Wanderung zur BIRNLÜCKE: am (fast) nördlichsten Punkt Italiens
Was man bei der Wanderung zur österreichischen Grenze im Ahrntal entdeckt – und welche Geschichte hinter dem nördlichsten Punkt Italiens steckt: ein Ausflug auf 2.665 Meter.
Bei unserem Urlaub in Südtirol haben wir auch einen Abstecher ins Ahrntal eingelegt. Der „Stachel“, der hier ganz markant ins Österreichische hineinragt, war im Rahmen meiner Grenztour an den Rändern Österreichs einen Besuch wert. Vor allem, wo er einerseits von Osttirol, andererseits von Tirol begrenzt wird – und ja, Überraschung, ein Stück Salzburg ist auch dabei.
Herausgekommen ist eine wunderschöne Wanderung, bei der wir allerdings nicht ganz alleine waren. Die abgelegene Spitze entpuppte sich als überlaufenes Ausflugsziel, das von zahllosen Italienern besucht wurde, die für einen Blick auf den nördlichsten Punkt Italiens auch die Wanderung zur Birnlücke gewählt hatten.
Empfehlenswert – wenn auch nicht unbedingt rund um den Ferragosto!
Der nördlichste Punkt Italiens: doch nicht der „Gipfel Italiens“?
Die Wanderung zur Birnlücke hatten wir deshalb gewählt, weil ich bei meiner Tour an den Rändern Österreichs von „unten“ in diese besondere Grenzregion einstoßen wollte. Dass wir dabei zum nördlichsten Punkt Italiens wanderten, war mir davor gar nicht aufgefallen.
Erst, als zahlreiche Italiener mit uns mitmarschierten, war klar, dass es sich bei der Wanderung zur Birnlücke um etwas Besonderes handeln musste. Auch wenn die Birnlücke selbst nicht der nördlichste Punkt Italiens ist – einen schönen Blick auf diesen erlaubt sie allemal.
Was wahrscheinlich viele der mitwandernden Italiener nicht wussten (und wir zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht): Bei der begehrten „Vetta d´Italia“, dem „Gipfel Italiens“ – ein Name, der im Vergleich zur originalen Bezeichnung Klockerkarkopf doch sehr heroisch klingt – handelt es sich gar nicht um den nördlichsten Punkt Italiens. Dieser liegt nämlich ein Stück daneben. Es ist das Westliche Zwillingsköpfl. Man lernt nie aus!
Die „Völkerwanderung“ führte uns von Kasern, der letzten Ansiedlung im Ahrntal, bis zum Grenzübergang auf der Birnlücke auf 2.665 Metern. Dabei waren wir gute 17 Kilometer sowie gut fünf Stunden unterwegs und haben knapp 1.100 Höhenmeter überwunden.
Weitere Südtiroler „Eckpunkte“
Wir haben auch die nördlichste Stadt Italiens und die Mitte des historischen Tirols besucht: schöne Orte im Wipptal
1. Das Ahrntal: wunderschön abgeschiedenes Paradies inmitten dreier Naturparks
Das Ahrntal zeigt sich durch seine geographische Lage als wirklich interessanter „Stachel“: Neben dem nördlichsten Punkt Italiens überrascht auch die österreichische Seite der Grenzlinie. Denn hier stoßen – wie vielleicht vermutet – nicht Osttirol und Tirol aufeinander. Nein, in die Mitte hat sich noch ein Stück Salzburg hineingezwängt!
In dieser Begegnungszone dreier Bundesländer mit Italien treffen auch drei Schutzzonen aufeinander, was gemeinsam den größten Schutzgebietsverbund der Alpen ergibt. Neben dem Naturpark Riesenferner-Ahrn auf Südtiroler Seite wäre das im Osten der Nationalpark Hohe Tauern (die Venediger Gruppe berührt mit der Dreiherrenspitze genau die Grenzlinie). Auf der anderen Seite sind die bereits erwähnten Gipfel von Klockerkarkopf und Westlichem Zwillingsköpfl bereits Teil des Zillertaler Hauptkamms – und somit des Hochgebirgs-Naturparks Zillertaler Alpen.
Das kleine Stück Salzburg, das nun zwischen Osttirol und Tirol eingenistet liegt, hat sogar einen interessanten Hintergrund. In diesem Fall sind es die Krimmler Tauern, besser gesagt der Krimmler Tauern Pass, der im Sommer 1947 für kurze Zeit Weltgeschichte geschrieben hat. Tausende von heimatlosen Juden aus Osteuropa wurden über diesen Grenzübergang geschleust. Die Auswanderung war nicht im Sinne von Großbritannien und Frankreich, die die Grenzen in Osttirol und Nordtirol besetzten – nur die kleine Lücke am Krimmler Tauern, die der amerikanischen Besatzungszone zugehörte, stand für den jüdischen Exodus offen. Seit 2007 erinnert das jährliche Alpine Peace Crossing an die beschwerliche Flucht der Juden über den hohen Gebirgspass.
2. Die Highlights auf einen Blick
- Die Wanderung zur Birnlücke genießen wir in allen Teilabschnitten: beginnend mit dem langen Hinweg bis zum ersten Anstieg, der sich zwar am Rückweg ewig lange zieht, aber beim Hinwandern für eine schöne Einstimmung sorgt.
- Nach dem kurzen Anstieg zur Lahneralm öffnet sich ein breiter Talboden, der durchaus zu einer entspannten Pause einlädt.
- Nach einem weiteren Aufstieg (kurz, aber knackig) ist es dann die Birnlückenhütte selbst, die zu einer echten Kaffeepause einlädt. Das loben wir uns – auch, wenn´s bei unserem Besuch rund um die Hütte recht voll ist.
- Der Ausblick ganz oben ist ein Traum: ob auf den Talboden, auf das Schneefeld an der Birnlücke, die Dreiherrenspitze der Venedigergruppe, welche vom Prettaukees und dem äußeren Lahner Kees eingerahmt wird – oder auf den vermeintlich nördlichsten Punkt Italiens. Natürlich nicht nur auf diesen, sondern auch auf den echten.
- Und wenn man weiß, dass man soeben zu einem Stück Salzburger Südgrenze gewandert ist, findet man diese Tatsache auch irgendwie cool.
3. An der Ahr entlang bis zur Lahneralm
Start der Wanderung zur Birnlücke ist in Kasern, dem nördlichsten Dorf Italiens. Wir parken beim Naturparkhaus und folgen der Schotterstraße, die sich nun eine Weile ins Talende ziehen wird. Zu unserer Rechten winkt mit der Heilig-Geist-Kapelle ein weiterer Superlativ, handelt es sich dabei doch um das nördlichste Kirchlein Italiens.
Wir folgen der jungen Ahrn, die hier noch rauschend ins Tal plätschert, bis wir an der Kehreralm (1.842m) angelangt sind. Dort beginnt – kaum auf die andere Bachseite gewechselt – ein kurzer Anstieg über eine Engstelle, in der die Ahrn über eine steile Stufe hinunterstürzt.
Schon erscheint die Lahner Alm im Bild und kündigt den Talboden auf 1.986 Metern an. Nach der Kehreralm wäre das bereits die zweite Verlockung für eine gemütliche Pause (die man aber auch bei der Rückkehr in der Nachmittagssonne einlegen kann). Auch die Birnlücke, das Ziel unserer Wanderung, zeigt sich schon hoch oben über dem Talschluss.
4. Anstieg zur Birnlückenhütte
Wir schlendern nun genüsslich über den breiten Talboden des Lahner Mooses, in dem sich die Quellbächlein der umliegenden Gletscher zum Lahnerbächl sammeln. Beim kurz darauf folgenden Anstieg werden sie noch einzeln in kleinen Wasserfällen nach unten stürzen.
Mehrere Serpentinen führen auf Steinstufen an diesem Naturschauspiel entlang. Der nun steilere Anstieg zieht sich etwas in die Länge, bis wir schlussendlich bei der Birnlückenhütte auf 2.441 Metern angelangt sind.
Die Birnlückenhütte kann an einem lauschigen Augusttag schon einmal recht bevölkert sein. Alle wollen ihn nämlich sehen, den berühmten nördlichsten Punkt Italiens.
Sogar an der bei der Hütte aufgestellten Schautafel wird der vorhin erwähnte Fehler fortgeführt: Beim nördlichsten Punkt Italiens handelt es sich nämlich NICHT um die „Vetta ´Italia“.
Der Mythos darf hier allerdings weiterleben. Kein Wunder, gibt doch der eigentliche nördlichste Punkt, das Westliche Zwillingsköpfl, im Vergleich zum „Gipfel Italiens“ (so die deutsche Rück-Übersetzung des Klockerkarkopfs) kein so staatstragendes Bild ab.
Die Birnlückenhütte (Rifugio Tridentina) hat es uns trotz Überfüllung angetan, denn selbst auf 2.441 Metern Höhe bekommen wir hier Kaffee aus einer echten Espressomaschine serviert (und beim Absteig ein kühles Bier). Noch dazu mit bestem Blick auf einen der Gipfel der Venedigergruppe. Die Dreiherrenspitze wird wunderschön vom Prettaukees und dem äußeren Lahnerkees flankiert.
Doch noch ein Anblick fasziniert, und nachdem das Schneefeld bei der Birnlücke gleichzeitig die Grenze zu Österreich – in diesem Fall zu Salzburg – darstellt, müssen wir dort auch noch hinauf.
5. Grenzübergang auf 2.665 Metern an der Birnlücke
Hinter der Birnlückenhütte geht es nun noch weitere 200 Höhenmeter recht steil über einen Geländerücken hinauf.
Und dann sind wir am Grenzübergang auf 2.665 Metern angelangt, direkt über dem Schneefeld, das in dieser Höhe auch im August noch nicht verschwunden ist. Auf Salzburger Seite führt der Weg hinunter ins Krimmler Achental, dessen Talschluss sich beeindruckend im Krimmlerkees zeigt.
Im Osten verbirgt sich hinter der Dreiherrenspitze der Großvenediger, den wir bereits von der anderen Seite bei unserer Wanderung ins Gschlößtal bewundern durften.
Auch die Bergwelt im Westen haben wir bereits erstürmt. Eine Wanderung im Zillertal führte uns dabei direkt hinter dem vermeintlichen bzw. echten nördlichsten Punkt Italiens ins „Klein-Tibet des Zillertals“ beim Speicher Zillergründl.
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