Barockperle KROMĚŘÍŽ: ein kleiner „Städtetrip“-Geheimtipp in Tschechien

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Einer der schönsten Rokokosäle Tschechiens, das wertvollste Gemälde des Landes – und all das eingebettet in ein von der UNESCO ausgezeichnetes Stadtensemble: Auf nach Kroměříž! (Werbung)


Das Barockstädtchen Kroměříž liegt gar nicht so weit von Österreich entfernt und gilt in Tschechien als eine der schönsten Städte des Landes: Die „Perle Ostmährens“ ist tatsächlich ein besonderer Tipp für alle, die gerne verborgene Schönheiten entdecken.

Wer prunkvolle Schlösser und verspielte Gartenanlagen liebt und sich noch dazu für ein Stück alt-österreichische Geschichte interessiert, der kommt in Kroměříž definitiv auf seine Kosten. Nicht von ungefähr wird das alte Kremsier auch als „Athen Mährens“ bezeichnet. Wie gut, dass es fast direkt vor unserer Haustür liegt!

Ausgeflogen nach Kroměříž: auf Sehenswürdigkeiten-Tour im mährischen Athen
1. Der Große Marktplatz: Start im arkadengesäumten Herzen der Stadt
2. Das Regionalmuseum Kroměříž: auf Schatzsuche – aber einmal anders
3. Die Altstadt von Kroměříž: eine Zeitreise durch die Jahrhunderte
4. Das Erzbischöfliche Schloss Kroměříž: Prunk und Pracht auf Schritt und Tritt
5. Der Blumengarten von Kroměříž: Gartenarchitektur vom Feinsten

UNESCO-Welterbe Kroměříž: viele schöne Plätze in der Perle Ostmährens

Warum sich ausgerechnet hier im Osten von Mähren so ein schöner Fleck versteckt, der nicht umsonst den Namen „Barockperle“ trägt? Nun, schuld daran ist Bischof Karl II. von Liechtenstein-Kastelkorn, der dem einstigen Kremsier nach der Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg ab 1664 einen neuen Anstrich verpasste.

Kremsier hatte schon seit dem 13. Jahrhundert als Sommerresidenz der Olmützer Bischöfe gedient (damals eine der größten Diözesen Europas). Durch den Wiederaufbau des frühbarocken Schlosses, aber auch der ganzen Stadt, erstrahlte Kroměříž 30 Jahre später in neuem Glanz.

Blumengarten Kromeriz

Herausgekommen ist heute ein als UNESCO Welterbe ausgezeichnetes Ensemble aus Schloss und Schlosspark samt eigenem Blumengarten, das mit vielen Schätzen und Sammlungen aufwartet.

Die Sehenswürdigkeiten der „Perle“ Kroměříž entdeckt man am besten bei einem Rundgang durch die Altstadt und natürlich einem Besuch des Erzbischöflichen Schlosses.

1. Der Große Marktplatz: Start im arkadengesäumten Herzen der Stadt

Dass der große Marktplatz bzw. Ring von Kroměříž als städtisches Denkmalgebiet ausgezeichnet wurde, ist kein Wunder: Rund um den mit einem Hektar Fläche recht großen Velké náměstí reihen sich an allen Seiten hübsche Bürgerhäuser samt Arkadengängen auf. Am besten lässt sich das Bild von oben einfangen, z.B. vom Turm des angrenzenden Schlosses (siehe dazu Punkt 4).

Der Marktplatz wird von zwei Gegenpolen dominiert: Auf der einen Seite wäre da das Rathaus mit seinem markanten Turm, ein ehemaliger Renaissance-Bau aus dem 16./17. Jahrhundert, der sein heutiges Aussehen allerdings im 19. Jahrhundert erhielt.

Auf der anderen Seite des Platzes ist es der Turm des frühbarocken Erzbischöflichen Schlosses, das die Sichtachse im Herzen der Stadt klar definiert. Gleich daneben befindet sich mit dem Mühlentor das einzig erhaltene der drei Stadttore von Kroměříž, das im Besitz des Bistums steht und Teil eines Geheimgangs vom Schloss über das Erzbischöfliche Gymnasium bis zur St. Moritzkirche bildet. Man verlässt dieses, um in die alte Vorstadt zu gelangen, in der sich Münzprägerei, Mühle und Brauerei befanden – alle im herrschaftlichen Besitz der Erzbischöfe.

Am Marktplatz selbst sind natürlich Mariensäule und Tritonbrunnen nicht zu übersehen – Letzterer diente bereits seit dem Jahr 1666 als Wasserspender für die Bevölkerung.

Einziger richtiger Ausreißer im Zentrum von Kroměříž ist der moderne Bau des Bata-Kaufhauses am Eck, einem funktionalistischen Gebäude aus Glas und Stahl, das an den Gründer der Schuhfabrik im nahen Zlin erinnert wie auch an den Kanal, an dem man heute von Kroměříž bis zur slowakischen Grenze – und somit durch die Mährische Slowakei – entlangradeln kann.

In den Arkadengängen haben sich auf allen Seiten nette Lokale und Cafés eingenistet, so z.B. die Restaurants La Fresca oder Bouček. Bei nostalgischem Charme darf man seinen Kaffee auch im Atmosféra u zámku genießen.

Spannend – vor allem unerwartet spannend – präsentiert sich aber das Regionalmuseum von Kroměříž, das in einem Renaissancebau aus 1609 mit auffälligem Portal hinter den Arkaden verbirgt.

2. Das Regionalmuseum Kroměříž: auf Schatzsuche – aber einmal anders

Klar: In einem Regionalmuseum geht es hauptsächlich um die Geschichte von Stadt und Region, von Kultur und Traditionen der Bewohner. Auch in Kroměříž gibt es mährische Trachten, eine rekonstruierte Rauchkuchl oder archäologische Funde aus der Region zu sehen.

Kromeriz Regionalmuseum

Einige Säle sind auch dem Sohn der Stadt Max Švabinský gewidmet, einem bekannten tschechischen Maler und Grafiker, der u.a. auch für die Banknoten des Landes verantwortlich zeichnete.

Aber die wirklichen Schätze verbergen sich am Dachboden des Museums. Und ja, hier wurde tatsächlich eine geniale Idee umgesetzt, die einerseits die Bewohner der Stadt an das Museum bindet, aber auch beim Besucher Entzücken hervorruft.

Kromeriz Regionalmuseum

Worum geht´s? Für die Ausstellung am Dachstuhl des Museums wurden die Einwohner von Kroměříž gebeten, ihre persönlichen „alten Schätze“ hervorzukramen und vorbeizubringen. Diese sind nun, liebevoll arrangiert und teilweise hinter Gucklöchern versteckt, Teil eines Rätsels, das man mit einer Schatzkarte in der Hand zu lösen hat.

Eine tolle Idee, um die Spender immer wieder von Neuem ins Museum zu locken. Aber auch die Besucher tauchen bei der Jagd nach den alten Habseligkeiten in ihre Kindheit ein. Jeder Schatz hat seine eigene Geschichte zu erzählen – und damit man ihn auch findet, darf man sich mit der Taschenlampe auf die Spurensuche begeben. Echt ein Spaß!

Mehr Infos zum Regionalmuseum von Kroměříž hier (nur auf Tschechisch).

3. Die Altstadt von Kroměříž: eine Zeitreise durch die Jahrhunderte

Ein Stadtspaziergang durch Kroměříž gehört unbedingt bei einem Besuch dazu und ist noch dazu schnell absolviert. Wer möchte, kann den Rundgang auch in kleinen City-Taxis unternehmen und bekommt die historischen Fakten dazu gleich mitserviert.

Kromeriz Altstadtrundgang

Die Runde beginnt beim Erzbischöflichen Schloss, führt weiter zum Masarykplatz und Comeniusplatz und von dort wieder zurück ins Zentrum.


Vom Schloss bis zum Masarykplatz

Vorbei am Erzbischöflichen Gymnasium sollte man zuerst den Weg zur neugotischen St. Moritzkirche einschlagen. Einerseits kommt man beim Erzbischöflichen Gymnasium, einem weiteren Prachtbau, vorbei, andererseits lohnt auch der Blick in den angrenzenden Pfarrgarten.

  • Kromeriz Sehenswürdigkeiten
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Prächtig geht es in der Jánská-Straße, der ehemaligen Johannstraße, weiter, in der sich repräsentative Gebäude mit steinernen Portalen und wappenbesetzten Kartuschen aufreihen. In dieser Gasse befindet sich auch das Geburtshaus von Max Švabinský.

Barockes Highlight in Kroměříž – aber in ganz Mähren selbst – ist die Johannes-der-Täufer-Kirche am Masarykplatz, die sich neben dem Schmiedetor befand, welches in der Mitte des 19. Jahrhunderts samt der Stadtmauer geschleift wurde und Platz für repräsentative Bauten schuf. In der einstigen deutschen Realschule befindet sich heute eine Justizakademie, ein Gegengewicht stellt das tschechische höhere Gymnasium im Neorenaissance-Stil dar.


Vom Marienplatz über das alte Judenviertel zurück ins Zentrum

Nun geht es weiter in den ältesten Teil von Kroměříž, der schon seit dem 11. Jahrhundert besteht. Lang und schmal zieht sich der Riegrovo-Platz bis zur Dreifaltigkeitssäule bei der Marienkirche. Die Häuser hier sind kleiner, weisen aber ebenso wunderschön verzierte Fassaden auf. Rund um die im 18. Jahrhundert barockisierte Kirche sticht u.a. das goldverzierte Türmchen eines Pfarrhaues hervor.

  • Kromeriz Altstadtrundgang
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Bereits im 14. Jahrhundert spricht man in Kroměříž von einer jüdischen Gemeinde, deren Häuser allerdings im Dreißigjährigen Krieg wie die Stadt selbst zerstört wurde. Bischof Karl II. von Liechtenstein-Kastelkorn ließ das jüdische Viertel wieder aufbauen und von einer Mauer umgeben.

Die etwa 40 Häuser der Gemeinde teilten sich auf die kleine (Tylova) und große Judengasse (Moravcova) auf. Gerade in Letzterer findet man heute noch sehr schöne Fassaden, doch die Synagoge gibt es nicht mehr.

Die nächste Sehenswürdigkeit in Kroměříž ist der Comeniusplatz – bereits hinter der Stadtmauer gelegen und mit einem wunderschönen Jugendstilgebäude besetzt: einer alten Schule, die bereits im Ersten Krieg zu einem Militärspital und einer Kaserne umgewandelt wurde.

Hier kam man einst über das zweite geschleifte Stadttor, das Wassertor, wieder in die Stadt hinein. Heute erzählt noch die Wasserstraße von der Nähe zur March (die heute allerdings rund 100 m außerhalb liegt). Den Schlusspunkt des Altstadtrundgangs durch Kroměříž bildet wieder der Große Marktplatz mit dem unweigerlichen Highlight der Stadt – dem Erzbischöflichen Schloss.

Wer tief in die Geschichte des alten Kremsier eintauchen möchte, nimmt am besten in einem der kleinen Citytaxis Platz und lässt sich die Geschichte der Verwandlung der Stadt unter Bischof Karl II. aus der Sicht seines Hofarchitekten Giovanni Pietro Tencalla erzählen. Die Führungen werden auch auf Deutsch angeboten.

4. Das Erzbischöfliche Schloss Kroměříž: Prunk und Pracht auf Schritt und Tritt

Einst eine Burg, wurde das Schloss in Kroměříž unter Bischof Karl II. von Liechtenstein-Kastelkorn zwischen 1664 und 1695 zu einem vierflügeligen frühbarocken Komplex umgebaut. Heute ist es ein wahres Schmuckkästchen, beherbergt es doch wertvolle Sammlungen und Kunstschätze – aber auch Säle, die in die Geschichte eingegangen sind.

Schloss Kromeriz

Da wäre zum Beispiel einer der schönsten Rokokosäle Tschechiens, in dem schon Miloš Formans „Amadeus“ gedreht wurde. Oder die Gemäldegalerie mit Werken deutscher, italienischer oder niederländischer Meister aus dem 15. bis 19. Jahrhundert samt dem teuersten Bild, das es im ganzen Land zu sehen gibt. In der Schlossbibliothek werden 40.000 wertvolle Bände aufbewahrt, dazu kommt eine numismatische Sammlung und ein Archiv mit Musikhandschriften von Mozart, Haydn und Beethoven.

Das erste, was man beim Betreten des Schlosshofes wahrnimmt, ist allerdings die unglaubliche Ruhe und Stille im Innenhof – und das nur fünf Schritte vom belebten Marktplatz entfernt. Zur Zeit des Kommunismus in Dornröschenschlaf verfallen, hat sich im Schloss eine unglaubliche Idylle erhalten – auch wenn das Schloss seit 2015 wieder in privatem Besitz ist und mittlerweile als Besuchermagnet gilt. Sogar der Flügelschlag der aus ihren Nestern abhebenden Tauben ist zu hören.


Prunk und Pracht: die Repräsentationsräume der Erzbischöfe

Auf zwei Etagen folgt nun eine Abfolge von unterschiedlichen Sälen, die von den Erzbischöfen von Olmütz im Sommer bewohnt wurden. Den Anfang macht ein trophäen- und waffengeschmücktes Jagdzimmer, das als Rauch- und Spielzimmer genutzt wurde.

Einen unmittelbaren Kontrast dazu stellt das Rosenzimmer mit seinen burgundroten Tapeten, Vorhängen und Bezügen und seinen weiß-gold-verzierten Holzverkleidungen dar.

Der Zarensalon diente als Empfangsraum, u.a. für das Treffen von Zar Alexander III. mit Kaiser Franz Joseph I. samt deren Familien im Jahr 1885. Neben den Porträts von Kaiser, Zar und einigen Mitgliedern der Habsburger-Familie ziert hier eine Statue aus weißem Carrara-Marmor den Raum. Solch wertvolle Stücke sind auch in den nächsten Räumen zu sehen wie z.B ein Pietredura-Tisch aus dem 16. Jahrhundert.

Im Thronsaal wurden kirchliche Würdenträger von den Erzbischöfen empfangen, umgeben von 99 Gemälden an den Wänden, deren Rahmen noch vor dem Einsetzen der Bilder gefertigt wurden – daher auch die manchmal unpassende Optik. In diesem Raum hing früher das wertvolle Gemälde von Tizian, so lange, bis die scheinbare Kopie als Original erkannt wurde.

Weitere Wohn- und Audienzräume der Bischöfe folgen, die weitere Schätze wie Figuren aus chinesischem Porzellan zeigen, auch Ess- und Schlafraum (mit Reisealtar!) samt Badezimmer sind zu sehen wie auch ein Münzschrank, der für die umfassende Münzsammlung, die nach dem Vatikan zweitgrößte mit kirchlichem Bezug, gefertigt wurde.

Und auch einen Gerichtssaal für die vom Erzbistum vermieteten Gründe gab es. Noch heute steht die für die Gerichtsakten verwendete Truhe im Raum. Absolutes Highlight im Erzbischöflichen Schloss von Kroměříž ist allerdings der einstige Speisesaal, der seit dem Jahr 1848 als Reichstagssaal bezeichnet wird.


Höhepunkt der Schlossbesichtigung: der Reichstagssaal

Ob noch all den prunkvollen Räumen noch eine Steigerung möglich ist? Die Antwort ist beim Betreten des Reichstagssaales eindeutig. Nicht umsonst wurde er für die Amadeus-Verfilmung von Miloš Forman gewählt, und nicht umsonst gilt er mit seiner ganzen Pracht als einer der schönsten Rokoko-Säle in ganz Tschechien.

Schloss Kromeriz Reichstagssaal Rokoko

30 m lang, 14 m breit – und unglaubliche 16 m hoch: das sind wahrlich enorme Ausmaße, wobei die ungewöhnliche Höhe einem bei einem Brand zerstörten Stockwerk, das nicht mehr rekonstruiert wurde, zu verdanken ist.

Berühmt geworden ist der Saal allerdings nicht für seinen Stuck oder die 22 Kristall- oder 14 Wandluster aus Bleiglas (vor 1900 erleuchteten insgesamt 440 Kerzen den Saal). Auch nicht für das Deckengemälde von Franz Anton Maulbertsch, das übrigens nicht als Freske aufgemalt, sondern nach oben angehoben wurde.

Bekannt wurde der Saal durch den Reichstag von 1848/1849, der zur Zeit der Revolutionswirren zuerst in Wien, nach der Flucht des Kaisers nach Olmütz aber hier in Kroměříž abgehalten wurde. Die von den Abgeordneten erarbeitete Verfassung trat allerdings nie in Kraft.

Heute wird der Saal aufgrund seiner guten Akustik für Konzertaufführungen genutzt. Besucher können auch einen schönen Blick in den Schlossgarten erhaschen.


Weltberühmt für seinen Tizian: die Gemäldesammlung

Um die 500 Gemälde, davon etwa 85 Originale von der Gotik bis hin zum Rokoko: Die Gemäldesammlung, die unter Bischof Karl II. von Liechtenstein-Kastelkorn begonnen wurde, vereint solch klingende Namen wie Tizian, van Dyck und L. Cranach, Jan und Pieter Breughel, Bassano oder von Aachen und gilt nach der Nationalgalerie in Prag als zweitbedeutende des Landes.

Dass hier das wertvollste Gemälde Tschechiens zu finden ist, ist aber einem Zufall zu verdanken, hing doch eines der Bilder bis in die 1960er Jahre als vermutetete Kopie an der Wand des Thronsaals. Das etwas düstere Spätwerk Tizians, „Apollo und Marsyas“, ist bereits seit 1673 Teil der Gemäldesammlung. Heute zieht es als Besuchermagnet die Ausflügler in Scharen an.

Auch ein anderer Zufallsfund wie ein in der Schlossbibliothek über einen Schrank geworfener Teppich stellte sich als ähnlich wertvolles Kunstwerk wie der Tizian dar. Der Wand- oder Bodenteppich aus Saudiarabien war schon im 16. Jahrhundert nur in den vornehmsten Scheichzelten zu finden. 


Alte Schlossbibliothek mit Verleihoption

Zu einer in Kirchenbesitz befindlichen Bischofsresidenz gehört natürlich der Besitz einer umfassenden Bibliothek. Im Fall von Kroměříž eine Sammlung, die neben 40.000 Büchern auch teure Globen und wichtige Musikhandschriften von Komponisten wie Mozart, Haydn und Beethoven umfasst. Neu unter Karl II. von Liechtenstein-Kastelkorn war allerdings, dass sich auch einfache Bürger Bücher ausleihen konnten.

Schloss Kromeriz Bibliothek

Ich durfte bereits einen Vorab-Blick in die Bibliothek werfen, die ab Sommer 2024 auch allen Besuchern offenstehen soll. Ein hehres Gefühl, wenn man an den vielen hohen Bücherregalen und den in unterschiedlichen Sprachen (35 an der Zahl) gehaltenen Büchern vorbeistreift, die bis ins 9. Jahrhundert zurückreichen. Auch ein geheimer Eckschrank mit verbotenen Büchern ist darunter, deren Inhalt (Alchemie, Medizin) in der damaligen Zeit wohl die Weltordunng ins Wanken gebracht hätte.

Am schönsten ist allerdings der Blick aus der Galerie auf die Buchregale, und zwar direkt unter dem Deckengemälde von Josef Stern. Einen weiteren Blick von oben sollte man sich im Schloss allerdings nicht entgehen lassen. Dabei sind aber etwas mehr Stufen als in der Bibliotheksgalerie zu bewältigen.


Kroměříž und sein Rundherum: Ausblick vom Schlossturm

Konkret handelt es sich um 206 Stufen, die man erklimmen muss, um aus 40 m Höhe den Blick über die Stadt schweifen zu lassen. Der älteste Teil des Schlosses steht auf den Fundamenten der alten Burg und zieht sich über drei Etagen bis in eine Gesamthöhe von 84 m.

Kromeriz Schlossturm Ausblick Altstadt

Beim Blick auf die Altstadt von Kroměříž kann man den Weg der Via Triumphalis verfolgen – jenem „Geheimgang“, der vom Schloss über das Mühlentor, weiter zur St. Moritzkirche und von dort in den Blumengarten führte.

  • Kromeriz Schlossturm Ausblick Altstadt
  • Kromeriz Schlossturm Ausblick Altstadt
  • Kromeriz Schlossturm Ausblick Altstadt
  • Kromeriz Schlossturm Ausblick Altstadt

Im Hintergrund sind die Hosteiner Berge (Hostýnské vrchy) mit dem Marienwallfahrtsort Svatý Hostýn zu erkennen.


Wo es rund ums Schloss romantisch zugeht

Ein heißer Tipp: Unbedingt beim Schlossbesuch auch einen Spaziergang im dazugehörigen Schlossgarten einplanen! Der 60 ha große Park führt bis zur March und kommt heute als verspielter, romantischer Landschaftspark daher. Das war nicht immer so, ursprünglich war er als Nutzgarten, später als Barockgarten konzipiert, der unter Bischof Karl II. von Liechtenstein-Kastelkorn auch den Bewohnern der Stadt offenstand. Neben Teichen, Wasserspielen und 200 verschiedenen Baumarten gibt es sogar einen kleinen Zoo.

Schlossgarten Kromeriz

Der Schlossgarten ist allerdings nicht der einzige Garten zum Flanieren in Kroměříž. Da wäre noch ein weiterer Lustgarten – und zwar einer, der streng genommen tatsächlich als solcher bezeichnet werden darf.

Führungen im Erzbischöflichen Schloss von Kroměříž werden nach Vorbestellung auch auf Deutsch abgehalten (alle Preise dazu hier). Gemäldegalerie und Schlossturm können ohne Führung besichtigt werden, der Schlossgarten darf frei betreten werden. Laut aktuellem Stand soll die Bibliothek im Juli 2024 für Besucher geöffnet werden. Tipp: Auch die Sala Terrena, die das Schloss-Innere mit dem Außen verbindet, ist einen Besuch wert.

5. Der Blumengarten von Kroměříž: Gartenarchitektur vom Feinsten

Als Gegenpart zum romantischen Schlossgarten – wie könnte es in Kroměříž anders sein – präsentiert sich der barocke Blumengarten. Wobei es sich – strenggenommen – um einen in dieser Form einzigartigen architektonischen Stil handelt: der Mischung aus typisch französischem Barockklassizismus im Stil von Versailles mit einem im italienischen Spätrenaissance-Stil gehaltenen Garten.

Blumengarten Kromeriz

Alles in allem beeindruckende Gartenkunst des 17. Jahrhunderts, die neben der strengen Anordnung der Hecken und Beete auch viel Mythologisches enthält. Auch heute noch kann man sich hier inmitten von Blumenteppichen, Grotten und Labyrinthen verirren, hat sich doch der 18 ha große Garten aufgrund seiner Nutzung als Küchengarten über die Jahrhunderte erhalten.

Blumengarten Kromeriz

Zwar wurden im Laufe der Zeit einige Änderungen wie die Verlagerung des Eingangs von der Kolonnade weg zum Ehrenhof vorgenommen. Der Garten selbst hat sich aber wenig verändert bzw. wurde in der Mitte des letzten Jahrhunderts nach alten Stichen rekonstruiert.

Blumengarten Kromeriz

Betritt man das Areal, teilt sich der Garten nach dem Ehrenhof in zwei Bereiche auf: rechterhand in den von strengen Symmetrien durchzogenen Blumengarten mit Kolonnade und Rotunde, und linkerhand in den weitläufigen Obstgarten mit Forellenteichen und Erdbeerhügeln.


Strenge Symmetrie und Formschnitt im Blumengarten

Der Blumengarten folgt einer strengen Formgebung, die durch Boskette, also Heckenwände , vorgegeben wird. Inmitten dieser teils wie Laubengänge zugeschnittenen Alleen wurden entweder Broderien (in Ornamente geschnittene Buchsbaumhecken) oder Blumenbeete angelegt.

50.000 Blumen lassen die traumgewordene Welt aus Barock jeden Sommer direkt vor der Kolonnade erblühen, in deren 244 Meter langen Gang sich Skulpturen antiker Götter aufreihen.

Zentrum der Linienführung aus Hecken und Blumenbeeten ist allerdings das Lusthaus in der Mitte, eine achteckige Rotunde mit vier kleinen Grotten und Salons samt Sandsteinskulpturen in Wandnischen, in denen früher sogar kleine Springbrunnen standen.

  • Blumengarten Kromeriz Lusthaus
  • Blumengarten Kromeriz
  • Blumengarten Kromeriz Lusthaus
  • Blumengarten Kromeriz Lusthaus
  • Blumengarten Kromeriz Lusthaus

Heute zeigt im stuckverzierten Zentralraum ein Focaultsches Pendel die Erdrotation an.


Weitere Areale: Obstgarten, Orangerie und Gewächshäuser

Der Übergang in den zweiten Bereich erfolgt über die mittig angelegten Labyrinthe. Die ungewohnt niedrigen Hecken sind typisch für die Zeit der Renaissance.

Der Obstgarten wurde noch bis in die 1970er Jahre hinein für Züchtungen verwendet. An zwei Forellenteichen vorbei kann man hier auf die sogenannten Erdbeerhügel spazieren, um von dort einen Ausblick auf die Stadt zu genießen. Sogar eine Kegelbahn war einst in diesem Teil des Gartens angelegt worden.

Der Spaziergang endet wieder beim Eingang und den Glashäusern zu beiden Seiten. Im Großen Gewächshaus ist ein Café untergebracht, das bei meinem Besuch leider nicht geöffnet war.

Hinter dem Palmenhaus kann man sich auch im Holländischen Garten für Zwiebelpflanzen wie Tulpen, Hyazinthen oder Narzissen umsehen, der heute in der alten Form wiederhergestellt ist. Nur für die Orangerie – hier wie im ursprünglichen Sinne noch als Außengarten – konnten keine Pläne gefunden werden. Daher wurden die Zitrusfrüchte hier in Kübeln gepflanzt.

Infos zum Besuch des Blumengartens in Kroměříž gibt es hier.

Herzlichen Dank an Czech Tourism für die Einladung nach Kroměříž! (Werbung)

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