BUKAREST: was man in der rumänischen Hauptstadt sehen kann
Von der historischen Altstadt über das „Paris des Ostens“ zu Ceausescus gigantomanischem Stadtentwicklungsprojekt über das „grüne“ Bukarest – inkl. Ausflug in die Karpaten
Von der rumänischen Hauptstadt wusste ich nichts – außer vom Größenwahn des „Conducator“, dessen Sturz im Revolutionsjahr 1989 selbst bei uns Thema war. Zeit also, den Bukarest Sehenswürdigkeiten einen Besuch abzustatten und die vielen anderen Seiten dieser riesigen Stadt zu entdecken: von der alten Handelsstadt zum „Paris des Ostens“ bis zu den grünen Seiten Bukarests.
An meinem langen Wochenende habe ich ziemlich viel mitgenommen: neben der Stadt selbst auch die Karpaten sowie ein siebenbürgisches Kleinod. Dem Dracula-Kitsch bin ich allerdings entflohen.
2. Auf der „Pariser“ Prachtstraße Cala Victoriei flanieren
3. Streifzüge durch unerforschtes Terrain machen
4. Natürlich: sich dem Kommunismus (und dem Conducator) widmen
5. Und ganz besonders: dem Volkspalast
6. Im grünen Bukarest entspannen
7. Das alte Rumänien entdecken
8. NICHT dem Dracula-Kitsch erliegen sondern „nur“ eine „sächsische“ Kleinstadt besuchen
Meine Tipps für einen Städtetrip nach Bukarest: Anreise, Öffis, sowie weitere Tipps
Bukarest – eine Stadt der Superlative
Man glaubt es kaum – aber mit annähernd zwei Millionen Einwohnern reiht sich Bukarest unter die Top 10 der größten europäischen Städte ein.
Bukarest – oder wie es in der Landessprache heißt Bucuresti – wurde unter Vlad Tepes (dem allbekannten Graf Dracula) im 15. Jahrhundert zum Fürstensitz der Walachei (der Ebene zwischen Karpaten und Donau) bestimmt. Seit dem 17. Jahrhundert ist Bukarest die Hauptstadt dieser Region, seit dem 19. Jahrhunderts ganz Rumäniens.
Zur Jahrhundertwende als „Paris des Ostens“ tituliert, hat es sich zwischen den 60er und 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts vom Idealbild der repräsentativen Stadt wegentwickelt. Der „Conducator“ ist schuld, der nicht nur dem Land, sondern auch der Stadt mit seinem gigantomanischen Stadtentwicklungsprojekt seinen Stempel aufgedrückt hat.
Mehr zum Reisen in Bukarest und Rumänien
Wie Bukarest ist, wie man sich in Bukarest orientiert, ob es in Rumänien und Bukarest gefährlich ist und wie die Verständigung in Bukarest klappt: meine Reisetipps Rumänien.
Die verschiedenen Gesichter der Stadt
- Die historische Altstadt – oder was davon übriggeblieben ist (siehe Tipp 1)
In Bukarest fehlen die alten Häuser. Überschwemmungen, Brände – aber auch der Größenwahn des Conducator sind schuld. Ein Fünftel der historischen Altstadt wurde abgerissen. Ein alter Stadtteil hat sich allerdings erhalten: Heute spaziert man durch das Leipziger Viertel vorbei am mittelalterlichen Fürstensitz oder der orientalischen Karawanserei. - Das „Paris des Ostens“ rund um die Cala Victoriei (siehe Tipp 2)
Nach dem Brand von 1847 orientierte sich Bukarest an Paris: Frankreich, Italien und die Antike waren die Vorbilder für die neuen Wohn- und Verwaltungsgebäude entlang der Prachtstraße Cala Victoriei. - Ceausescus gigantomanisches Stadtentwicklungsprojekt (siehe Tipps 4 und 5)
Ein Fünftel der historischen Altstadt wurde nach dem Erdbeben von 1977 abgerissen und zu einer Großbaustelle transformiert, die sich bis heute gehalten hat. Unübersehbarer Mittelpunkt: der Volkspalast, das zweitgrößte Verwaltungsgebäude der Welt. - Aber auch viel Grün (siehe Tipp 6)
Vor allem der Norden der Stadt erinnert mehr an ein Naherholungszentrum als an eine der größten Städte Europas.
Wie man den Sehenswürdigkeiten-Rundgang angeht
Bester Ausgangspunkt für den Sehenswürdigkeiten-Trip in Bukarest ist die historische Altstadt, von der aus die Streifzüge zum Volkspalast, auf die Cala Victoriei sowie den Cismigiu-Park unternommen werden können.
Der Rest der Bukarester Sehenswürdigkeiten befindet sich in der Nähe des Herastrau-Parks und sollte auf jeden Fall mit der Metro angesteuert werden.
Was man nun in Bukarest an einem langen Wochenende sehen kann:
1. Die historische Altstadt erkunden – das Leipziger Viertel
Namensgebend für den ältesten Stadtteil Bukarests rund um die Leipziger-Straße (Strada Lipscani) waren die Siebenbürger Händler, die ihre Waren aus Leipzig bezogen. Straßennamen wie die „Sattlerstraße“ zeugen heute vom ehemaligen Zentrum des Handels und Handwerks.
Im Westen des Leipziger Viertels beginnt das repräsentative Geschäfts- und Bankenviertel entlang der Cala Victoriei (siehe Tipp 2).
Nach Jahren des Verfalls steppt hier heute der Bär. Bei meinem Besuch hat neben den obligatorischen Straßenmusikanten sogar ein DJ der aus einem kleinen Kobel die Straße beschallt.
Ein geschichtlicher Stilmix
Gerade für mitteleuropäische Augen eröffnet sich im Leipziger Viertel ein interessanter Mix aus kulturellen und städtebaulichen Sehenswürdigkeiten – von römischen über orientalischen hin zu orthodoxen Einflüssen.
- Die orientalische Karawanserei Hanul Lui Manuc
Am Eindrucksvollsten fand ich die Karawanserei. In der Gaststätte (die übrigens erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts errichtet wurde – ich hätte sie älter geschätzt) sollen sogar bis zu 80 Familien gewohnt haben. Der Friedensvertrag nach dem Russisch-Türkischem Krieg wurde 1812 hier unterzeichnet.
- Der alte Fürstenhof (Curtea Veche)
Gleich gegenüber der Karawanserei ließ Vlad Tempes – hierzulande besser bekannt als Graf Dracula – im 15. Jahrhundert seinen Hof erbauen. Nach Bränden und Erdbeben blieben nur Ruinen übrig, die bei meinem Besuch gerade restauriert wurden. Die Kirche des Fürstenhofes (Curtea Veche) gilt als das älteste Bauwerk Bukarests.
- Die römische Wölfin
Die Fürsorgerin von Romulus und Remus drückt die Verbundenheit Rumäniens – oder eben „Romanias“ – zum römischen Erbe aus. Auch andere Städte Rumäniens wurden von Italien mit einer solchen Erinnerung an die gemeinsame Geschichte beschenkt.
- Das Stavropoleos-Kloster
Das rumänisch-orthodoxe Kloster aus dem 18. Jahrhundert vermischt byzantinische mit christlicher Architektur – so findet sich z.B. im Inneren ein Kreuzgang.
- Mehr als ein Restaurant-Tipp: die Bierhalle Caru´ cu Bere
In der 1879 errichteten Bierhalle sitzt man im ehemaligen Literatentreff Bukarests. Nach einem Zwischenspiel als verstaatlichter Betrieb ist das Lokal seit 2006 erfolgreich wieder in privater Hand. Zu Sarmale (Krautwickel mit Faschiertem und Reis), Mici (eine Art Cevapcici) oder Polenta trinkt man Bier inmitten von Säulen, Arkaden und Wandmalereien in neugotischem Ambiente.
Auch heutzutage bewirtet die Karawanserei Gäste! Auch Snitel, Strudel oder eine Tortul Casei gibt’s im Caru´ cu Bere. Zur rumänischen Sprache siehe meine Reisetipps!
- Eine stilsichere Kaffeepause
In der Macca-Vilacrosse Passage chillt man lauschig unter dem Jugendstil-Glasdach.
Kein Muss: zwei gehypte Plätze
Was in jedem Blogbeitrag zu finden ist, muss nicht unbedingt ins Sehenswürdigkeiten-Programm von Bukarest aufgenommen werden – es sei denn man ist auf stylishe Instagram-Pics angewiesen.
Das Buchgeschäft Carturesti Carusel hat sich als netter Buchschmöker- und Kaffeestop entpuppt. Aber auch nicht mehr. Die Regenschirmstraße Pasajul Victoria war sogar ein ziemlich hässlicher Fleck. Witzig fand ich nur, dass es genau bei meinem Besuch zu tröpfeln begann. Viel interessanter war das überfüllte orthodoxe Kirchlein gegenüber, wo gerade lautstark eine Messe nach außen übertragen wurde.
Wer dennoch hin möchte: Das „Carturesi Carusel“ befindet sich in der Strada Lipscani 55, die Regenschirmstraße Pasajul Victoria ist eine Nebenstraße zur Cala Victoriei, bereits außerhalb des Leipziger Viertels am Weg zum Revolutionsplatz gelegen.
2. Auf der „Pariser“ Prachtstraße Cala Victoriei flanieren
Am westlichen Ende des Leipziger Viertels beginnt die älteste Prachtstraße Bukarests, die sich auf 2,8 Kilometern Länge bis hinauf zur Piata Victoriei (Siegesplatz) zieht. Sie erinnert an die rumänische Unabhängigkeit nach dem Russisch-Osmanischen Krieg 1878.
Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden entlang der „Siegesstraße“ repräsentative Bauten – stilistisch angelehnt an Pariser Vorbilder aus Renaissance, Klassik, Barock und Jugendstil – errichtet.
Im Süden der Cala Victoriei stechen vor allem folgende Bukarester Sehenswürdigkeiten hervor:
- Der Adriatica-Triest-Komplex am Beginn der Siegesstraße.
- Sowie gegenüber davon der Justizpalast auf der südlichen Seite des Stadtflusses Dambovita.
- Das Historische Museum: Neoklassizismus im ehemaligen Hauptpostamt.
- Die CEC-Bank: französischer Renaissancestil vom Feinsten mit prominenter Kuppel aus Glas und Metall.
- Die Nationalbank (nicht direkt an der Cala Victoriei gelegen): Eingangshalle und Säulen erinnern an klassische Vorbilder.
Rund um den Revolutionsplatz (Piata Revolutiei)
Der Revolutionsplatz versammelt Einiges an rumänischer Geschichte – vom Sitz des Königs zum Sitz des Diktators – und hin zu dessen Sturz im Revolutionsjahr 1989. An die Opfer der Revolution erinnert das Wiedergeburtsdenkmal.
- der Diktator-Sitz
Bekannt ist die Szene vom 21. Dezember 1989, als der Conducator seine letzte Rede vom Balkon des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei hält. Am Tag darauf flieht das Ehepaar Ceausescu per Hubschrauber vom Dach des Gebäudes. Ursprünglich war das Gebäude als Innenministerium gedacht. Diese Funktion nimmt es heute wieder ein. Markantes Mini-Gegenüber: die kleine orthodoxe Backsteinkirche im gleichnamigen Kretzulescu-Park.
- Der Königssitz
Das heutige Nationale Kunstmuseum war bis 1947 Residenz des rumänischen Königs. Der erste der rumänischen Könige, Carol I. aus dem Geschlecht der Hohenzoller, thront vor dem Gebäude gegenüber: der Universität, in der 1989 die ersten Proteste stattfanden.
- Der Securitate-Sitz
Wo unter Ceausescu die Geheimpolizei in unmittelbarer Nähe zum ZK untergebracht war, regiert heute die Wirtschaft: McKinsey residiert im auffälligen Backstein Gebäude mit Glasaufsatz.
Ein Stück weiter nördlich
Für das Athenäum, die 1888 fertiggestellte klassizistische Konzerthalle zu Ehren des 1946 ausgewanderten Komponisten Enescu (heute Sitz der Bukarester Philharmonie), hat sogar das Volk mitgespendet.
Wer ein Stück authentisches Bukarest erleben möchte, kann auch zur Piata Amzei hinaufmarschieren – dem Viertel rund um den Amzei Markt. Aus dem Markt selbst wurde ich bei meinem Besuch nicht wirklich schlau (die karge Auswahl hat den Eindruck verstärkt, dass es sich um keinen offiziellen Markt mehr handelt). Wer typisches Marktleben erleben möchte, ist beim Obor Markt wahrscheinlich besser aufgehoben. Allerdings hat mich mein Streifzug durch städtebaulich interessante Ecken geführt: verlotterte Straßen – aber auch ein nettes Wohnviertel.
In der Strada Biserica Amzei habe ich neben der französischen Botschaft eine nette Lokalszene vorgefunden. Der Obor Markt befindet sich im Nordosten der Stadt an der Piata Agricola Obor.
Noch ein weiteres Stückchen Paris – ganz weit oben
Die Verbundenheit zu Frankreich drückt sich übrigens ein weiteres Mal im Norden der Stadt aus. Dort, wo der Herastrau-Park beginnt, etwas nördlich der Piata Charles de Gaulles, wacht der Arcul de Triumf über den Kreisverkehr. Der rumänische Triumphbogen wurde zu Ehren der rumänischen Soldaten des Unabhängigkeitskriegs errichtet.
3. Streifzüge durch unerforschtes Terrain machen
Wer Entdecker-Spaziergänge liebt, ist in Bukarest richtig. Die rumänische Hauptstadt hat zwar nicht wenige Sehenswürdigkeiten zu bieten, aber ich muss auch regelmäßig über den Fassadenmix staunen, der sich mir bietet. Neben kleinen orthodoxen Kirchen hängt Kabelsalat aus den Nachbarfassaden, neben nett renovierten Gebäuden strotzt einem die Hässlichkeit in Form von abgerissenen Betonfassaden entgegen.
Sollte ich die Stadt in 10 Jahren wieder besuchen – werde ich sie wiedererkennen?
Aber natürlich gibt’s auch schöne Ecken
Zum Beispiel rund um den Revolutionsplatz, sowie vom Athenäum in Richtung Amzei-Markt und Umgebung (siehe Tipp 2). Auch das Wohnviertel nördlich des Bulevardul Unirii habe ich in netter Erinnerung. Vor allem die Parks sind eine Augenweide, die man unbedingt ins Sehenswürdigkeiten-Programm mit aufnehmen muss (siehe Tipp 6).
4. Natürlich: sich dem Kommunismus (und dem Conducator) widmen
Was vielleicht gar nicht so bekannt ist: Ceausescu war anfangs nicht der größenwahnsinnige Despot, als der er Ende der 80er Jahre Bekanntheit erlangte. Der Antistalinist verurteilte beispielsweise den sowjetischen Einmarsch in die Tschechoslowakei – was erst viele in Rumänien dazu bewog, der kommunistischen Partei beizutreten. De Gaulle und Nixon kamen zu Treffen nach Bukarest, und fast wäre Ceausescu auch als Friedensnobelpreisträger im Gespräch gewesen.
Bis er bei seiner Auslandsreise nach China und Korea einen gelebten Personenkult kennenlernte. Er stilisierte sich zum „Held der Karpaten“ und „Titan der Titanen“. Und wurde dabei so realitätsfremd, dass ihm bei seinen Besuchen im Land sogar angemaltes Holzobst als echte Früchte vorgelegt wurden.
Ein ganz „besonderes“ Stadtentwicklungsprojekt
„Ausgezeichnet“ hat sich Ceausescu allerdings vor allem mit seinem gigantomanischen städtebaulichen Egotrip. Nach dem Erdbeben von 1977 ließ er ein Fünftel der historischen Altstadt zerstören. 70.000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen, um dem neuen Stadtviertel Platz zu schaffen. Alleine 28 Kirchen wurden dabei dem Erdboden gleichgemacht. Die Fortschritte wurden dabei von ihm persönlich überwacht.
Mit dem Bulevardul Unirii wurde die breiteste Straße Bukarests angelegt – mit 3,2 Kilometern um stolze 60 Meter länger als die Champs-Élysées. Ein Erfolg für die damalige „Straße des sozialistischen Aufstands“ (oder „Straße des Sieges des Sozialismus über die Menschen“ im Volksmund).
Rund um den Bulevardul Unirii sollte ein gigantischer Stadtteil für die rumänische Nomenklatura entstehen. Nur ein Bruchteil der feinen Wohnungen und edlen Geschäfte wurde bis 1990 fertiggestellt. Die Seitenstraßen wurden danach bebaut, vorrangig Hotels, Banken und Ministerien in Blockbauweise prägen das Bild rund um den Palast des Volkes. Allerdings klaffen auch heute noch Löcher im Stadtbild. Man werfe am Besten einen Blick auf die Satellitenansicht von Google Maps.
Auch in Bukarest – ein „Geschenk“ Stalins
Bekannt aus Moskau und Warschau: auch in Bukarest hat Stalin seine Spuren mit einem „Zuckerbäcker“-Gebäude hinterlassen. Im Fall von Bukarest mit einer Nachbildung der Lomonossow-Universität. Das Pressehaus, damals Symbol der Unterdrückung durch den Kommunismus, steht heute für die Freiheitsbewegung.
Das Pressehaus steht an der Piata Presei Libere – quasi ums Eck zum Freilichtmuseum (Tipp 7).
Nomen NON est Omen: der „Frühlingspalast“
Sein persönliches Megalomanie-Projekt hat sich Ceausescu bei seinem eigenen Wohnhaus erschaffen – allerdings bereits in den 60er Jahren. 80 Zimmer voller Prunk und Gold fasst das Haus. Der prunkvolle Kitsch aus der Handschrift von Elena Ceausescu kann besichtigt werden.
Das Ceausescus Wohnhaus (Eintritt 55 LEI) befindet sich ebenso in der Nähe des Freilichtmuseums.
5. Die besondere Bukarester Sehenswürdigkeit: der Volkspalast
Ceausescus Stadtentwicklungsprojekt gipfelte in seinem Traum des „größten Volkspalast der Welt“, der Casa Poporului.
Während das Volk verhungerte, wurde innerhalb von fünf Jahren durch 400 Architekten und 20.000 Zwangsarbeiter ein Riesen-Palast fertiggestellt – rechtzeitig zum Zerfall des Systems im Jahr 1989.
Heute ist das „Palatul Parlamentului“ das zweitgrößte Verwaltungsgebäude nach dem Pentagon und beherbergt neben dem Parlament auch noch ein Kongresszentrum sowie das Museum für zeitgenössische Kunst.
Eigenartig an diesem ganzen Gigantismus-Wahn: die Dimensionen sind bei einer solch schieren Größe nicht wirklich begreifbar. Der Palast des Volkes wurde auf einem künstlichen Hügel angelegt und wirkt dementsprechend zurückgesetzt und „klein“. Man muss direkt davorstehen, um die wahre Größe zu erfassen – oder auch nur um die Hälfte herumgehen:
Von der Metro-Station im Izvor-Park kommend, war ich bis zum Museumseingang locker 20 Minuten unterwegs: Beginnend an der nordöstlichen Ecke des Geländes an der Vorderseite entlang – aufgrund einer Wahl war der Vordereingang geschlossen – und weiter an der Südseite den Hügel hoch; dort dann bis zum Museumseingang nochmal ein Stück ins Gelände hinein. Kein Wunder: das Gebäude selbst hat bereits einen Umfang von 270 mal 240 Meter….
Ein kleiner „Lost Place“ – und ein neues Gigantismus-Projekt
Bereits direkt nach der Fertigstellung des Gebäudes drohte nach dem Systemsturz auch der Verfall des Gebäudes. Denn schließlich sind in den insgesamt 12 Etagen (sowie zusätzlich 8 unterirdischen Etagen inkl. Atombunker) sage und schreibe 1.100 Räume zu erhalten. Angefangen bei den Heizkosten kommt hier einiges zusammen. Wie es um das Parlamentsgebäude heute aussieht, davon konnte ich mir selbst ein Bild machen.
Aufgrund einer Wahl waren am Tag meines Besuchs keine Führungen im Inneren des Parlamentspalasts möglich – wodurch ich mich an die „Hinterseite“, sprich das Museum für zeitgenössische Kunst, gewandt habe. Was kein Fehler war, denn die Besichtigungsdauer von zweieinhalb Stunden wäre mir sowieso zu lange gewesen. Ich habe mir also die hintere Fassade von der Außenterrasse des Museums-Cafés aus angesehen. Es bröckelt ziemlich….
Ein weiterer guter Grund für den Besuch des Museums: von oben hat man gute Sicht auf Bukarests neues Gigantismus-Projekt. Bei der Errichtung der „Kathedrale der Erlösung des Volkes“ scheint sich die Geschichte zu wiederholen: aufgrund der hohen Baukosten ist das Projekt umstritten. Für mich auf jeden Fall interessant – wann sieht man schon ein Großprojekt im Entstehen, noch dazu von oben?
Führungen ab 40 LEI, für Profi-Fotos vorher anmelden; mind. 24H vorab reservieren oder direkt, mehr Infos hier, die Besuchs-Regeln hier
Eingang zum Museum für Zeitgenössische Kunst über die Via Calea; Eintritt 16 LEI
6. Im grünen Bukarest entspannen
Im Norden Bukarests liegt das grüne Eck der Stadt: ansehnliche Villenviertel und Boulevards – und ein riesiger Park, in dem der Nebenfluss der Dambovita mehrere Seen gebildet hat. Der Herastrau-Park wurde Ende 2017 zu Ehren des verstorbenen letzten Königs in „König Michael I. von Rumänien Park“ umbenannt.
Im größten Park Bukarests (immerhin rund halb so groß wie Manhattans Central Park) warten Bootsfahrten oder auch ein Japanischer Garten auf den Erholungssuchenden.
Metro-Station Aviatorilor. Beim Park können Räder ausgeborgt werden (siehe Tipps).
Doch auch in Gehweite zu Altstadt, Volkspalast und Calea Victoriei lässt es sich herrlich entspannen. Denn auch im Cismigiu Park, dem ältesten Park der Stadt, dessen exotische Pflanzen sogar aus Wien stammen, kann eine Bootsrunde gedreht werden.
7. Das alte Rumänien entdecken
Wer Skansen in Stockholm kennt, ist auch hier richtig. Schließlich war das schwedische Freilichtmuseum auch das Vorbild für das „Muzeul National al Satului Dimitrie Gusti“. Aus allen Regionen Rumäniens wurden Gebäude, Scheunen, Kirchen und Mühlen zusammengetragen. Vom siebenbürgischen Bauernhaus bis zum Fischerhaus vom Donaudelta kann man einen Streifzug durch drei Jahrhunderte rumänischer Bauweisen erleben.
Eintritt ins Freilichtmuseum 15 LEI. In Sichtweite vom Eingang befinden sich auch das Haus der Presse sowie der Triumphbogen (siehe Tipp 2).
8. NICHT dem Dracula-Kitsch erliegen sondern „nur“ eine „sächsische“
Kleinstadt besuchen
An meinem langen Wochenende hatte ich noch Zeit für einen Abstecher in eine mythische Region: Transsylvanien.
Dem Dracula-Kitsch bin ich allerdings nicht erlegen. Statt dem (angeblichen) Dracula-Schloss Bran habe ich die siebenbürgische Stadt Brasov besucht – und den Kurort Sinaia in den Karpaten gleich mitgenommen.
Mehr zu Siebenbürgen
Hier gibt’s zu meinem Transsylvanien Ausflug.
Gut zu wissen: meine Tipps für einen Städtetrip nach Bukarest
- Vom Flughafen Bukarest in die Stadt
Vor Flughafentaxis wird gewarnt, also habe ich mich in den Flughafen-Expressbus gesetzt. Abfahrt im Erdgeschoss unter der Ankunftshalle, Ankunft am Nordbahnhof (Gara de Nord, Linie 780) oder an der Piata Unirii (Linie 783).
2 Fahrten für LEI 7,60.
Linie 780 ins Stadtzentrum, zum Flughafen.
Linie 783 ins Stadtzentrum, zum Flughafen. - Öffentliche Verkehrsmittel
Metro: 2 Fahrten kosten 5 LEI, die Tageskarte 8 LEI; Linienplan für Metro und Busse hier. - Räder ausborgen
Zum Beispiel beim Herastrau-Park, Radverleih mit mehreren Stationen in der Stadt. - Mit dem Zug in die Karpaten
Alle Infos zu Fahrplan, Kosten und den rumänischen Zügen finden habe ich hier zusammengefasst: Karpaten Ausflug - Weitere Tipps
Das Währungskürzel des (neuen) rumänische Leu ist RON. Beim Bezahlen mit Karte nicht die Wechselgebühren vergessen! Und. Zeitverschiebung nicht vergessen!
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