Die ALABASTERKÜSTE der Normandie rund um Étretat
Von faszinierenden Kreidefelsen, wunderschönen Stränden von Étretat bis nach Les Petites Dalles, und streitbarer Architektur an der Alabasterküste.
Dieser Tag unseres Normandie Roadtrips fällt etwas aus der Reihe: den Beginn macht Architektur, über deren Schönheit man streiten kann. Den Ausgleich schaffen Landschaften, über deren Schönheit man NICHT streiten kann.
Kultig wars in Le Havre, und ob es uns gefallen hat, wissen wir bis heute nicht. Dafür dürfen wir neben den berühmten Kreidefelsen von Ètretat schöne verlassene Buchten entlang der Alabasterküste entdecken, die uns mit dem Trubel rund um diese Gegend versöhnen.
2. Étretat: Touristen Hot-Spot und eine verlassene Bucht
3. Yport: alter Charme im alteingesessenen Badeort
4. Fécamp: perfekter Sonnenuntergang – und wieder einmal Wilhelm
5. Les Petites Dalles: wo schon „unsere“ Elisabeth d´Autriche badete
Meine Tipps für den Normandie Roadtrip: Route, Tipps für die Planung, rund ums Autofahren & parken, Hoteltipps
Die Alabasterküste: wo auch die Impressionisten begeistert waren
Die Alabasterküste zieht sich auf beachtlichen 120 Kilometern von der Seine-Mündung bei Le Havre bis hinauf zur Picardie. Warum aber ist genau dieser Küstenabschnitt nicht nur bei ausländischen Touristen, sondern auch als Pariser Ausflugsziel so beliebt?
Die berühmten Kreidefelsen habens den Ausflüglern angetan. Die weißen Kreideklippen und Kalknadeln sind hier an der Alabasterküste mit bis zu 130 Metern die höchsten Europas. Und nur wenige Buchten unterbrechen die Küstenlinie, die oben nahtlos in Kuhweiden übergeht, und unten mit einigen der feinsten Badeorten Europas lockt.
Noch dazu ist das Konterfei der berühmten Felsnadel von Étretat auf nahezu jedem Normandie-Reiseführer abgebildet. Pflichtstop also auf unserer Normandie Rundreise.
Die besonderen Lichtstimmungen an der Alabasterküste hatten es auch vor 100 Jahren den Impressionisten angetan. Die Maleravantgarde pilgerte an die Küste, um „en plein air“ zu malen.
Mit den französischen Malern rund um Monet, Cézanne – und auch van Gogh – haben wir uns dann am letzten Tag unseres Normandie Urlaubs beschäftigt.
Unsere Route an der Alabasterküste
Mehr zu unserem Normandie Roadtrip
Die Alabasterküste war die sechste Station unseres Normandie Roadtrips, bei dem wir uns auch den Mont-Saint-Michel, die Halbinsel Cotentin, die Landungsstrände der Normandie an der Perlmuttküste, Bayeux und Caen sowie die Blumenküste angesehen haben. Und auch in Rouen sowie auf den Spuren der Impressionisten zwischen Küste und Seine waren wir unterwegs.
Unser Normandie Roadtrip zum Nachfahren.
1. Le Havre: ein Sehenswürdigkeiten-Trip wird zur Architek-Tour
Unser erster Stop an der Alabasterküste: die nach Kriegsende als Zukunftsvision der 50er Jahre wiederaufgebaute Stadt Le Havre. Streitbare Architektur wurde hier hochgezogen, und wir dürfen diskutieren, ob wir die Stadt der Moderne nun „schön“ finden oder nicht.
Was wir in Le Havre gesehen haben
- ein Stadtzentrum, in dessen Mitte gesegelt wird
- einen Vulkan bzw. Yoghurtbecher (oder Atommeiler)
- eine „Empire-State-Building-Kirche“ in Waschbeton-Optik
- und Wohnbauten, die uns schlussendlich mit der Architektur von Le Havre etwas versöhnen
Mehr zu Le Havre
Die Architektur von Le Havre hat es in sich. Obs schön war? Diese Frage habe ich in einem eigenen Beitrag geklärt. Le Havre Architektur.
2. Étretat: Touristen Hot-Spot und eine verlassene Bucht
Bis zum ersten Weltkrieg war Étretat beliebtes Ausflugsziel der Pariser Hautevolee, bis ihm von Deauville an der Blumenküste der Rang abgelaufen wurde. Das kleine Städtchen versank wieder in der Unbedeutsamkeit des Kabeljaufischfangs.
Heute ist die Bucht wieder beliebtes Touristenziel. Das Felstor der Porte d´Aval mit der Felsnase Aiguille ist ein Motiv, das eigentlich jeder Normandie Tourist auf Foto bannen möchte.
Kiesel klauen verboten!
Neben den imposanten Felsformationen fasziniert auch die Bucht selbt: Das glasklare Wasser hat hier nicht gerade kleine Kieselsteine zu unglaublich schönen Kugeln mit kleinen Löchern abgeschliffen, die nicht nur wir gerne mit nach Hause nehmen würden. Die Idee hätten schon viele gehabt. Daher ist „klauen“ verboten, denn die kurze Bucht wäre in kurzer Zeit leergeräumt und der Brandung schutzlos ausgeliefert.
Apropos Brandung: bei unserem Besuch weht die rote Fahne, was uns daran erinnert, dass auch hier auf die Flut zu achten ist. Der Tidenhub ist zwar nicht so hoch wie an der Halbinsel Cotentin oder am Mont-Saint-Michel, aber dennoch nicht ungefährlich. Und das schnell ansteigende Wasser kann auch schnell den Weg zu den beiden Felsnadeln links und rechts der Bucht abschneiden. Daher ist ein Spaziergang nur bei Ebbe angesagt!
Linkerhand erhebt sich das Felstor der Porte d´Aval mit der Felsnase Aiguille, rechterhand die Falaise d´Aval aus dem Wasser. Eine wahrhaft schöne Szenerie – kein Wunder, dass auch Monet und Delacroix hier ihre Staffelei aufgestellt haben.
Pall Mall in Étretat Cité
Ganz so traumhaft ist die Szenerie dann doch nicht. Auch vor den Kreidefelsen machte der Zweite Weltkrieg nicht halt, selbst die Falaise d´Admont musste als Kanonenbunker dienen.
Étretat selbst diente zwischen 1944 und 1946 als „Pall Mall Camp“ für über 1.5 Millionen GIs als Transitstation nach Deutschland.
1.5 Millionen sind es zwar nicht, aber dennoch tummeln sich bei unserem Besuch zahllose Touristen im Hot Spot an der Alabasterküste. Zeit für uns, den schönen Fachwerkshäusern von Étretat Adieu zu sagen und ein ruhiges Platzerl zu suchen.
Achtung: Auch wenn der Tidenhub nicht so hoch ist wie auf Cotentin oder Mont-Saint-Michel: Vorsicht ist angebracht! Den Spaziergang zu den Kreidefelsen links und rechts der Bucht nur bei Ebbe unternehmen, die Flut schneidet sonst den Rückweg ab!
Wer bei Flut unterwegs sein möchte, kann allerdings am Rand der Klippe neben Kuhweiden entlangspazieren. Aber auch hier ist Vorsicht geboten: die Kante kann brüchig sein.
Bei unserem Besuch hätten wir gerne einen Blick von oben auf die Bucht geworfen, die Zufahrt war allerdings aufgrund des massenhaften Andrangs gesperrt. Wir mussten außerhalb des Ortes an der Durchfahrtsstraße parken.
Wer zwar Kreidefelsen sehen möchte, sich aber nicht unbedingt auf die berühmten Kreidefelsen von Étretat versteift, steuert besser ruhigere Badeorte wie Yport an. Oder die verlassenen Buchten dazwischen.
Bei weniger Andrang und mehr Zeit hätte ich mir auch noch gerne die avantgardistischen Gärten von Étretat angesehen.
Eine „schön einsame“ Bucht – wie perfekt für uns geschaffen
Die durchgängige Steilküste ist nicht zu Unrecht eines der Hot Spot Touristenziele der Normandie. Doch durchgängig bedeutet auch: wenige Buchten, wenige Badeplätze.
Gottseidank können wir eine einsame Bucht auftreiben, in der wir – diesmal fast alleine – zwischen zwei unbekannten, aber dafür ebenso schönen Kreidefelsen sonnen. Bei über 35° Grad genau das richtige an diesem heißen Julitag. Wir können daher den Plage de Vaucottes zwischen Étretat und Yport als richtig „heißen Tipp“ weiterempfehlen.
3. Yport: alter Charme im alteingesessenen Badeort
Schon die Anfahrt nach Yport genießen wir: im beschaulichen ehemaligen Fischerdörfchen geht’s eindeutig ruhiger zu. Der kleine Strand im charmanten Örtchen wirkt auf uns zehnmal netter als in Étretat, das Publikum ist unter sich, vor den Kabanen wachen Großeltern über ihre im Sand spielenden Enkelkinder.
Links wird die Bucht wie in Étretat von der Steilküste eingerahmt, rechts eröffnet sich ein wunderschöner Ausblick bis zur Bucht von Fécamp – die von hier durch die steil abfallende „Rückwand“ wie ein riesiges Stadion wirkt.
Auch am hiesigen Kieselstrand haben Monet und Renoir ihre Strand-Impressionen auf Leinwand gebracht, Schautafeln ermöglichen den Vergleich von Bild und Original-Vorlage aus Meer und Fels.
Nicht nur der Badestrand von Yport verzaubert, auch das Örtchen selbst: Stockrosen, Hortensien und Geranien schmücken das Platzerl vor der Église von Yport, auch die Kircheninnere trägt das Ihre dazu bei. Mit der Mischung aus dunklen Backstein- sowie Fachwerkhäuschen merken wir schon die Nähe zu Rouen.
Geparkt haben wir in Yport am Platz vor der Kirche.
4. Fécamp: perfekter Sonnenuntergang – und wieder einmal Wilhelm
Wieder einmal treffen wir an der Normandie auf Wilhelm den Eroberer – sowie auf eine unfotografierbare Abtei.
Obwohl Fécamp als einer der ersten Badeorte Europas gilt, wurde hier sogar noch bis 1987 Kabeljau bis nach Neufundland gefischt. Das erklärt auch den riesigen Yachthafen, der Bucht und Strand von der oben gelegenen Stadt abgrenzt.
Eine unfotografierbare Abtei
Wir wundern uns: die Abbatiale de la Sainte-Trinité ist von oben gar nicht als solche erkennbar, so zugebaut wie sie ist. Direkt an die Mauern der frühgotischen Abteikirche wurden die umliegenden Häuser angebaut, unter anderem das heutige Rathaus. Oder liegt die schräge Optik daran, dass die Kirchenhäuser aus dem Mittelalter mit ihren riesigen Vorbauten immer extrem viel Platz benötigen?
Wir lesen nach: bei der Église Saint-Trinité handelt es sich um das zweitlängste Kirchenschiff Frankreichs – nur Notre-Dame in Paris ist länger (um wohlfeile drei Meter). Kein Wunder, dass wir von der massigen Erscheinung stark beeindruckt sind.
Was Wilhelm damit zu tun hat? Die Abtei wurde im Mittelalter von den ersten normannischen Herzögen gegründet, war Schauplatz der Siegesfeier Wilhelms nach der Eroberung Englands, und beherbergt noch heute einige Gräber normannischer Herzöge. Zudem sind neben der Abtei Reste einer normannischen Burg zu finden.
Die Abtei wurde bei unserem Besuch gerade restauriert – die astronomische Uhr mit Gezeitenanzeige konnten wir leider nicht sehen.
Sonnenuntergang am höchsten Punkt der gesamten Küstenlinie
Einer der romantischsten Momente – sowie einer der besten Ausblicke – auf unserem Normandie Roadtrip ist der Aussichtspunkt am Cap Fagnet nördlich des Hafens – direkt über dem Steilhang, den wir gerade zuvor in Yport noch als „Stadion-Rückwand“ empfunden haben.
Ganz schön weit gekommen sind wir bereits auf unserem Normandie Urlaub. Nach den vielen Kilometern seit dem Mont-Saint-Michel an der Grenze zur Bretagne merken wir hier noch viel stärker die Nähe zu Paris als ein paar Tage davor.
Aber auch die Nähe zu Belgien. Broschüren und Beschilderungen sind neben Englisch und Deutsch auch auf Flämisch angeschrieben. Und auch die Beflaggung der War Hero Poster gedenkt bereits den französisch-sprachigen Verwandten über der nahen Grenze.
Fécamp haben wir als Übernachtungsstop genutzt und den Blick in die Abtei am frühen Morgen geworfen. Bevor es weiter zu den Seine-Schleifen ging, mussten wir noch zwei weitere feine Platzerl an der Alabasterküste mitnehmen.
5. Les Petites Dalles: wo schon „unsere“ Elisabeth d´Autriche badete
Ein weiteres Kleinod liegt in bei Sassetot-le-Mauconduit: Les Petites Dalles, der Badestrand, an dem bereits „unsere“ Sisi 1875 für zwei Monate geurlaubt hatte. Verständlich, denn genauso wie in Yport steppt hier nicht der Touristen-Bär und wir können die kleine Bucht gut genießen.
Weizen- und Mohnfelder sowie Kuhweiden am Klippenplateau stimmen uns hier bereits auf die nächste Station unserer Normandie Reise ein.
Wir konnten in Les Petites Dalles sogar direkt am Strand parken (vormittags).
Die letzte Bucht ist Veulettes
Unser letztes „sur-mer“-Örtchen unseres Normandie Roadtrips ist ebenso ein heißer Tipp für Sonnenhungrige, die die Ruhe lieben. Zwischen den obligatorischen Kieselsteinen spielen Kinder in freigelegten „Sandbänken“, auf der Strandpromenade locken kleine feine Cafés. Der Plage de Veulettes-sur-Mer ist eindeutig ein Familienparadies.
Gut zu wissen: weitere Tipps für den Normandie Roadtrip
Unsere Normandie Rundreise im Überblick: Route, Tipps für die Planung, rund ums Autofahren & parken, Hoteltipps: Normandie Roadtrip
Mehr zur Normandie
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