Český Krumlov: 5 gute Gründe für einen Tagesausflug nach KRUMAU
Welche bezaubernden Ecken man in Krumau sehen kann – und wo ein schwarzer Fluss für Erleuchtung sorgt: meine Tipps für einen Tagesausflug nach Český Krumlov
Von Krumau – oder Český Krumlov – hatte ich schön öfter gehört. Aber zugegebenermaßen hatte ich die tschechische Stadt bis dato nur mit Busreisen assoziiert. Was soll es da schon geben in dieser Stadt im Böhmerwald, in die haufenweise Pensionisten auf Tagesausflug gekarrt werden?
Die Neugier hat dann doch gesiegt. Wir waren dort und haben ein liebenswertes Kleinod vorgefunden: Eine Komposition aus bezauberndem Stadtkern und mächtiger Schlossanlage, die uns mit immer neuen Ansichten überrascht hat. Und einem tiefschwarzen Fluss, in dessen Krümmungen sich Beides widerspiegelt. Und genau dieser Fluss hat es geschafft, mein Vorurteil über den Haufen zu werfen – die Stadt hat mein Herz erobert.
Bei unserem Tagesausflug in Krumau haben wir eigentlich nicht viel mehr gemacht, als in der „Perle des Böhmerwalds“ herumzuwandeln. Es war wunderschön.
2. Von oben nach unten sehen: ebenso erschafft der Blick vom Schloss immer neue Ansichten auf das rote Häusermeer, das in immer neuen Winkeln von der Moldau umschlungen wird
3. Von links nach rechts sehen: jede Brücke über die Moldau möchte begangen werden, jedes noch so kleine Gasserl möchte erforscht werden – oder zumindest „besehen“
4. Ins Schwarze sehen: das Schloss in den Spiegelungen der „Mutter aller Flüsse“ betrachten
5. „Den lipno Stau-see(n)“: das Naherholungsgebiet im Böhmerwald, das sich bei der An- oder Heimreise anbietet
Český Krumlov – die „Perle des Böhmerwalds“
Für einen Tagesausflug ist Krumau gut geeignet – keine 100 Kilometer liegt die Stadt von Linz entfernt.
Schon die Anfahrt gefällt uns – wieder mal eine Gegend, in die man sich normalerweise nicht verirrt – wir reisen über das nördliche Waldviertel ins Oberösterreichische an.
In den Weiten der hügeligen Landschaft reißen uns höchstens die kreativen Ortsnamen aus dem Nirgendwo: Hier geht’s nach „Harruck“, dort nach „Gugu“, und ein Stück weiter fahren wir an „Vierzehn“ und „Dreißgen“ vorbei.
Der Hauptplatz von Vyšší Brod ähnelt dem von Gmünd, Schrems oder Weitra und erinnert uns daran, dass es in diesem Landstrich gemeinsame Geschichte gibt. Was jetzt Český Krumlov heißt, war früher unter „Krummau“ bekannt. Bis die deutschen Bewohner vertrieben wurden.
Und heute? Findet man den Ort unter „Krumau“, „Böhmisch Krumau“, „Krummau an der Moldau“ oder auch, wie früher, Krummau. Krumau ist wohl am Geläufigsten, allerdings wäre „Krummau“ am Korrektesten. Leitet sich der Name doch von der Form der Moldau ab, die als „Vltava“ in ihrem alten Flussbett, der Krummen Au, die Stadt in s-förmigen Mäandern umschlingt. Friedrich Smetana hat die „Mutter aller Flüsse“ in der heimlichen Hymne der Tschechen verewigt. Sogar die Elbe geht in der Moldau auf und nicht umgekehrt (fließt aber als Elbe weiter in die Nordsee).
Was besonders gefällt: Der Renaissance- und Barockcharakter der Stadt. Die Herren von Rosenberg bauten nach italienischem Vorbild, nach einer kurzen Habsburger-Pause nahm die Stadt ab dem 18. Jahrhundert unter den Schwarzenbergern Barockgestalt an. Und das Stadtbild blieb bestehen: Die Bedeutung der Stadt nahm ab dem 19. Jahrhundert ab, die Randlage an der Grenze verhinderte moderne Architektur, die Stadt behielt ihr altes Gesicht.
Der Beiname „Perle des Böhmerwalds“ ist definitiv nicht unberechtigt! (Wie so viele andere Städte die ich in den letzten Monaten bereist habe, wird auch Krumau ein abgedroschener Vergleich als „Venedig an der Moldau“ umgehängt. Einfallsloser geht’s wohl kaum.)
Was kann man nun in der böhmischen „Perle“ tun? Hier meine Vorschläge für einen Tagesausflug nach Krumau:
1. Von unten nach oben sehen
Ein Satz, der wohl in jeder Stadt Gültigkeit besitzt. Doch hier schauen wir wirklich an jeder Ecke von Neuem aufs Schloss hinauf. An jeder Flussbiegung ergeben sich neue Blickwinkel auf den Schlosskomplex mit Turm und Mantelbrücke, der die Stadt dominiert.
Abends werden die Felsen im orangen Scheinwerferlicht angestrahlt, die dem Ganzen eine mystische Stimmung verleihen. Die Liebespaare an der dunklen Moldau wissen das zu nutzen…
Unten ist: die Altstadt
Die UNESCO-Welterbe-Stadt schlägt aus ihrer Geschichte natürlich Kapital. In der denkmalgeschützten Innenstadt werden die Besucher nicht nur durch die verwinkelten, fast autofreien Gassen gelockt. Sieben Museen, vier Galerien und diverse Handwerksläden und Art Shops laden zum Flanieren ein. Musik- und Theaterfestivals, Mittelalterfestivals und Nachtwächterführungen locken die Besucher mit historischem und kulturellem Hintergrund.
2. Von oben nach unten sehen
Das Schloss ist neben der Moldau die nächste Überraschung: So viele Höfe und Durchgänge, die uns mit jeweils neuen Stadtansichten versorgen! Auch hier müssen wir wieder unzählige Aussichts-Stops einlegen.
Das rote Dächermeer, das auch schon Schiele verewigt hat, liegt in scheinbar perfekter Ordnung zu unseren Füßen. Umschlungen von der schwarzen Moldau.
Oben ist: das Schloss:
Das Schloss – nach der Prager Burg die zweitgrößte Schlossanlage in Tschechien – ist für sich alleine entdeckenswert. Abends sind die Höfe grandios in orangenem Licht beleuchtet und sorgen für eine gespenstische Stimmung. Untertags leuchten die Sgraffiti-Fassaden.
Es braucht schon etwas Zeit, bis man die insgesamt 5 Burghöfe durchschritten hat. Vor allem, wenn man immer wieder nach unten sehen muss. Auf den gescheckten Turm führt ein Arkaden-Umgang hinauf. Über die Mantelbrücke gelangt man zum barocken Schlossgarten sowie dem Schlosstheater, einem der ältesten erhaltenen Barocktheater der Welt. Das mit 365 Räumen nicht gerade kleine Schloss kann auch innen besichtigt werden. Die im Hofgraben gehaltenen Bären haben wir nicht gesehen, was vielleicht auch besser so ist…
3. Von links nach rechts sehen
Die Stadt ist ein einziges historisches Denkmal und so liebenswert, dass wir wirklich überall „hineinschauen“ möchten. Im Prinzip wäre man in zwei Stunden mit der „Besichtigung“ durch, allerdings: an jeder Ecke geht es uns gleich: gehen wir nach links, gehen wir nach rechts, oder bleiben wir geradeaus? Wir wollen ALLES sehen! Wir flanieren über Kopfsteingasserln an den Giebelhäusern mit Erkern und Sgraffiti vorbei und überqueren zahllose Moldau-Brückerln.
Links und rechts sind auch: die Beisln und Handwerksläden
Was sich in so einer Stadt von selbst versteht: An Cafes und mittelalterlichen Schenken, in denen man sich mit einem tschechischen Bier stärken kann, fehlts hier natürlich nicht. Am Schönsten mit Aussichtsterrasse direkt am schwarzen Fluss.
Und wer ein Mitbringsel erwerben möchte, findet in den kleinen Häuschen garantiert das Richtige aus Keramik, Glas oder Holz. Oder ein tschechiches Bier, oder einen tschechischen Baumkuchen.
4. Ins „Schwarze“ sehen beim Tagesausflug nach Krumau
Die Moldau macht den besonderen Reiz der Stadt aus. Die vielen Schleifen zwängen die Altstadt in eine Art Insellage, an ihrem Ufer thront die Schlossanlage majestätisch von einem Felsvorsprung.
Was mich aber neben dem Verlauf der Moldau am Meisten beeindruckt: Die ungewöhnlich schwarze Farbe des Flusses, die Spiegelungen in einer Form hervorbringt, die ich noch nie gesehen habe. Und die mich nachhaltig beeindrucken.
Lange habe ich gerätselt, wie der Fluss zu seiner schwarzen Farbe kommt. (Und bin mir auch nicht sicher, ob die Moldau immer diese Farbe trägt, oder wir nur besonderes Glück hatten, sie so zu sehen). Des Rätsels Lösung ist: Sie wird auf ihrer Reise durch mehrere Moorgebiete schwarz eingefärbt.
5. „Den lipno Stau-see(n)“
Mit unserem Tagesausflug nach Krumau verbunden haben wir einen „Sprung“ zum Moldaustausee. Den größten See unserer Nachbarn gibt es seit den 50er Jahren – als gleich mehrere Dörfer in ihm verschwinden mussten. Was damals nur den Tschechen als Freizeit- und Wassersportparadies vorbehalten war, wird jetzt auch von Österreichern, Deutschen und sogar Holländern genutzt.
Der Stausee liegt nahe der österreichischen Grenze im Nationalpark Böhmerwald. Im Kommunismus noch Sperrgebiet, bildet er gemeinsam mit dem bayrischen Wald das größte mitteleuropäische Waldschutzgebiet.
Über das „grüne Dach Europas“ lässt sichs auch gut am Baumkronenweg drübersehen. Der Zugang führt auf einem spiralförmigen Aufstieg barrierefrei auf 40 Metern Höhe ins Baumkronendach, sogar bis Österreich soll man hier oben sehen können.
Was man sonst noch bei einem Tagesausflug nach Krumau tun kann
- Für Kunst-Interessierte: gleich sieben Museen hat das kleine Krumau zu bieten, allen voran das Egon Schiele Museum; für Mittelalterfans bieten sich das Foltermuseum sowie das Wachsfigurenmuseum und Puppenkabinett an
- Für Kirchen-Interessierte: der schlanke weiße Turm der St. Veitkirche bildet einen Kontrast zum roten Dächermeer
- Für Berg-Interessierte: auf dem Krumauer Hausberg Klet kann man wirklich von „ganz oben“ herunterschauen (die Erklimmung ist auch per Seilbahn von Krasetin aus möglich)
- Für Bier-Interessierte: hier trinkt man Eggenberger Bier!
- Für alle, die es genauer wissen wollen: eine geführte Tour durch die Stadt; (bis zu 24h vorher kostenlos stornierbar*)
Übernachten in Krumau
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Hallo,
ein toller Beitrag über Krumau an der Moldau. Man bekommt Lust, nochmal nach Tschechien zu reisen. 🙂 Die Stadt und ganz Südböhmen haben uns auch sehr gefallen. Krumau ist eine gute Alternative zu Prag, und Südböhmen bietet auch noch andere Schätze. Alte Burgruinen, die schönen Städte wie Trebon, Budweis, oder märchenhafte Schlösser, wie das Wasserschloss oder Schloss Hluboka kann man entdecken. Wir haben einige tolle Reiseziele in einem Beitrag zusammengefasst. ( https://www.travelsicht.de/suedboehmen-sehenswuerdigkeiten/ ) Das finde ich auch toll, dass du den Stausee erwähnst. In Südböhmen gibt es viele Flüsse und Seen, wo man im Sommer auch baden gehen kann.
Ich wünsche dir weiterhin spannende Reisen!
Viele Grüße
Ildi