischen Hotelsuche gefunden. Wir suchten ein Plätzchen in Grado, dem alten Fischerdorf, das mit seinem historischen Zentrum und kleinen Gasserln auch schon „ein place to be“ geworden ist. Aus einem „glitzernden“ Wochenende in einer der zahlreichen Bettenburgen ist dann das „Caneo“ geworden. Und ein Wochenende voller Ruhe und Natur, voller Entdeckungen und Ursprünglichkeit. Und das alles vor den Toren Grados!
Das „Caneo“ (von canna = Schilf), sowohl Besucherzentrum als auch Hotel, liegt im am Rande des Naturschutzgebiets „Riserva Naturale della Foce dell´Isonzo“ an der Mündung des Isonzo. Schon die Anfahrt ist ein Erlebnis. Ohne Google Maps hätten wir nicht gleich hergefunden, denn viel Ansiedlung ist hier nicht.
Das Caneo liegt direkt am Lagunendamm, in der Umgebung finden sich verstreut ein paar Häuser im Weiler Fossalon die Grado. Gottseidank serviert ein agriturismo in der Siedlung statt angesagtem Essen im schicken Restaurant beste italienische Hausmannskost im familiären Umfeld. Wir essen, was auf den Tisch kommt. Dank an die italienische Mamma 😉
Direkt hinter dem Hotel fließt der Isonzo in den Golf von Triest und treibt so manche Qualle mit sich. Ein Holzsteg führt durchs Schilf zum Fluss, in Ruhe können Vögel und alle möglichen Flussbewohner wie Flunder inspiziert werden. Mit Glück sieht man auch die wilden Camargue-Pferde, die an der gegenüberliegenden lsola della Cona, dem Kern des Nationalparks, angesiedelt wurden.
Ein kurzer Spaziergang vom Caneo bis zum Ende der Landspitze führt zu einer kleinen Ansammlung von Fischerhütten, ein Holztürmchen im Schilf bietet den besten Blick zur gegenüberliegenden Küste, zum Golf von Monfalcone über Duino bis hinüber nach Triest. Hier ist wirklich absolute Ruhe.
Ein echter Tipp: Schlafen am Rand des Naturschutzgebiets: Ruhe und Natur pur im Hotel Caneo*, direkt hinter der Isonzo-Mündung am Ende der Landzunge
Rund um das Caneo: Natur pur
Ein Ausflug auf die Isola della Cona bietet sich an. So viele Kameras mit überdimensionalen Tele-Objektiven haben wir selten gesehen. Wir kommen uns vor wie auf Vogelsafari. Da sind wir doch tatsächlich in ein Ornithologen-Paradies hineingestolpert!
Sollte die Ruhe unerträglich werden – das Caneo stellt auch Leihräder zur Verfügung gestellt, mit denen man am Damm entlang nach Grado radeln kann. Ein wunderschöner Lagunen-Radler, dessen Kulisse Kraniche und Reiher, blühende Kakteen und Fischotter bilden. Und ein Belohnungs-Eis in Grado.
Ein echter Italien Geheimtipp für Romantiker: in der Silvesternacht ist am Dammweg keine Menschenseele zu finden (außer uns….)
4. Italien Geheimtipp: Baden wo die Italiener baden
Natürlich kann man seinen Badeurlaub in Lignano, Bibione, Caorle & Co verbringen. Die seit den 50er Jahren aus den Sümpfen der Halbinsel zwischen der Lagune von Marano und dem Golf von Venedig gestampften Badeorte an der Mündung des Tagliamento versprechen Sommer, Sonne Strand & Meer in seiner Reinstform. Aber auch: Viele Österreicher und viele Deutsche. Wer seinen Landsmännern gerade in den schönsten Wochen des Jahres entfliehen möchte, fährt ein bisschen weiter und quartiert sich unterhalb von Venedig ein. In Chioggia und Lido di Spina haben wir bis auf ein paar wenige Ausnahmen nur Nummernschilder aus Italien auf den Straßen vorgefunden.
Chioggia
Nur rund 25 Kilometer südlich von Venedig liegt Chioggia. Der Sandstrand ist schön, breit, und ewig lang. Alles was das Herz begehrt, und das inmitten von echten Italienern.
Und zusätzlich zum perfekten Strand versteckt sich hier ein liebliches Kleinod. Neben dem üblichen Remmidemmi, dem man sich nach einem Sonnenbad abends am Strand aussetzen kann, empfiehlt sich ein Spaziergang in die Altstadt. Um sich hier wie in Venedig zu fühlen. Einem kleinen Venedig halt. Und so wird es auch genannt, Klein-Venedig.
(Auch hier zeigt sich wieder die Einfallslosigkeit beim Vergeben von Beinamen. Was bei Chioggia ja noch verständlich ist, verschlägt mir bei den – zumindest laut Wikipedia – anderen 14 (!!) Klein-Venedigs die Sprache. Und die sollen fast alle in Deutschland sein. Wer hat sich das ausgedacht? Das Gleiche mit dem „Venedig des Nordens“. Gleich 4mal war ich nämlich heuer innerhalb von 14 Tagen in einem „Venedig des Nordens“! Wie einfallsreich….)
Allerdings: In Chioggia verstehe ich das Ganze, es dürfte wirklich die kleine Schwester des großen Venedigs sein. Und hat uns beim abendlichen Spaziergang jedenfalls an die bekannte Lagunenstadt erinnert. Nur, dass es a) weniger überlaufen, b) ziemlich ohne ausländische Touristen (ausgenommen uns natürlich) und c) noch viel urtümlicher wirkte. Wir spazieren an kleinen Fischerbooten vorbei, durch engste schlecht beleuchtete Gässchen, auf Brücken, über Kanäle. Zwielicht-Stimmung, für meine kleine Tochter fast schon gruselig. Definitiv zu empfehlen!!
Und zusätzlich ist da noch der Charme der 80er Jahre, der uns in Chioggia bezaubert…
Lido di Spina
Aber nicht nur hier. Auch Lido die Spina wirkt wie ein Relikt aus dem vorigen Jahrhundert. Oder liegts daran, dass ich hier meinen einzigen Italien-Badeurlaub meiner Kindheit verbracht habe?
Um nach Lido di Spina zu kommen, muss noch ein bisschen weiter gefahren werden. Die Mündungsgebiete von Isonzo und Tagliamento haben wir hinter uns gelassen, jetzt darf auch noch der Po überquert werden. Die Valli di Comacchio liegen im Regionalpark Podelta. Was mich ans „Caneo“ erinnert, denn das Podelta soll angeblich die „italienische Camargue“ sein. Camargue-Pferde und Vogelparadies in der Lagune hatten wir da ja schon.
Lido di Spina, angeblich der schönste der sieben Lidi von Comacchio, ist ein altehrwürdiger ruhiger italienischer Badeort. Und wieder: Fast nur Italiener…
5. Ausflug ins slowenische Grenzgebiet: inkl. Stopp im alten Habsburger-Reich
Der etwas andere Adria Geheimtipp: Wem der Sinn nach „mehr“ als Sommer, Sonne, Strand und Meer steht, kann auch einen Ausflug zu Wein und Karst unternehmen.
Mehr zu unserem Friaul Roadtrip
Wir haben uns ein Wochenende im Friaul rund um Cividale einquartiert und uns im italienisch-slowenischen Grenzgebiet herumgetrieben, wo der Wein zuhause ist: Geheimtipp Friaul
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