Am WESTLICHSTEN PUNKT ÖSTERREICHS: Feldkirch & Hohenems
Die Suche nach dem westlichsten Punkt Österreichs war Grund genug, um dem Land hinter dem Arlberg einen Kurz-Besuch abzustatten: Ein Wochenende rund um Feldkirch.
Diesmal hatte ich den westlichsten Punkt Österreichs im Visier. Und begab mich also quer durchs Land. Zugegebenermaßen war auch der Besuch meiner argentinischen Freundin ausschlaggebend für meinen Kurztrip ins Ländle: Treffpunkt Hohenems. So kam mir der Abstecher nach Feldkirch geradezu recht.
Wettertechnisch wars zwar nicht optimal für eine umfassende Erkundung. Aber trotz heftigstem Schneefall ging sich ein Spaziergang an die Grenze sowie in Feldkirch und Hohenems dann doch aus.
2. Dreiländereck-Sprung: zum westlichsten Punkt Österreichs
3. Ländle-Sprung: ins Zentrum des Vorarlberger Rheintals
4. Zeitgeschichte-Sprung: ins ehemals jüdische Viertel
Alles anders im Drei-LÄNDLE-Eck
Unser zweitkleinstes Bundesland ist das Tor zur alemannischen Welt: Sprache, Architektur, Bräuche – alles ist anders hier. Noch dazu am westlichsten Grenzübergang Österreichs.
Und im Ländle gestaltet sich auch die Sehenswürdigkeiten-Tour etwas anders als sonst. Wenig Geschichtliches (keine Römerausgrabungen, keine gotische Kirchen, keine Barockpaläste). Keine Habsburger, wenig Kunst & Kultur aus vergangenen Zeiten.
Ein kleines „gallisches“ Dorf im Ländle gibt’s dann doch, das sowohl Geschichtliches (ein Renaissance-Schloss), Literarisches (einen Teil der Nibelungenhandschrift) sowie Adeliges (die Herren von Ems) vorzuweisen hat. Hohenems ist definitiv interessanter als erwartet!
Jetzt auch als Buch: meine Tour an den Grenzen Österreichs
Von Ost nach West – und wieder zurück: 25 Etappen, die Österreich an seinen Grenzen von einer ganz anderen Seite zeigen.
AM RAND VOM LAND. Eine Entdeckungsreise an den Grenzen Österreichs
KRAL Verlag, 978-3-99103-010-2, ca. 260 Seiten
1. Mittelalter-Sprung: ins Zentrum von Feldkirch
Auf dem Weg zum westlichsten Punkt muss ich sowieso durch Feldkirch durch. Und sehe mich daher gerne etwas um. Zwar nicht lange – eine Stadtbesichtigung im Schneetreiben ist doch etwas herausfordernd – aber eine Idee von der Stadt der Montfort-Grafen darf ich mit nach Hause nehmen.
Mein kleiner Spaziergang führt mich durchs mittelalterliche Stadtzentrum. Die engen Gassen rund um die Marktgasse mit ihren hübschen Fassaden und Laubengängen werden durch die Ill begrenzt, die hier weiter in den Alpenrhein (und somit zur Grenze) fließt.
Apropos Marktgasse: Diese entpuppt sich als zentraler Platz, der schon James Bond (in „Quantum Trost“) die Ehre erwiesen hat!
Wichtigste Sehenswürdigkeit in Feldkirch ist allerdings die Schattenburg. Die einzige nicht zerstörte mittelalterliche Burg des Vorarlberger Rheintals wurde von den Grafen von Montfort im 13. Jahrhundert erbaut, aber nur kurz genutzt. Vom 13. bis ins 18. Jahrhundert verwalteten Habsburger Vögte den Sitz. Nach Schutzburg, Armenhaus und Gefängnis ist heute ein Restaurant in der Schattenburg untergebracht.
Auch wenn die Zeit der Grafen von Montfort in Feldkirch nur begrenzt war: die Adelsfamilie war und IST nach wie vor identitätsstiftend fürs Ländle: das Montfort-Banner ziert auch heute noch als schwarz-weiße Version das Wappen von Feldkirch – und in seiner herkömmlichen Form das des Bundesland Vorarlberg.
Die Schattenburg kann besichtigt werden, in der Schlosswirtschaft gibt’s können sogar „Schattenburgschnitzel“ verspeist werden.
Weiteres „Herausragendes“
Wo ich noch vorbeikomme: am gotischen Dom sowie dem Katzenturm: Teil der ehemaligen Stadtbefestigung, der seinen Namen den Kanonen (Katzen) verdankt, die im Turm aufbewahrt wurden. Heute befindet sich im Katzenturm die größte Glocke des Ländle.
2. Dreiländereck-Sprung: zum westlichsten Punkt Österreichs
Gleich zwei Extrempunkte vereinen sich in der Nähe von Bangs bei Feldkirch: der westlichste Punkt Österreichs ist gleichzeitig der nördlichste (und tiefste) Punkt unseres Nachbarlandes Liechtensteins. Dazu kommt die Grenzberührung mit der Schweiz. Ein wahrlich multifunktionales Dreiländereck also.
Aber auch ein schönes Eck! Denn am Rhein – der hier sowohl als Grenzfluss zwischen Österreich und der Schweiz, aber auch zwischen der Schweiz und Liechtenstein fungiert – kann man herrlich entlangspazieren. Rund einen Kilometer in Richtung Norden bis zur Illspitze, oder nach Süden ins Fürstentum Liechtenstein hinein.
Auch Radwege verlieren sich am flachen Grenzübergang in alle Richtungen.
Aufgrund des wilden Schneetreibens kann ich leider nicht die KFZ-Kennzeichen der vorbeifahrenden Grenzgänger erkennen. Denn der Grenzübergang zur Schweiz liegt auf meinem Weg zum Grenzstein.
Ich war öffentlich mit Bus Nr. 4 unterwegs: vom Bahnhof Feldkirch bis nach Bangs. Bis zum westlichsten Punkt Österreichs sind es rund 1 Kilometer (rund 200 Meter vom Grenzübergang entfernt am Bahndamm).
Bis zur Illspitze geht man rund eine Stunde.
Das „Ländle“ hat übrigens noch ein zweites Dreiländereck mit Liechtenstein und der Schweiz anzubieten – in diesem Fall nicht in Ebene des Rheinlandes, sondern mitten im bergigen Rätikon am „Naafkopf“.
Mehr zu den äußersten Punkten Österreichs
Übrigens: nicht nur den westlichsten, sondern auch den nördlichsten, südlichsten und östlichsten Punkt habe ich mir angesehen.
Unser Land ganz oben und unten, links und rechts: die Ecken Österreichs.
3. Ländle-Sprung: ins Zentrum des Vorarlberger Rheintals
Ein Stück weiter nördlich am Rhein – in der Mitte zwischen Feldkirch und dem Bodensee – hatte ich mir mein Quartier gesucht. Und vorerst gar nicht geahnt, welche Sonderstellung Hohenems für das Ländle innehat.
Sonderstellung Geschichte: ein Renaissance-Bau im Ländle
Der Renaissancepalast in Hohenems wurde im 16./17. Jahrhundert von den Grafen von Hohenems errichtet, nachdem der vorige Repräsentationsbau am Schlossberg zu klein für die aufstrebende Adelsfamilie geworden war. Denn: Das mittelalterliche Geschlecht von Ems/Hohenems hatte seine Herrschaft im Ländle aufgrund der Zusammenarbeit mit den Habsburgern gut ausbauen können.
Heutzutage finden im „Palast“ Ritteressen statt – oder winterliche Umtrunke im „Punschgarten“ z.B. bei der Erdinger Urweissen Hüttn.
Den ehemaligen Sitz des Adelsgeschlechts findet man oben am Schlossberg. Von der Ruine Alt-Ems, einer der größten Burganlagen im süddeutschen Raum, blickt man nicht nur in die Schweiz und nach Liechtenstein, sondern auch bis zum Bodensee.
Ritteressen & Co gibt’s im „Palast“. Vom Zentrum Hohenems ist die Ruine in etwa 1 Stunde zu erreichen.
Sonderstellung Kultur: Literatur & Musik
Auch kulturell ist war und ist Hohenems Vorreiter: Mit der „Emser Chronik“ (einer ersten Vorarlberger Geschichtsschreibung) wurde 1616 das erste Vorarlberger Buch gedruckt. Bedeutend sind auch die Abschriften des Nibelungenlieds, die in der Schlossbibliothek gefunden wurden.
Eine führende Stellung nimmt Hohenems heute in der Musik ein: Seit 1976 findet mit der Schubertiade das weltweit bedeutendste Festival zum Werk des Komponisten statt.
Infos zum Festival und zum Schubertiade-Museum hier.
Sonderstellung Zeitgeschichte: die Juden
Für mehrere Jahrhunderte stellte Hohenems die größte jüdische Gemeinde Vorarlbergs. Grund genug, durch das ehemalige Judenviertel zu spazieren (siehe folgender Abschnitt).
4. Zeitgeschichte-Sprung: ins ehemals jüdische Viertel
Nördlich des Renaissancepalasts bzw. der Stadtkirche beginnt das ehemalige jüdische Viertel von Hohenems. Ab 1617 entwickelte sich hier die größte Ansammlung des Volkes innerhalb Vorarlbergs.
Bei der Gabelung Marktstraße/Schweizer Straße (ehemals Judengaß/Christengaß) spaziere ich ins jüdische Viertel hinein. Viele der renovierten Gebäude stehen mittlerweile unter Denkmalschutz. Neben diversen Wohnhäusern und Villen finden sich hier auch die ehemalige Synagoge, Schulhaus und Ritualbad. Der jüdische Friedhof liegt am südlichen Ende der Stadt.
An zwei Gebäuden kann ich nicht einfach vorbeispazieren: Vor dem „Elkan-Haus“ (Wohnhaus eines jüdischen Philosophen) entdecke ich die Plaketten, die ich auch von Wiener Häusern mit deportierten ehemaligen Bewohnern kenne.
Im Jüdischen Museum lädt ein kleines feines Café zum Verweilen ein. Im Museum selbst finden sich Leihgaben der Nachfahren der vertriebenen Juden.
Neben den Sammlungen finden im Jüdischen Museum laufend Ausstellungen zum Thema Diaspora und Migration statt.
Mehr zum Rheintal
Die Region rund um den westlichsten Punkt Österreichs habe ich zu einem späteren Zeitpunkt im Rahmen meiner Grenztour noch einmal besucht und dabei 8 schöne Plätze entdeckt: Ausflugsziele im Rheintal
Was man noch am westlichsten Punkt Österreichs tun kann
- Grenzgang
Südlich von Feldkirch bei Frastanz-Amerlügen gibt’s sogar den VIER-Länder-Blick: am Gipfel der „drei Schwestern“ kann man zusätzlich zu Österreich, Liechtenstein und Schweiz auch noch Deutschland ins Visier nehmen. Routeninfos hier. - Ritter- und Gauklerspiele
Wer Feldkirch im Sommer besucht, kann sich unter Rittern und/oder Gauklern unters Volk mischen: beim Montfort-Spektakel im Juni bzw. dem Gaukler-Festival im Juli. - Alte Zeiten
In Hohenems kann man sich ebenfalls in alte Zeiten versetzen lassen: im „Alte-Zeiten-Museum“ in die Zeit um 1600. - Rent a Castle
Die im 14. Jahrhundert als „Zweitwohnsitz“ erbaute Burg Neu-Ems, besser bekannt als Schloss Glopper, bietet heutzutage fürstliche Übernachtungsmöglichkeiten an. - Größtes Bad Westeuropas
Wer baden möchte, tut dies am Besten im Erholungszentrum Rheinauen in Hohenems: plantschen kann man hier sowohl im Schwimmbecken als auch im alten Rhein.
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- Die vorige Etappe: im Montafon
- Die nächste Etappe: im Rheintal
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Der Fluss durch Feldkirch „Ill“ ist weiblich. DIE Ill. (diese verwechslung ist schon vielen passiert) 🙂
Vielen Dank!! Ist ausgebessert….;-)