Ein Roadtrip auf São Miguel: Wasser, Erde, Feuer, Luft auf den AZOREN
Wasser, Erde, Feuer und Luft in seiner Reinstform: von Lavastränden, Dschungelfeeling, blubbernden Vulkanen – und den täglichen Wetterkapriolen auf den Azoren
Bei meiner Azoren Rundreise war ich den vier Elementen ausgeliefert wie noch nie. Und habe Wasser, Erde, Feuer und Luft in ihrer Reinstform erlebt.
2. Dem Element ERDE auf der Spur: viel Grün und eine „Dschungelstadt“
3. Dem Element FEUER auf der Spur: zischende und brodelnde Quellen und ein Kratersee
4. Dem Element LUFT auf der Spur: tägliche Wetterkapriolen
5. Und: natürlich den kleinen Orten auf der Spur
Meine Tipps für einen Roadtrip auf den Azoren: gut & günstig übernachten
Bei meiner Azoren Rundreise war ich auf der Hauptinsel São Miguel unterwegs.
Mehr zum Azoren Urlaub im Winter
Wie ich die Azoren erlebt habe, wer die Azorianer sind, was es mit dem berühmten Azoren-Wetter auf sich hat – und ob sich ein Azoren-Urlaub im Winter lohnt: Azoren Urlaub im Winter
1. Dem Element WASSER auf der Spur
Auf den Azoren leuchtet mir das Blau des Atlantik unentwegt entgegen, ich bin ständig in der Nähe des Meers unterwegs (wenn ich nicht gerade die Inselmitte durchquere, was aber schnell erledigt ist).
Einen Blick aufs Meer erhascht man fast überall – und vor allem bei den zahlreichen Aussichtspunkten. Zum Beispiel am Miradouro do Pico Vermelho am Westende der Insel.
Die schönsten Spots für mich sind die West- sowie Ostspitze der Insel. Denn hier sind die kleinen Dörfer zu finden, in denen die Zeit noch stehengeblieben scheint. Und die beiden Leuchttürme rahmen die Insel São Miguel an ihrem westlichen und östlichen Rand wunderbar ein. An den Leuchttürmen habe ich meine schönsten Momente auf São Miguel erlebt.
Im Westen: Der Farol da Ponta da Ferraria.
Es verlockt, am Leuchtturm vorbeizugehen und ihn vom Ende des zum Meer hin verlaufenden Feldes zu betrachten. Aber Vorsicht – danach geht’s tief hinunter, erst beim zweiten Blick merke ich, wie steil die Küste hier ist.
Den Leuchtturm erwische ich später sogar noch bei seiner „Arbeit“. Nach wie vor weist er den Schiffen den Weg zur Zentralgruppe der Azoren. Seit 1901 tut er das, und seit 1998 ist er dafür sogar ans öffentliche Stromnetz angeschlossen…
Im Osten: Der Farol da Ponta do Arnel
Das Auto parke ich oben an der Straße, denn – wie es hier so schön steht – es ist eine „dangerous road“, und die „walking tour“ wird empfohlen. Und es stimmt, hier geht’s wirklich sehr steil bergab, der kleine Mietwagen hätts wohl nicht hinunter, und schon gar nicht wieder hinauf geschafft.
Nach dem Leuchtturm kann man noch ein Stückchen bis direkt an die Klippen gehen, vorbei an ein paar kleinen Urlaubshäuschen und zerschellten Booten. Auch an diesem Ort könnte ich ewig bleiben…
Die Miradoures an der Ostküste südlich von Nordeste sind ebenfalls sehr zu empfehlen: Ponta do Sossego und Ponta da Madrugada.
Die Azoren sind kein klassisches Badeziel.
Zum Baden kommt man auch nicht hierher, denn die Inseln werden hauptsächlich von Steilküsten eingefasst. Aber: Es GIBT Strände, allen voran schwarze Lavastrände. Und: Man kann auch im Winter baden! Zum Beispiel in den heißen Quellen in Furnas, oder aber auch an der Westküste, gleich neben dem Leuchtturm, in der Therme auf der Landzunge von Ferraria.
Termas da Ferraria mit Outdoor-Becken; oder – allerdings dann nicht wirklich im Winter – gleich neben der Therme, im Meeresbecken, das von der Lava des Pico das Camarinhas aufgeheizt wird. Funktioniert allerdings nur bei Ebbe, das Wasser wird dann bis zu 40° warm
Piscinas Natureis, also Naturbadebecken mit schwarzem Sandstrand gibt’s auch ein Stückchen weiter nördlich, im Fischerörtchen Mosteiros. Mit herrlicher Aussicht auf die vier Felsnasen im Meer, die mal Teil eines Vulkans sein durften.
Auf den Azoren ein MUSS: Whalewatching
Ein Drittel der weltweiten Walarten kann auf den Azoren beobachtet werden (vorrangig Pottwale, Blauwale, Finnwale). Einige sind das ganze Jahr da, manche Arten ziehen nur durch. Am meisten Glück hat man im April/Mai und September/Oktober. Und wenn sich kein Wal blicken lässt, kann man sich noch immer an Delfinen erfreuen.
Die Wellenbrecher auf den Azoren sind natürlich auch ein Paradies für Surfer. Taucher nutzen den Golfstrom und die Nähe zu Haien.
Die Anbieter für Whalewatching-Touren werben am Hafen von Ponta Delgada um Publikum. Im Winter sollte man die Touren rechtzeitig reservieren, da diese schnell ausgebucht sind. Eine Bootstouren zur Wal- und Delfinbeobachtung samt Erklärung durch Meeresbiologen kann man hier vorab buchen (bis zu 24h davor kostenlos stornierbar*).
2. Dem Element ERDE auf der Spur
Auf den Azoren ist die Erde GRÜN, auch im Winter: Kuhwiesen, die direkt am Meer liegen, ein „Dschungel“ im Inselinneren, ein Lorbeerwald im Osten, und trotz der Tatsache, dass nicht Zeit des Frühlingserwachens ist: blühende Kamelien, Paradiesvogelblumen, und wildwachsende Callas am Straßenrand. Einzig die Hortensien, für die die Azoren berühmt sind, sind abgeblüht und machen mich neugierig, wie es wohl im Sommer aussieht.
Und dann gibt’s dort auch Tee!
Die einzigen Teeplantagen Europas übrigens (der Regen machts).
Das traditionsreiche Unternehmen Gorreana ist nicht nur die älteste Teeplantage Europas (mit über 100 Jahren), sondern eine von nur zwei in ganz Europa. Man kann beim Vorbeifahren (bei Porto Formoso) einen Stop einlegen, die alten Erntemaschinen bestaunen und natürlich den azorianischen Tee verkosten. Die Teeverkostung ist gratis – aber natürlich bestellt man sich dann das eine oder andere Pastéis de Feijão (Bohnentörtchen), oder Quejadas da graciosa (gefüllte süße Teigsternchen) dazu…..
Und Ananas!
Auch wenn diese wie sonst nirgends auf der Erde im Glashaus wachsen.
Die Ananas-Plantage von Arruada Acores in Ponta Delgada bringt es ebenso auf fast 100 Jahre. Auch sie kann besucht werden – auch wenn es bis auf die Ananaspflanzen in den Gewächshäusern nichts zu sehen gibt. Die kleinen Pflänzchen sehen allerdings sehr süß aus. Interessant ist auch das Viertel rundherum, Baixa Chiado, in das es einen sonst eher nicht verschlägt. Kommt man mit dem Bus (rote Linie von Ponta Delgada, € 0,94), fährt man sowohl durchs Villenviertel als auch an Betonturm-Siedlungen vorbei.
Am meisten fasziniert hat mich auf meiner Azoren Rundreise aber Furnas
Die Stadt im Inselinneren, zu der man wegen der Fumarolen, der heißen Quellen, fährt. Wie im Dschungel komme ich mir hier vor. Der Ort liegt in einer Senke, inmitten einer üppigen Pflanzenwelt. Farne und moosiges Grün überwuchern die halb verfallenen Villen als wäre man in einer verwunschenen Dschungelhölle, die gerade von David Livingstone entdeckt wurde.
Allerdings: Furnas gehört zum Element FEUER, denn hier brodelt die Erde, dafür ist Furnas bekannt, dafür bin ich ja hergekommen.
3. Dem Element FEUER auf der Spur
Furnas also. Hier brodelts, und zwar gewaltig. Warum? Weil der Ort in einer Senke liegt, die eigentlich Tal eines Vulkankraters mit sechs Kilometern Durchmesser ist. Und dieser Vulkan macht sich mit Quellen, die unaufhörlich heißes Wasser ausspucken, bemerkbar.
Bevor ich in den Ort einfahre, mache ich noch einen Abstecher zum Furnas-See. Erster Stop ist der Park am südlichen Ende des Sees. Ein kleiner Spaziergang an den Uferrand – und zum ersten Mal sehe eine Kamelienpracht, dies in sich hat.
Next stop auf meiner Azoren Rundreise: Die Fumaroles an der nördlichen Spitze des Sees – also die heißen Quellen, die aus der Erde sprudeln. Es zischt und brodelt, es gluckst. Mal sieht nichts als heißen Dampf, mal wirft das lehmige kochende Wasser große braune Blubberblasen.
Und dazwischen: Nein, keine Grabhügel, sondern das Mittagessen für die örtlichen Restaurants! Pünktlich um 12.30 (oder auch ein bisschen davor) werden hier die Töpfe aus dem Erdloch geholt, das Innere ist gar gekocht….
Weiterer Hingucker: Das dem Verfall preisgegebene, grün überwucherte Haus daneben. Zurzeit für Besucher geschlossen, „we promise that in the end it will be worth it“.
Im Ort selbst die nächsten Fumaroles, schön arrangiert in einem kleinen Park. Die Dämpfe vernebeln die Sicht, auch am Himmel hängt der Nebel tief. Was man durchscheinen sieht ist grün, grün und nochmals grün. Dschungelfeeling pur im übergangslosen Nebel.
Für die Besichtigung der heißen Quellen am See sind € 2,- Eintritt zu zahlen, die sich aber definitiv auszahlen. 22 verschiedene Wassersorten solls in Furnas übrigens geben. Und Baden kann man auch darin, im schön angelegten Terra Nostra Park gibt’s Badeplätze im heißen Wasser.
Eine andere bekannte Caldeira findet sich in Sete Cidades. Zwei Vulkanseen sind hier entstanden: Lagoa Azul und Lagoa Verde. Der Blick vom Miradouro do Cerrado das Freiras ist faszinierend, aber auch der Blick beim Visto do Rei auf das 5-Sterne-Hotel „Monte Palace“, das nach einem Jahr wieder schließen musste. Eine überwucherte Urwald-Ruine….
Detail am Rande: Wo jetzt die Vulkanseen zu sehen sind, war früher die Trennlinie zwischen zwei Inseln – die erst danach zu einer Insel zusammenwuchsen. (Zwischen Ponta Delgada im Süden und Ribeiro Grande im Norden der Insel sind heute noch über 300 Vulkankegel zu finden).
Weiteres Detail am Rande: Der Ort Sete Cidades selbst, der zwischen den beiden Vulkanseen liegt, wurde erst in den 80er Jahren ans Stromnetz angeschlossen…
4. Dem Element LUFT auf der Spur
„Luft“ auf den Azoren heißt für mich nicht Azorenhoch, sondern: Nebel, der über den Bergen hängt. Zumindest im Winter. Das Wetter ist ein großes Thema hier. Es heißt, an einem Tag erlebe man alle vier Jahreszeiten (aus österreichischer Sicht den Winter vielleicht ausgenommen).
Es hat natürlich seine Berechtigung: auf den Azoren herrscht ständiger Wetterwechsel. Ein Wettercheck am Vortag bringt also nichts. Ich beginne auf meiner Rundreise ständig den Himmel auf Veränderungen zu beobachten (wie ists hier, wie ists drüben, wie tief hängen die Wolken in den Bergen, könnte es auf der anderen Inselseite besser sein?)
Nicht nur Wolken, sondern auch der Regen ist ein Thema. Aber: so schnell wie er da ist, ist er auch schon wieder weg (und gottseidank gibt’s ihn auch, denn sonst hätte ich nie so guten Tee verkosten können).
Die Regel auf den Azoren lautet: Bei Sonne rauf auf die Berge, bei Nebel hinunter an die Küste. Zu sehen gibt’s genug, denn zahlreiche Ortschafterl säumen die Küste.
Und man passt sich an: Ich wäre zum Beispiel gerne zum Feuersee, dem Lagoa do Fogo hochgefahren, habe aber im Nebel und Regen schnell umgedreht. Dafür fünf Minuten später an der Küste eine leichte Wolkendecke mit durchblitzender Sonne genossen.
Die Wetterunsicherheit hat natürlich etwas für sich: Man kann das Naturschauspiel beobachten und eine kleine Rätselrallye „dem schönen Wetter nach“ starten. Was vielleicht sogar schöner – oder zumindest spannender – als pausenloser Sonnenschein ist.
Äußerst praktisch, allerdings auch ein kleiner Rätselrallye-Spaßverderber: Die Webcams zum Nachsehen, wo sich die Sonne gerade befindet.
5. Gehört auch zu einer Azoren Rundreise: den kleinen Orten auf der Spur
Es ist herrlich, auf den Azoren unterwegs zu sein. Nicht nur einmal komme ich durch einen liebevollen kleinen Ort durch. Von der Hauptstraße zweigen die Gasserl direkt ans Meer ab.
Welche Orte ich auf meinem Azoren Roadtrip etwas genauer inspiziert habe
- Mosteiros an der Westküste – dort, wo die Naturbadebecken bei den vier schwarzen Felsnasen liegen
Baden war ich nicht in Mosteiros, aber ich durfte das Dorfleben beobachten – den Kirchgang der Kinder und alten Damen – und die Männer in der Bar Marisqueira
- Ribeira Grande in der Mitte der Nordküste – das Surferparadies von São Miguel
ein größerer, herrlich angelegter Ort mit schönem Park
- Rabo de Peixe gleich daneben – ein kleiner Fischerort
in dem ich als Tourist richtig gut aufgefallen bin
- Den „Hauptort“ der Azoren, Ponta Delgada habe ich auch erkundet – siehe Hauptartikel: Azoren Rundreise im Winter
Gut zu wissen: meine Tipps für einen Roadtrip auf den Azoren
Alle Tipps für die Anreise auf die Azoren (inkl. Lissabon Stopover), für das Herumkommen auf der Insel, was sonst noch wichtig ist beim Azoren Urlaub und was man sonst noch auf den Azoren tun kann: Azoren Urlaub
Übernachtungstipp für die Azoren
Ich hatte das Glück, nicht nur ein günstiges, sondern auch ein richtiges Wohlfühl-Hotel gefunden zu haben. Das Hotel Alcides* liegt in bester Lage im Zentrum von Ponta Delgada. Verlässt man das Haus, steht man bereits mitten in der Altstadt. Empfehlenswert ist das Hotel aber vor allem aufgrund seiner unglaublich schönen und gemütlichen Zimmer. Das Frühstück war reichhaltig, auch der Preis war top. Einer jener (seltenen) Orte, an die man immer wieder zurückkommen möchte.
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