Im BERNINA EXPRESS von Chur nach Tirano: Alpenüberquerung auf die etwas andere Art

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Vom Winter in den Frühling oder von den Gletschern zu den Palmen: der Bernina Express gehört zweifelsfrei zu den schönsten Bahnstrecken der Welt!  


Endlich durfte ich mit dem Bernina Express durch die Schweiz fahren. Auf rund 150 Kilometern Länge ging es, angefangen in der Bergwelt Graubündens, durch Tunnel und über Viadukte, an den höchsten Berggipfeln der Ostalpen vorbei, bis die Zugfahrt im italienischen Tirano endete und mich der Bus weiter am Comersee entlang nach Lugano brachte. Dort, wo man unter Palmen meint, in einem ganz anderen Land angekommen zu sein.

Einmal im Leben sollte man ihn gefahren sein, den Bernina Express. Oder zumindest meinen Erfahrungsbericht dazu gelesen haben (der auch alle Tipps zur Planung vorab beantwortet).

Auf geht´s zu einer der schönen Zugreisen der Welt!

Ausgeflogen mit dem Bernina Express: Streckenbeschreibung und Tipps für die Fahrt
1. Die Route des Bernina Express: von Chur nach Tirano – und weiter nach Lugano
2. Der Streckenverlauf: die einzelnen Stationen des Bernina Express
3. Erfahrungsbericht: hinauf in den Winter, hinunter in den Frühling zuckeln
4. Mit dem Bernina Express Bus geht es weiter: anoramafahrt am Comersee
5. Und noch eine Fahrt mit der Rhätischen Bahn: nostalgische Zeitreise mit dem Arosa Genussexpress

Mit dem Bernina Express von Chur nach Tirano und weiter nach Lugano: Alpenüberquerung auf der höchsten Bahnstrecke der Alpen

Einmal so richtig die Schweiz erleben – mit (fast) allem, was sie zu bieten hat? Zumindest was Graubünden, besser gesagt den östlichen Teil davon, betrifft, geht das mit dem Bernina Express richtig gut, der sich auf rund 150 Kilometern durch den größten Kanton der Schweiz schlängelt.

Los geht die Tour in Chur im Herzen Graubündens, in der ältesten Stadt der Schweiz, um von dort auf der höchsten Bahnstrecke der Alpen bis hinauf auf 2.253 Meter Höhe zu klettern. Danach geht es wieder hinunter, denn Italien ruft – zuerst noch im italienisch-sprachigen Teil Graubündens, mit der Endhaltestelle Tirano dann sogar tatsächlich im Land der Zitronen.

Bernina Express von Chur nach Tirano

Wer die Fahrt mit dem Bernina Express Bus verlängert, kehrt nach einer Fahrt entlang von Comersee und Luganersee dann in Lugano wieder zurück in die Schweiz zurück – in die italienischsprachige des Tessins.

Nicht umsonst wird der Bernina Express mit dem Slogan „Vom Gletscher zu den Palmen“ beworben – oder wie in meinem Fall: einer Fahrt vom tiefsten Winter hinab in den beginnenden Frühling.

Der Bernina Express von Chur nach Tirano und weiter nach Lugano gilt nicht umsonst als eine der schönsten Bahnstrecken der Schweiz. Selten habe ich über die Ingenieursleistungen einer Bahn gestaunt wie bei dieser Alpenüberquerung der besonderen Art. Schraubt sich doch der Zug bis ganz hinauf in die Gipfelwelt, ohne hoch oben auf einen Scheiteltunnel zurückzugreifen. Im Gegenteil, im Bernina Express hat man beste Sicht auf die umgebende Bergwelt. Zumindest theoretisch, wenn nicht gerade das Wetter einen Strich durch die Rechnung macht wie bei meiner Fahrt.

Kreisviadukt Brusio Bernina Express Highlight

Die insgesamt 55 Tunnel und 196 Brücken sind auch der Grund, warum der Bernina Express im Jahr 2008 zum UNESCO Welterbe erklärt wurde.

Eigentlich ist die Rhätische Bahn schon seit über 130 Jahren in Graubünden aktiv, im Jahr 1904 wurde die Albulastrecke, im Jahr 1910 die Berninastrecke eröffnet: gemeinsam ergeben sie die Strecke, die mit dem Bernina Express Panoramazug in einem durch gefahren wird (wobei es sich beim UNESCO Welterbe genaugenommen um den Streckenabschnitt zwischen Thusis bis Tirano handelt, also jenen Teil, an dem die Bahn hinauf in die Berge zu klettern beginnt).

Die vielen Viadukte und Kehrtunnel, die dem Bernina Express helfen, sich nach oben zu schrauben, sind der Grund dafür, warum der Zug sogar seinen berühmten großen Bruder, den Glacier Express, aussticht. Mit Steigungen bis zu 7% handelt es sich beim Bernina Express wohlgemerkt um eine der steilsten Eisenbahnstrecken der Welt, die als Adhäsionsbahn nur über die Haftreibung ihrer Räder angetrieben wird.

Von Chur im Zentrum Graubündens geht es von 592 m Seehöhe hinauf bis zum höchsten Punkt beim Ospizio Bernina auf 2.253 m. Imposanter fällt die Steigung auf der Alpensüdseite aus, wo es ganze 1.830 Meter wieder hinuntergeht – auf einer Strecke, die in der Luftlinie gerade einmal 20 Kilometer ergibt.

Beim Blick auf die Höhenlinie wirkt die Strecke wie eine Steilfahrt ins Verderben. Aber natürlich helfen Kehrtunnels und Viadukte, den Höhenunterschied zu meistern – Ingenieursleistungen, die den Bernina Express gerade so faszinierend machen.

1. Die Route des Bernina Express: von Chur nach Tirano – und weiter nach Lugano

Im Vorfeld der Fahrt mit dem Bernina Express tauchten auch bei mir einige Fragen auf: Wo beginnt und wo endet die Fahrt? Mit welcher Fahrtdauer muss man rechnen? Gibt es Tipps für die Fahrt mit dem Bernina Express? Was kostet sie? Und was sind die Highlights dieser Alpenüberquerung?


Beginn und Ende des Bernina Express und Fahrtdauer

Die Fahrt mit dem Bernina Express beginnt in der Alpenstadt Chur und endet im italienischen Grenzstädtchen Tirano (oder umgekehrt).

Der Panoramazug Nr. 951 verkehrt das ganze Jahr über: Abfahrt ist um 8.17 in Chur, Ankunft um 12.49 in Tirano. Zwischen Mai und Oktober wird noch ein weiterer Zug auf der Strecke eingezogen.

Anstelle der Panoramabahn kann man die Strecke auch mit dem Regionalzug befahren, der die Fahrt von Chur nach Tirano allerdings nicht in einem durch zurücklegt. Meist muss in St. Moritz oder anderen Stationen umgestiegen werden. Zu den Vor- und Nachteilen des Panoramazugs gegenüber der Regionalbahn siehe weiter unten.

In Tirano hat man die Möglichkeit, weiter in den Bus nach Lugano zu steigen (siehe Punkt 4). Der Bernina Express Bus ist mit dem Panoramazug des Bernina Express abgestimmt. Im Gegenzug zum Zug verkehrt der Verbindungsbus nach Lugano allerdings nicht in den Wintermonaten.

Den Fahrplan der Bernina Express Panoramazüge sowie des Busses nach Lugano kann man hier einsehen. Wer den Regionalzug nimmt, muss den Fahrplan auf der Seite der SBB abfragen.


Die Route des Bernina Express auf der Karte

Im Panoramawagen findet man auf den Abteiltischchen eine gute Übersicht zur Route des Bernina Express. Auch Folder mit Routenkarten zum Bernina Express sind aufgelegt. Tipp: Einen Blick auf das ziemlich spektakuläre Höhenprofil werfen!

Karte Bernina Express

Am besten deckt man sich vor der Fahrt noch mit einem Zusatzfolder ein, der eine touristische Karte der Strecke beinhaltet. Dort sind die wichtigsten Stationen und Bauwerke entlang der Strecke des Bernina Express eingezeichnet. 

Bernina Express Panoramakarte

Die Route des Bernina Express kann man auch über einen Audioguide am eigenen Handy verfolgen (Kopfhörer können beim Zugpersonal erstanden werden).


Tipps für die Fahrt mit dem Bernina Express

Auf welcher Seite sollte man im Bernina Express sitzen? Die Antwort ist ganz klar: rechts. Dann hat man nämlich in den Kurven besten Blick auf die Highlights der Strecke: das Landwasser-Viadukt, den Lago Bianco oder den Kreisviadukt von Brusio.

Getränke und Snacks können beim Zugpersonal erworben werden, allerdings führt der Bernina Express keinen Speisewagen mit. Daher am besten eine kleine Jause für die über vier Stunden lange Fahrt einpacken!

Zur Frage, ob man die UNESCO Welterbe-Strecke nun mit dem Panoramawagen oder der Regionalbahn erkunden sollte, gibt es mehrere Antworten. Natürlich bezahlt man für den Panoramawagen mehr als bei der Fahrt mit der Regionalbahn, allerdings kann der Zug vor allem zur schönen Jahreszeit überfüllt sein. Wer möchte schon im Stehen an den vielen Bauwerken und Sehenswürdigkeiten vorbeifahren? Das kann im Panoramazug nicht passieren, da hier nur die Sitzplätze belegt werden (und daher rechtzeitig reserviert werden müssen).

Von den Gletschern zu den Palmen im Bernina Express Panoramawagen

Auf der anderen Seite ist die Regionalbahn noch immer eine gute Alternative, sollten die Tickets im Panoramazug bereits ausgebucht sein. Was gleich zum nächsten Punkt führt: Wie hoch sind die Preise für eine Fahrt im Bernina Express?


Was kostet die Fahrt mit dem Bernina Express?

Wie gesagt: Ohne rechtzeitige Reservierung wird es schwer, einen Platz im Panoramazug zu ergattern. Rechtzeitig ist das Zauberwort, v.a. für eine Fahrt im Sommer.

Aktuell fällt für die Fahrt mit dem Bernina Express Panoramazug von Chur nach Tirano ein Ticketpreis von CHF 66,- (2. Klasse) an. Für die Sitzplatzreservierung kommen noch einmal CHF 32-36 (je nach Jahreszeit) dazu.

Wer den Swiss Travel Pass besitzt, muss für den Bernina Express zusätzlich einen Sitzplatz reservieren, auch ein Zuschlag für den Panoramazug ist nötig.

Mehr Infos zu den Ticketpreisen für den Bernina Express hier, zum Swiss Travel Pass System hier.

2. Der Streckenverlauf: die einzelnen Stationen des Bernina Express

Vom Panoramazug des Bernina Express werden von Chur bis Tirano folgende Haltestellen angefahren:

Natürlich geht es bei der Fahrt mit dem Bernina Express nicht nur um die einzelnen Stationen, sondern vor allem um die Sehenswürdigkeiten dazwischen…

  • Chur
  • Thusis
  • Tiefencastel
  • Filisur
  • Bergün
  • Potresina
  • Bernin Diavolezza
  • Ospizio Bernina
  • Alp Grüm
  • Poschiavo
  • Le Prese
  • Tirano

Die Highlights des Bernina Express

  • Das Landwasser-Viadukt: die Höhe der Bögen, aber auch die steile Felswand, die den einfahrenden Zug zu verschlucken scheint.
  • Die Albulakehren: wo sich der Bernina Express in mehreren Kehren nach oben schraubt.
  • Das Berninamassiv: auch, wenn bei meiner Fahrt „oben“ nur alles ganz weiß war.
  • Alp Grüm: ein Zwischenstopp mitten im „Nicht“ der unberührten Bergwelt.
  • Der Kreisviadukt von Brusio: wo sich der Bernina Express wie eine Schlange durch einen Bogen windet, auf dem er kurz zuvor noch selbst drübergefahren ist.
  • Der Kontrast zwischen der Alpenstadt Chur und den Urlaubsdestinationen im italienischen Süden, woraus tatsächlich eine Fahrt „von den Gletschern bis zu den Palmen“ wird, wie der Bernina Express so schön beworben wird. Ein abrupter Wechsel von Sprache und Kultur – und das im gleichen Land.

3. Erfahrungsbericht Bernina Express: hinauf in den Winter, hinunter in den Frühling zuckeln

Wie habe ich die Fahrt persönlich erlebt? Im Folgenden meine Eindrücke mit dem Bernina Express – inklusive einer detaillierten Beschreibung der Strecke.

Eines gleich vorweg: Leider war mir bei der Fahrt mit dem Bernina Express durchgehende Sicht verwehrt. Den Anblick des Bernina Massiv mit dem Morteratschgletscher und auch des Lago Bianco habe ich somit verpasst.

Bernina Express im Winter

Nichtsdestotrotz war die Reise mit dem Bernina Express ein unglaubliches Erlebnis. Mit seinen vielen Kehrtunnels und Viadukten kann, so ehrlich muss man sein, die Semmeringbahn in Österreich nicht mithalten (auch wenn sie ein faszinierendes Kapitel österreichischer Bahngeschichte erzählt).

Trotz des schlechten Wetters konnte ich die Kehren und Viadukte, die an der Albulalinie bis zur Einfahrt ins Engadin zu überwinden sind, fotografieren. Danach wurde es rundherum für längere Zeit ganz weiß, bis die Sicht bei Poschiavo zurückkehrte. Zeitgerecht, um den Kreisviadukt von Brusio mit der Kamera einzufangen.

Aber das kann passieren, wenn man im März unterwegs ist. In Chur war der Frühling noch nicht angekommen, oben wartete eine endlos weiße Winterlandschaft, dann ging es hinunter ins Land, in dem die Zitronen gedeihen – und bereits die Magnolien blühten. Oder kurz gesagt: eine Fahrt hinauf in den Winter – und hinunter in den Frühling.


Wo die Fahrt mit dem Bernina Express startet: los geht´s in Chur

Die älteste Stadt der Schweiz ist Ausgangspunkt für die Fahrt mit dem Bernina Express in Richtung Tirano. In Chur durfte ich zuvor einen ganzen Tag verbringen. Die Stadt im Herzen Graubündens eignet sich gut zum Flanieren, aber natürlich für jede Art des Sommer- oder Wintersports in den Bergen rundherum (man denke an berühmte Wintersportorte wie Arosa und Lenzerheide).

Tipp für Zugfreunde: Sich von Chur aus bei einer Nostalgiefahrt mit dem Arosa Genussexpress im Speisewagen aus den 1930er Jahren bis nach Arosa kutschieren lassen – siehe dazu auch Punkt 6.


Mehr zu Chur

Flanieren und Genießen in der ältesten Stadt der Schweiz: Sehenswürdigkeiten-Tour durch Chur


Dem Rhein entlang – dorthin, wo er erstmals diesen Namen erhält

Nach Chur fährt der Bernina Express zuerst einmal am Rhein entlang, bis der Zug seine Richtung bei Reichenau-Tamins ändert. Hier vereinigen sich Vorder- und Hinterrhein zum Alpenrhein, wie der Fluss ab hier bis zum Bodensee nun genannt wird.

Der Bernina Express fährt genau an der Stelle, wo sich Vorder- und Hinterrhein treffen, über die Rheinbrücke und folgt danach dem Hinterrhein in Richtung Süden, der zwischen Reichenau und Rothenbrunnen in einer naturbelassenen Auenlandschaft, den Rhäzunser Rheinauen, vor sich hin mäandern darf.


Durch das burgenreichste Tal Europas: im Domleschg

Nun beginnt das Domleschg, eine alte Handelsstraße zu den Alpenpässen, die von Burgen und Schlössern gesäumt ist. Aus dem Zugfester bekommt man zum Beispiel Schloss Rhäzuns gut zu Gesicht, das auf seinem Felsen über dem Hinterrhein thront und heute nur mehr die Zugreisenden bewacht. Auffällig ist auch Schloss Ortenstein, die größte Burganlage im Domleschg.

Der Bernina Express umrundet bei Thusis die alte Pfarrkirche St. Cassian von Sils, die sich hier auf einer Anhöhe schön ins Bild schiebt.

Pfarrkirche St. Cassian von Sils

Hier beginnt erst die eigentliche UNESCO Welterbe Strecke, die sich ab Thusis in die Albulalinie bis St. Moritz und weiter in die Berninalinie nach Tirano aufteilt. Denn erst jetzt wird sich der Zug über zahlreiche Kehrtunnels und Viadukte nach oben schrauben, um sich auf die gleiche Weise danach wieder nach unten zu bewegen. Im Fall des Bernina Express Panoramazugs allerdings in einem durch und ohne Umsteigen in St. Moritz.

Nach dem Domleschg folgt der Zug nicht der Viamal-Schlucht mit ihren 300 Meter hohen Felswänden, sondern biegt in Richtung Osten in die Schynschlucht ab, durch die sich die Albula zwängt, bevor sie bei Thusis in den Hinterrhein fließt.


Die ersten weißen Spitzen sind zu sehen: die Bergwelt ruft!

Das erste beeindruckende Bauwerk auf der Strecke des Bernina Express ist das Solisviadukt über die Albola – mit 85 Metern die höchste Brücke der Albulalinie bis St. Moritz.

Kurz darauf bietet das in einem Talkessel liegende Tiefencastel noch einen schönen Anblick, bevor in Kürze das Highlight des Bernina Express folgen wird.

Die Bahn schlängelt sich nun schon in Richtung weiß angezuckerter Spitzen. Die Bergwelt ruft!


Das Highlight der Bernina-Strecke: wo die Bahn beim Landwasser-Viadukt vom Fels verschluckt wird

Nicht umsonst gilt das Landwasser-Viadukt als Wahrzeichen der Rhätischen Bahn, ist es doch aus zweierlei Gründen atemberaubend. Einerseits handelt es sich bei der Brückenkonstruktion über das aus Davos kommende Landwasser um eine unglaubliche Ingenieursleistung: das 165 Meter lange Konstrukt mit seinen fünf Pfeilern ist ganze 65 Meter hoch. Zwar wird es in Punkto Höhe eindeutig vom Solisviadukt übertroffen, wirkt aufgrund der Länge seiner Pfeiler doch viel faszinierender.

Bernina Express Chur Tirano Landwasser Viadukt

Noch dazu – und das ist der zweite Grund, der einen zum Staunen bringt – wird der Zug nach der Überquerung des Landwasser Viadukts von der darauffolgenden Felswand verschluckt. Wer hinten im Zug sitzt, kann sich das Spektakel ansehen, während man selbst noch hoch über dem Landwasser, das hier überquert wird, sitzt – bevor das eigene Zugteil dann auch im Tunnel verschwindet.

Noch dazu wird vor dem Landwasser Viadukt der etwas kleinere Schmittener-Tobel-Viadukt überquert, was eine schöne Einstimmung auf das Spektakel bietet.

Bernina Express Chur Tirano vor dem Landwasser Viadukt

Nach Überwindung der Viadukte und des Tunnels ist dann auch schon der Bahnhof Filisur erreicht, besser gesagt das „Bahnhöfli“, wie es so nett angekündigt wird. In Filisur steigen Reisende zu, die aus Davos, der höchsten Stadt der Alpen, gekommen sind (und auf ihrer Fahrt ebenso den Landwasser Viadukt überquert haben). Ein letzter Blick zurück ins „Bahndorf“ geworfen, bevor es in Richtung der höchsten Gipfel der Ostalpen weitergeht.


Warum man Bergün/Bravuogn gleich mehrmals bewundern darf

Dass das Albulatal die am wenigsten besiedelte Region Graubündens ist, ist augenfällig. Weit unter den Gleisen ist eine Straße zu erkennen, die schwindelerregend knapp in den Fels hineingebaut wurde.

Nun könnte man zwar am Bahnhof Bergün aussteigen, um sich im Bahnmuseum über die Geschichte der Rhätischen Bahn mit solch netten Highlights wie der Krokodil-Lok aus 1924 zu informieren. Das Dorf selbst wäre mit seinen Sgraffito-Fassaden einen eigenen Besuch wert.

Bergün Station am Bernina Express

Der Panoramawagen setzt allerdings seine Reise fort und beginnt ab Bergün nun seinen richtigen Anstieg. Unzählige Kehren und Viadukte liegen vor uns, und das Beste daran: Es kann ganz schön verwirrend werden, wenn man bemerkt, dass Bergün, an dem man gerade erst vorbeigefahren ist, auf einmal wieder zu sehen ist. Und dann wieder. Und dann noch einmal.

Der Grund ist einfach erklärt (auch wenn er nicht sofort verstanden wird): Es liegt an den vielen Kehren, durch die sich der Bernina Express nun Meter für Meter nach oben schraubt.

Immer wieder ist nun der Turm der Reformierten Kirche Bergüns zu sehen, im Hintergrund ist auch der Platzturm „La Tuor“ zu erkennen, und auch das Jugendstil-Kurhaus aus 1906, von dessen Dach die Schweizer Fahne weht, blitzt durch die Blätter der Bäume durch.


Über die Albulaviadukte und -kehrtunnels ins Engadin eingefahren

Beim Blick auf die Karte muss man schmunzeln: Hat man so etwas schon einmal gesehen? Die vielen Schlaufen zwischen Bergün und Preda, dem steilsten Stück der Albulalinie, wirken wie Zeichnungen eines Wollknäuels anstelle einer Bahnstrecke.

Aber klar: der Zug muss sich über die Albulaviadukte und -kehrtunnels ganze 416 Meter nach oben schieben. Vier Kehrtunnel liegen überhaupt im Berginneren, am ehesten bemerkt man die Streckenführung noch an den Viadukten, die entweder ober oder unter den Gleisen liegen. Die Albula wird auf dieser Strecke gleich viermal überquert.

Neben der Bahnstrecke verläuft nun die Pass-Straße zwischen Bergün und Preda, die im Winter zu einer Rodelstrecke wird. Und dann ist schon der Albulatunnel erreicht, der mit 1.800 Metern Höhe den zweithöchste Durchstich durch die Alpen abgibt. Jetzt geht es einmal eine Weile durch den Berg hindurch.

Genaugenommen sind es 5,9 Kilometer, die der Zug im Tunnel verbringt, bevor wir im Val Bever, einem Seitental des Engadin, das als kältestes Tal Graubündens bekannt ist, wieder den Himmel sehen. Wobei: Es dauert nicht mehr lange, und für einige Zeit wird auch das nicht mehr möglich sein.

Bahnhof Samedan

In Bever erreichen wir nun tatsächlich das Engadin und mit Samedan erstmals wieder eine etwas größere Station an der Bahnlinie. Während der Bernina Express nun direkt weiter nach Pontresina abbiegt, kann man mit den Regionalzügen bis St. Moritz selbst fahren, um dann von dort in die Berninalinie mit Ziel Tirano umzusteigen.


Schneeweiße Landschaft dort, wo sich normalerweise die höchsten Berge der Ostalpen präsentieren

Hoch oben in der Bergwelt rund um das Berninamassiv ist nun leider so gar nichts mehr zu erkennen, nur Langläufer links und rechts der Bahn kann man noch vom allumfassenden Weiß unterscheiden.

Bernina Express im Winter

Nach wenigen Minuten würde sich in der Montebellokurve nun der Blick auf den Morteratschgletscher und die Bergspitzen rund um den 4.050 Meter hohen Piz Bernina eröffnen. Doch leider, die „Weiße Hölle“ hält an, wobei der rote Zug dazu einen guten Kontrast abgibt. Immerhin. Bei schönem Wetter muss die Aussicht hier oben einfach toll sein – die Pressebilder der Rhätischen Bahn machen ordentlich Lust darauf.

Bernina Massiv Ausblick Bernina Express
(c) Rhätische Bahn

In der Winterlandschaft fährt man bei Bernina Diavolezza an Skilift und Eisskulptur vorbei, um danach zum höchstgelegenen Durchgangsbahnhof Europas zu klettern: dem auf 2.253 Metern gelegenen Ospizio Bernina.

Dann folgen die kleinen Bergseen Lej Pitschen und Lej Nair, gefolgt von einem weiteren Highlight der Reise, dem Lago Bianco. Ganze vier Kilometer lang könnte man sich an seinem milchigen Schmelzwasser (des Cambrenagletschers) erfreuen, wenn es die Sicht erlauben würde. Der Stausee bildet gleichzeitig die Wasserscheide zwischen Schwarzem Meer und der Adria. Wie das Ganze im Sommer aussieht, zeigen auch hier wieder die Pressebilder des Bernina Express.

Lago Bianco Bernina Express
(c) Rhätische Bahn

An dieser Stelle erfolgt nun der Abstieg auf Alpensüdseite. Wobei: Der nächste Stopp folgt sogleich, auch noch auf 2.091 Metern Höhe – und hier ist sogar ein kurzer Ausstieg möglich.


Alp Grüm: auch im Nebel ein faszinierender Halt

Selbst bei tiefster Winterlandschaft ist Aussteigen bei der Alp Grüm ein Muss! Auch wenn sich der Palügletscher und das darunterliegende Val Poschiavo, in das die Reise nun weiter führen wird, bei dichter Nebeldecke nicht zeigen wollen.

Halt bei Station Alp Grüm

Faszinierend ist es allemal, auf der Panoramterrasse des Restaurants nach unten zu schauen. Wer Glück hat erwischt sogar den Gegenzug, der sich ein paar Meter darunter gleich über eine 180°-Kurve nach oben schrauben wird.

Das Besondere an Alp Grüm ist die Abgelegenheit der Station: Hierher kommt man nur mit dem Zug oder zu Fuß. Da bekommt man doch gleich Lust darauf, die Wanderstiefel anzuziehen. Wanderwege führen zu den nächsten Zugstationen in beiden Richtungen (Ospizio Bernina oder Cavaglia). Oder man steuert den darunterliegenden Lago Palü an.

Bernina Express im Winter

Für uns geht es allerdings weiter ins Val Poschiavo bzw. Puschlav – 1.000 Meter nach unten, und das auf nur ganz kurzer Strecke.


Von nun an geht´s bergab: wir klettern hinunter ins Puschlav

Neun Serpentinen samt Kehrtunnelstragen dazu bei, dass der Bernina Express hier ein Gefälle bis zu 70 Promille überwinden kann. Ins Puschlav klettert er nun rund 1.000 Höhenmeter nach unten. Wer sich die Höhenkurve im Bahnfolder ansieht, meint, eine Steilfahrt ins Verderben vor sich zu haben.

Angefangen in der hochalpinen Zone bei der Alp Grüm klettert der Zug dabei über die alpine Zone rund um den Lago di Poschiavo weiter nach unten, bis er schlussendlich bei Brusio die subalpine Zone erreichen wird.

Lago di Poschiavo

Bei Poschiavo lichten sich die Nebelwolken und der Lago di Poschiavo ist zu erkennen – aufgrund der trüben Sicht ein ganz besonderer Zauber.

Nun sind wir wirklich im Italienischen angelangt, hier allerdings noch in Graubünden, bevor die Reise schlussendlich in Lugano – und somit im Tessin – enden wird.


Da muss man zweimal hinsehen: Hingucker Brusio Kreisviadukt

Man staunt schon von Weitem: Was für eine faszinierende Konstruktion! Aber um was handelt es sich beim Kreisviadukt von Brusio genau? Man muss wirklich zweimal hinsehen, um zu erkennen, welchen Weg der Bernina Express hier nimmt.

Kreisviadukt Brusio Bernina Express Highlight

Geht es doch darum, auf so wenig Platz wie möglich die letzten Höhenmeter zu verlieren. Und das geht, indem der Zug auf der 142 Meter langen Schleife mit ihren neun Bögen ganze 10 Höhenmeter hinter sich lässt. Wer genau hinsieht, erkennt an der abnehmenden Höhe der Bögen gut, wie der Zug immer weiter nach unten fährt.

  • Kreisviadukt Brusio Bernina Express Highlight
  • Kreisviadukt Brusio Bernina Express Highlight
  • Kreisviadukt Brusio Bernina Express Highlight
  • Kreisviadukt Brusio Bernina Express Highlight

Aber Halt! Nach der Kreisbewegung, in der sich so ziemlich alle Zugpassagieren an die Panoramafenster drücken, hat der Bernina Express noch ein weiteres Schmankerl parat: Schlupft er doch am Ende unter einem der Bögen durch, über den er kurz davor noch selbst gefahren ist. Modelleisenbahn-Freunde haben hier ihre wahre Freude – aber nicht nur die…


Tirano: Endstation Sehnsucht – wir sind in Italien angelangt

Wir haben es geschafft: der Zug ist im italienischen Veltlin angekommen. Ein erster Hingucker gibt das Hotel Castello ab, eine alte Burg, die einst den Weg ins Puschlav bzw. hinauf auf den Berninapass beschützte.

Hotel Castello Tirano

Kurz darauf fährt der Zug schon an der Basilika Tiranos vorbei.

Wer möchte, kann in Tirano eine Mittagspause einlegen, bevor es mit dem Bus weiter nach Lugano geht. Dort, wo dann wirklich die Palmen am Schluss dieser Alpenüberquerung warten…

4. Mit dem Bernina Express Bus geht es weiter: Panoramafahrt am Comersee

Italienisch geht die Reise weiter. Wer möchte, verlängert die Reise durch Graubünden und hängt nach der Reise mit dem Bernina Express von Chur nach Tirano eine weitere Panoramafahrt dran.

Bernina Express Bus Tirano nach Lugano

Ziel ist eine andere Region der Schweiz, in der – genauso wo im Poschiavo – italienisch gesprochen wird. Es geht ab ins Tessin. Aber zuerst wird einmal Italien durchfahren, zuerst eine ganze Weile durch das Veltlin, dann am Comersee entlang und schlussendlich am Luganersee.

Nach Tirano schlängelt sich der Bernina Express Bus an den Weinhängen des Veltlin über Sondrio, Berbenno, Morbegno und Sorcio entlang, bis im Fischerdorf Dromaso der Einstieg in den Comersee erfolgt. Weiter geht die Reise über die Bucht von Gravedona, vorbei am Städtchen Dongo, bis der Bus in Menaggio den Comersee verlässt, um in Richtung Luganersee zu fahren.

Beim Fischerdörfchen Porlezza ist dieser erreicht, danach folgt nur noch das Grenzstädtchen Grandria. Wir verlassen hier die Lombardei, um am Fuße des Monte Brè – und somit bereits vor der Haustüre Luganos – in den Tessin einzureiten.

Lugano

Beim Anblick des Monte San Salvatore, des berühmten Luganer „Zuckerhuts“, ist die Reise mit dem Bernina Express nun wirklich zu Ende.

Der Bernina Express Bus fährt von Dezember bis Oktober, die Fahrt dauert etwa 3 Stunden. Der Bus ist mit dem Bernina Express abgestimmt, für ein Mittagessen in Tirano bleibt genügend Zeit. Der Bus legt einen Zwischenstopp für eine kurze Pause ein. Mehr Infos zum Bernina Express Bus hier.


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Italianitá am Zuckerhut – und das in der Schweiz: Tipps für 1 Tag in Lugano

5. Und noch eine Fahrt mit der Rhätischen Bahn: nostalgische Zeitreise mit dem Arosa Genussexpress

Bereits über 130 Jahre schraubt sich die Rhätische Bahn in die Bergwelt Graubündens hoch. In Erinnerung an alte Errungenschaften werden heute Nostalgiefahrten angeboten, die einen die hochalpine Bergwelt auf eine andere Art erleben lassen als im modernen Waggon.

Die Rhätische Bahn hat einige Nostalgiefahrten im Angebot, so z.B. einen historischen Zug zwischen Davos und Filisur oder eine Fahrt mit dem „Bernina-Krokodil“ im Pullman zwischen St. Moritz und Poschiavo. Auch Dampffahrten werden angeboten.

Arosa Genussexpress von Chur nach Arosa

Wer für die Fahrt mit dem Bernina Express einen Aufenthalt in Chur eingeplant hat, darf von hier eine kleine Zeitreise unternehmen und sich bei der Fahrt mit dem Arosa Genussexpress im Gourmino Speisewagen aus den 1930er Jahren durch die Bergwelt rund um Chur chauffieren lassen. Inklusive Speisenbegleitung.

Das ist einfach Nostalgie-Erlebnis pur. Noch dazu werden im Luxuswaggon auf einer Strecke von nur 26 Kilometern ganze 1.000 Höhenmeter zurückgelegt, was eine ziemlich kurvenreiche Fahrt ergibt.

Highlights bei der Fahrt durch das wildromantische Schanfigg ist die Fahrt über den Langwieser Viadukt. Nach einer Stunde Fahrt hat man den Kurort Arosa erreicht, nach einer Stunde Pause geht es zurück nach Chur.

Drei Stunden dauert das Erlebnis. Bei der Hinfahrt werden die ersten zwei Gänge des Dinners serviert, die bei der Rückfahrt vom Dessert gekrönt werden.

Wer hat schon einmal ein Abendessen zu sich genommen, bei dem er hin- und hergeschaukelt wurde, während sich der Zug in eine der vielen Kurven legt? Man muss es erlebt haben. Und bekommt dabei ein bisschen ein Gefühl dafür, wie eine Zugreise in den „guten alten Zeiten“ wohl gewesen sein muss. Echt empfehlenswert!

Der Arosa Genussexpress verkehrt zweiwöchentlich Freitagabends zwischen Chur und Arosa, genaue Termine und Preise gibt es hier. Tipp: Wenn möglich, im Sommer fahren. Sonst fährt man bereits im Dunklen los und verpasst die schönen Aussichten aus dem Zugfenster.

Vielen herzlichen Dank für die Einladung zur Fahrt durch die Graubündner Bergwelt an Schweiz Tourismus und die Rhätische Bahn. Meine Eindrücke bleiben davon jedoch unberührt. (Pressereise/Werbung)

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