Urlaub auf RÜGEN: 6 Sehenswürdigkeiten, die sich bei einem Kurztrip auf die Insel ausgehen
Kreideküste, Seebäder und weitere Sehenswürdigkeiten auf Rügen: welche schönen Orte selbst bei einem kurzen Aufenthalt auf der Ostseeinsel auf dem Programm stehen sollten.
Ein Kurztrip nach Rügen ist geplant und die Frage nach den Top-Sehenswürdigkeiten auf Rügen steht im Raum? Was sollte man auf Rügen gesehen haben? Und wo ist es am schönsten auf Rügen?
Während unserer drei Tage auf der Ostseeinsel haben wir tatsächlich die Top-Sehenswürdigkeiten Rügens geschafft: Neben den berühmten Seebrücken in Binz und Sellin stand die Kreideküste auf dem Programm – auf Kap Arkona sowie rund um den berühmten Königsstuhl im Jasmund Nationalpark. Aber auch der eine oder andere Geheimtipp ging sich aus.
2. Den Königsstuhl im Nationalpark Jasmund besuchen: und am Hochuferweg der Kreideküste entlangwandern
3. In Sassnitz zum Hafen spazieren: und von der Geschichte der Rügener Heilkreide lernen
4. Der Seebrücke Binz einen Besuch abstatten: und an den alten Villen der Strandpromenade entlangbummeln
5. Im Seebad Prora vor Ehrfurcht erstarren: und auf Spuren alten Größenwahns stoßen
6. Die Seebrücke von Sellin bestaunen: und bei der „weißen Lady“ den Tag ausklingen lassen
Meine Tipps für Rügen: Spartickets für die Anreise, günstige Unterkünfte auf Rügen
Rügen ist: ein Erlebnis, das man sich einmal im Leben gönnen sollte
Nicht umsonst führt Rügen die Liste der beliebtesten Urlaubsinseln in Deutschland an: Wer kann schon dieser einzigartigen Kombination aus breiten Sandstränden, tosender Brandung und mondänem Flair der Jahrhundertwende widerstehen, zu dem sich beeindruckende Naturerlebnisse an der berühmten Steilküste mit ihren Kreideriesen gesellen?
Ja, es hat schon was, an den historischen Villen an der Strandpromenade in Binz entlangzuspazieren oder einmal im Seebrücken-Restaurant Sellin den Abend ausklingen zu lassen. Natürlich gehört auch das Erkunden der Kreideküste zum Rügen-Urlaub – und zwar dort, wo sich die berühmten Kreidefelsen auf Rügen am beeindruckendsten zeigen.
Dazwischen kommen bei den Sehenswürdigkeiten auf Rügen auch Geschichtsinteressierte auf ihre Kosten und all jene, die das Flair genießen, an einem ganz besonderen Ort Urlaub zu machen.
Das kann man auf Rügen wahrlich behaupten: Die größte Insel Deutschlands kommt mit ihren fast 1.000 km² auf das Zehnfache von Sylt. Oder anders gesagt: 40 bzw. 50 Kilometer Sehenswürdigkeiten wollen in beide Richtungen erkundet werden.
Wie groß die Insel Rügen ist, bemerkt man erst, wenn man mit dem Zug über den Rügendamm von Stralsund aus in Richtung Ostküste fährt oder von dort mit dem Bus bis nach Kap Arkona hinaufzuckelt. Ganz schön weite Entfernungen sind das, aber auch ganz schön viel Küstenlinie – insgesamt kommen dabei über 570 km zusammen.
Der Norden mit seiner beeindruckenden Steilküste am Kap Arkona und im Jasmund Nationalpark ist auch heute noch recht unberührt, im Süden muss man sich in den Seebädern Binz und Sellin wiederum seinen Platz suchen. Dazu kommen solch Perlen wie die Insel Hiddensee im Westen und viel Natur rund um die Flachwassergebiete der Bodden im Inneren der Insel. Einfach ganz viele schöne Orte, die viel Sehenswertes auf Rügen anzubieten haben.
Warum man einmal auf Rügen gewesen sein sollte
- Natürlich der berühmten Kreidefelsen wegen – ganz besondere Sehenswürdigkeiten, deren Anblick man nicht so schnell vergisst. Da geht es um die strahlend-weiße Steilküste selbst, aber auch um geologische Prozesse, die man auf Rügen wie selten wo eindrucksvoll vor Augen geführt bekommt.
- Dann auch wegen Wind und Wetter, also vor allem der Sonne, die hier die Urlauber im Sommer bis zu 10 Stunden täglich verwöhnt. Aber auch mit Nebel und Stürmen muss man auf Rügen rechnen – ein spezielles Seeklima, das einen tagtäglich an die Urgewalten der Natur erinnert.
- Das Wetter an der Ostseeküste tut auch für Heilanwendungen ihr Übriges, woraus sich erst die heute so geschätzte Bäderarchitektur mit ihren hübschen weißgetünchten Villen entwickeln konnte.
- Da sind besonders Binz und Sellin zu nennen, die mit ihren Seebrücken solche Schmuckstücke abgeben, dass man fast meint, in ein Märchen versetzt worden zu sein.
Doch gehen wir gleich in medias res und beginnen wir unsere Auflistung der schönsten Sehenswürdigkeiten Rügens im Norden, um uns hinunter in den Südosten zu arbeiten. Was kann man tun auf Rügen – bzw.: Was sollte man tun?
1. Nach Kap Arkona fahren: und Leuchtturm-Romantik an der Steilküste auf sich wirken lassen
Sie ist ein Muss und eine der Top Sehenswürdigkeiten auf Rügen: die Nordostspitze der Insel auf der Halbinsel Wittow, das „Kap der drei Türme“, wie Kap Arkona auch gerne genannt wird. Ein nicht nur wegen seiner Steilküste mit ihren Kreidefelsen so faszinierender Ort auf Rügen, sondern auch wegen der besonderen Atmosphäre rund um die drei Türme der Landspitze.
Das hat mit den besonderen Wetterverhältnissen zu tun – in den Jahren 2014 und 2015 verzeichnete das Kap die meisten Sonnenstunden Deutschlands. Selbst, wenn man nicht in den Genuss eines Sonnenbads kommt wie bei unserem Besuch im März – Eindruck hinterlässt der kurze Rundgang am Kap allemal.
Wie gut, dass das „Ende der Welt“ (oder zumindest auf Rügen) nicht von Parkplätzen verstellt wird. Das Auto muss man für einen Besuch des nördlichsten Punkt der Insel schon im Örtchen Putgarten stehenlassen. Oder man kommt gleich mit dem Bus.
Wer den Bus (Linie 14) nimmt, steigt bei der Haltestelle Rügenhof aus. Von dort bis zum Kap spazieren oder sich mit der Arkonabahn, einer kleinen Bimmelbahn, hinkutschieren lassen.
Abstieg an der Steilküste beim nördlichsten Punkt Rügens
Erstes Ziel für uns sind nicht die Leuchttürme am Kap Arkona, sondern zuerst einmal die Steilküste. Bis vor zehn Jahren war es noch möglich, an der Königstreppe zum Strand hinabzusteigen – ein Abstieg zur Küste, der einer alten Treppe aus der Zeit Preußens nachempfunden war. An dieser Stelle wurde einst auch das erste Telegrafenkabel durch die Ostsee nach Schweden verlegt. Lange war die Königstreppe nicht im Einsatz: die Neuauflage der in den 1950er Jahren zerstörten Treppe konnte nur 17 Jahre genutzt werden, bevor die Naturgewalten an der Rügener Steilküste von Neuem zuschlugen.
Und wahrlich, die Stelle ist kein ungefährlicher Ort: Genau hier, rund um den nördlichsten Punkt Rügens, passieren die meisten Abstürze und Abtragungen an der deutschen Ostseeküste. Daher gilt auch wie bei der Wanderung an der Kreideküste Rügens im Jasmund Nationalpark, höchste Vorsicht walten zu lassen. Vor allem nach Regenfällen und Frost, bei Sturm und nach Hochwässern besteht hier tatsächlich Lebensgefahr.
Rutschungen kommen hier immer wieder vor, noch dazu betragen die jährlichen Abtragungen des 45m hohen Uferbereichs bis zu 20 cm. Dennoch: Ein Blick hinunter an den Strand möchte schon sein, daher spazieren wir am Hochuferweg ein Stück bis zur nächsten Stelle, wo man einen Abstieg an die Küste wagen kann.
Nahe des Gellort, des tatsächlich nördlichsten Punkt Rügens hier am Kap Arkona, steigen wir die Treppe zum Siebenschneiderstein hinunter, einem mächtigen Findling aus der Eiszeit, der es auf satte 165 Tonnen Gewicht bringt und uns nicht von ungefähr an die Wackelsteine des Waldviertels erinnert.
Was für ein Traum, am Geröllstrand nahe der Steilküste zu stehen und den Naturgewalten auf Kap Arkona zu lauschen. Wind und Wellen dominieren die Szenerie, und wer Glück hat, bekommt hier im Winter ganz besondere Sehenswürdigkeiten auf Rügen zu sehen: Kegelrobben.
Eine weitere Abstiegsmöglichkeit von der Steilküste am Kap Arkona findet man, wenn man auf der anderen Seite der Leuchttürme in Richtung Osten spaziert. Die Veilchentreppe (der Name rührt von den vielen Frühblühern her) findet man zwischen dem Kap und dem Fischerdorf Vitt.
Sehenswertes rund um die zwei Leuchttürme auf Kap Arkona
Zurück geht es am Hochuferweg zu weiteren interessanten Sehenswürdigkeiten hier auf Rügen. Da wäre zunächst einmal der Schinkelturm aus dem Jahr 1827, der bis zu seiner Ablöse zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Leuchtturm im Einsatz war.
Die Lichtblitze des 35 m hohen Neuen Leuchtturms reichen bis zu 22 Seemeilen (also 40 km). In der wärmeren Jahreszeit kann man hier von einer 28 m hohen Aussichtsplattform aus über die Küste blicken. Bei unserem Besuch war der Neue Leuchtturm allerdings gesperrt, daher nutzten wir den Peilturm für den Ausblick auf Kap und Küste.
Am Gelände der zwei Leuchttürme spaziert man an alten Seezeichen wie einer Tiefwassertonne vorbei, die einst 25 Jahre lang am Meeresgrund lag. Auch eine Glockenleuchttonne ist zu sehen, die nach 38 Jahren wieder das Licht der Welt erblickte. Die Lüftungsrohre, die hier aus der Erde ragen, waren zu DDR-Zeiten Teil eines Bunkersystems der Grenzbrigade.
Im ehemaligen Marinebunker kann man sich zu Seezeichen, Seenotrettung und weiteren Themen schlau machen, auch eine Bunkerführung wird angeboten. Infos zu Öffnungszeiten und Preisen gibt es hier. Die Aussichtsplattform des Neuen Leuchtturms ist zwischen November und März gesperrt.
Beste Aussicht über Kap Arkona am Peilturm
Wir steuern zu guter Letzt noch den Peilturm an, der ziemlich nahe an den Klippen positioniert ist. Im Jahr 1927 als Peilstation errichtet, war der Turm bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs im Einsatz.
1996 wurde die alte Station saniert und bietet seitdem aus seiner Glaskuppel einen Rundumblick über Küste, Kap und Klippen.
Auf 70 m Höhe bekommt man hier tatsächlich ein wunderschönes Panorama serviert. Dafür muss man nur den engen Verkaufsraum passieren (es werden Kunsthandwerk und Alpaka-Textilien angeboten) und eine 111 Stufen hohe Wendeltreppe erklimmen.
Der Peilturm ist täglich von 11-16h (oder, wie ein Schild am Eingang verrät, je nach Laune) geöffnet, mehr Infos hier. Wer den Rundweg am Kap Arkona an dieser Stelle in die andere Richtung einschlägt, passiert am Weg die slawischen Tempelburg Arkona, die allerdings im 12. Jahrhundert von den Dänen zerstört wurde. Am Weg liegt auch das Fischerdorf Vitt, das bis ins 10. Jahrhundert zurückgeht.
2. Den Königsstuhl im Nationalpark Jasmund besuchen: und am Hochuferweg der Kreideküste entlangwandern
Unglaublicher Farbenzauber an einem ungewöhnlichen Ort – die Kreideküste im Nationalpark Jasmund gehört ganz unweigerlich zu den schönsten Sehenswürdigkeiten auf Rügen.
Ein Muss also, beim Besuch dieses schönen Orts auf Rügen das Wahrzeichen der Insel, den berühmten Königsstuhl zu besuchen.
Die Sehenswürdigkeiten an der Kreideküste sind allerdings nicht nur türkisfarbenes Meer, das von weißen Wänden eingerahmt wird. Nein, auch das UNESCO-Welterbe der Alten Buchenwälder gehört zum Naturerlebnis an der Rügener Kreideküste. Am besten erlebt man diese sagenhaft schöne Kombination bei einer Wanderung am Hochuferweg.
Mehr zu diesem schönen Ort auf Rügen
Naturzauber rund um den Königsstuhl: eine Wanderung an der Kreideküste Rügens
3. In Sassnitz zum Hafen spazieren: und von der Geschichte der Rügener Heilkreide lernen
Sassnitz gehört nicht unbedingt zu den schönsten Orten auf Rügen – eine Altstadt fehlt, und das hat seinen Grund. Ursprünglich handelte es sich um zwei Dörfer, aus denen sich durch den Kreideabbau ein Heilbad sowie ein großer Hafen entwickelte.
Als „Kreide-Heilbad“ fungierte Sassnitz ab den 1930er Jahren. Die Rügener Heilkreide wurde für wohltuende Kreidebäder gegen Hautbeschwerden und Rheuma verwendet, aber auch zu kosmetischen Zwecken.
Die Rügener Heilkreide wurde einst in unmittelbarer Nähe zu Sassnitz gewonnen. Frühere Abbaustätten wie an der Kreideküste des Nationalparks (die Hochblüte war zu Ende des 19. Jahrhunderts) werden heute nicht mehr genutzt. Seit den 1960er Jahren wird die Kreide auch nicht mehr direkt in der Stadt, sondern im Kreidewerk in Klementelvitz abgebaut.
Für Sassnitz war neben der Kreide allerdings eine andere Bestimmung vorgesehen: Es entwickelte sich zum zweitwichtigsten Standort der Fischerei in der DDR. Anstelle der schönen Villen des früheren Heilbads sprossen unzählige Plattenbauten aus dem Boden. Höhepunkt war das „Rügenhotel“ aus dem Jahr 1969, damals das einzig verfügbare in Sassnitz.
Seitdem 1986 unweit von Sassnitz mit dem Hafen Mukran eine neue Abfertigungsstelle für Großfischerei und Fährverkehr errichtet wurde, veränderte sich die Stadt von Neuem.
Aus diesem Grund kann man heute ungestört am alten Hafen, dem heutigen Stadthafen, entlangbummeln. Am Weg dorthin erinnert das Lenin-Denkmal an ein weiteres Stück „Ost“-Geschichte: Sassnitz war 1917 Station für den Gründer der UdSSR, als er aus dem Schweizer Exil nach Russland zurückkehrte.
Mit dem „Balkon zum Meer“ spannt sich heute eine 20 m hohe Brücke über das Hafengebiet – und erleichtert somit den Zugang.
Wer Lust hat, holt sich ein fangfrisches Fischbrötchen von einem der Kutter an den Anlegestellen, alternativ kehrt man in einem Restaurants vor Ort ein. Ein geschichtsträchtiger Ort, der noch dazu mit einem Superlativ aufwartet: mit 1,4 km der längsten Außenmole Europas.
4. Der Seebrücke Binz einen Besuch abstatten: und an den alten Villen der Strandpromenade entlangbummeln
Binz ist definitiv einer der schönsten Orte auf Rügen und mit seiner Seebrücke ein Inbegriff für Urlaub auf der Osteeinsel. Zusätzlich sprechen fünf Kilometer weiter Sandstrand im größten Seebad Rügens einfach für sich.
Ein Spaziergang an der Strandpromenade ist daher ein Muss – auch dann, wenn man Rügen im Winter einen Besuch abstattet. Wind, salzhaltige Luft und die Brandung des Meers – ewig lang kann man hier die Naturgewalten an der Ostsee spüren, und wer Lust hat, spaziert an der Strandpromenade sogar weiter bis nach Prora (siehe Punkt 5).
Die Sehenswürdigkeit an der Strandpromenade des Rügener Vorzeigeorts sind unweigerlich die hübschen alten Villen mit ihren geschnitzten Balkonen, Erkern und Veranden. Die weiß getünchten Häuschen waren zu DDR-Zeiten allerdings nicht angesagt und dürften erst seit den 1990er Jahren wieder ihre alte Schönheit zur Schau tragen.
Absolutes Highlight in Binz ist allerdings die Seebrücke, die mit ihrem 370 m lang in die Ostsee ragenden Steg ein unübersehbarer Blickfang ist. Auch dieses Bauwerk hat bereits einiges an Geschichte aufzuweisen: Im Jahr 1902 erbaut, wurde sie bald durch Hochwasser zerstört, 1906 wieder aufgebaut, um schlussendlich im Jahr 1942 einzustürzen. Auch die Binzer Seebrücke erfuhr zu DDR-Zeiten keine Beachtung – seit dem Bau des Rügendamms in den 1930er Jahren und dem Aufkommen des Automobils war der Seeweg für die Anreise nach Binz nicht mehr wichtig.
Seit dem Wiederaufbau in den 1990er Jahren erstrahlt sie wieder in neuem Glanz. Heute legen hier die Ausflugsschiffe der Adler-Flotte ab, mit denen man einige der schönsten Orte auf Rügen vom Meer aus erkunden darf (mehr Infos siehe unten).
Beim Flanieren auf dem Steg hat man die tosende Ostsee im Blick, beim Zurückspazieren das Binzer Kurhaus mit seinen hübschen roten Türmchen, eine Jugendstilperle aus dem Jahr 1908.
Tipp: Den Abend in der Lounge der Kakadu-Bar des Kurhauses ausklingen lassen! Auch dieses Gebäude hat wechselvolle Geschichte hinter sich, heute dient es als Hotel.
Aber auch ein nächtlicher Ausflug auf die Seebrücke hat seinen Reiz. Binz, wir kommen wieder!
Natürlich gehört auch ein Bummel durch Binz selbst zum Erlebnis. Die Einkaufsstraße hat viel zu bieten, Restaurant, Cafés und Boutiquen geben sich an der Hauptstraße die Klinke in die Hand. Zu Ende des Sommers findet in Binz alljährlich das Seebrückenfestival statt.
5. Im Seebad Prora vor Ehrfurcht erstarren: und auf Spuren alten Größenwahns stoßen
Diese Sehenswürdigkeit auf Rügen gehört definitiv nicht zu den schönsten Orten der Insel. Aber gesehen haben sollte man das architektonische Projekt der Sonderklasse, das heute Denkmalschutz genießt, bei einem Inselurlaub auf jeden Fall.
Das Seebad Prora wird nicht umsonst als „Koloss von Rügen“ bezeichnet: Nach dem Reichsparteitagsgebäude in Nürnberg handelt es sich um die größte geschlossene architektonische Hinterlassenschaft der NS-Zeit in Deutschland.
Die gesamt 4,7 km lange Anlage sollte einst das größte Erholungs-Seebad der Geschichte werden. Von 1936 bis 1939 wurde an dem Projekt der Gigantomanie gebaut, nur der Krieg und der damit verbundene Abzug der Arbeiter verhinderte die Fertigstellung des Seebads Prora. Konzipiert war es im Rahmen der „Kraft durch Freude“-Bewegung als ein Erholungsort, der mehr als ein Seebad dazu gedacht war, die Volksgesundheit zu stärken – und somit fit für den Krieg zu machen. Nur dass es aus oben erwähnten Gründen nie zu einem KdF-Seebad kam.
Die gesamt acht Bettenhäuser waren fast komplett fertiggestellt: Bei je einem halben Kilometer Länge mit insgesamt sechs Etagen zog sich die Anlage über fast fünf Kilometer an der Proraer Wiek entlang. 20.000 Urlauber auf einmal hätte das Seebad fassen sollen, wovon pro Gast 5m² Strandfläche eingeplant waren. Gemeinschaftshäuser und Festplatz hätten die Anlage komplettiert, zur Errichtung des Letzteren kam es aber nicht mehr.
Was heute vom Seebad Prora übriggeblieben ist? Erst im Jahr 1991 wurde die Anlage, die zu DDR-Zeiten u.a. als Kaserne genutzt wurde und Sperrgebiet war, wieder geöffnet. Vom Areal des geplanten Festplatzes aus gibt es in südlicher Richtung drei, in nördlicher Richtung zwei Bettenhäuser zu sehen.
Der Geschichte dieses in Deutschland einzigarten Größenwahn-Projekts (das Seebad Prora überragt in seinen Ausmaßen sogar das Reichsparteitagsgelände in Nürnberg) kann man heute im Dokumentationszentrum Prora nachgehen, das als erste Dauerausstellung Deutschlands zur Arbeits- und Sozialgeschichte des Dritten Reichs einen umfangreichen Querschnitt zum Leben in der NS-Zeit bietet.
Tipp: Genügend Zeit für das Dokumentationszentrum einplanen, denn bei den vielen Schautafeln, Foto-Dokumenten, Ton- und Filmaufnahmen kommen nicht nur Geschichts-Interessierte auf ihre Kosten. Die Ausstellung ist äußerst umfangreich und sehr gut kuratiert, sodass man sich nur schleppend von Raum zu Raum begibt.
Bei so viel (unrühmlicher) Geschichte lässt sich aber auch an diesem Ort auf Rügen nicht abstreiten, dass man sich auf einer Urlaubsinsel befindet. Ein Strandspaziergang an der Proraer Wiek gehört selbst in dieser Umgebung dazu.
Wir flanieren ein Stück am breiten Sandstrand in Richtung Norden, bis an die Stelle der Betonbauten ein Kiefernwald tritt, um dann durch die Anlage selbst wieder zum Ausgangspunkt (und zur Bushaltestelle) zurückzukehren.
Dabei wird auch augenscheinlich, wie die Nachnutzung des alten Erholungs-Seebads heute aussieht: Die alten Betontürme werden zu Wohnungen und Hotels umgestaltet.
Infos zu Öffnungszeiten und Preisen des Dokumentationszentrums Prora gibt es hier. Anfahrt mit Buslinie 22 oder dem Stadtbus Binz – oder man spaziert von Binz gleich an der Strandpromenade bis Prora.
6. Die Seebrücke von Sellin bestaunen: und bei der „weißen Lady“ den Tag ausklingen lassen
Ein letzter schöner Ort auf der Insel – und DIE Top- Sehenswürdigkeit auf Rügen – darf bei einem Ostsee-Urlaub natürlich nicht fehlen. Hat schon die Seebrücke von Binz für Ehrfurcht und Staunen gesorgt, setzt die Seebrücke von Sellin noch eines drauf.
Von der Bushaltestelle müssen wir zuerst den Weg durch die Wilhelmstraße nehmen, bevor wir den Tag an der Ostsee ausklingen lassen können. Die lindengesäumte Allee hat mit ihren Villen einiges zu bieten.
Einige davon wie das Dünenhaus wurden bewusst erhalten, die meisten Häuser aber in den letzten Jahren restauriert. Schautafeln mit historischen Ansichten erzählen aus der goldenen Zeit der 1920er Jahre, als es im Ostseebad Sellin noch sehr mondän zuging.
Fluchtpunkt des Villenspaziergangs und Highlight nicht nur in Sellin, sondern auf ganz Rügen, ist aber die Seebrücke samt Brückenhaus: Ein wahres Schmuckstück, bei dem man unweigerlich an ein Cinderella-Schloss denken muss – daher nicht von ungefähr eine der Top-Sehenswürdigkeiten Rügens.
Mit 394 m hat die Seebrücke eine beeindruckende Länge aufzuweisen, Anfang des 20. Jahrhunderts konnte man sogar über einen halben Kilometer in die Ostsee hinausspazieren. Die Seebrücke ereilte allerdings ein auf Rügen nicht unbekanntes Schicksal: nach einigen Zerstörungen blieb nach Kriegsende nur mehr das Brückenhaus übrig, welches Ende der 1970er Jahre abgerissen wurde.
Seit 1998 steht die „Lady in Weiß“ nun da wie einst, bis auf die Tatsache, dass der Steg auf 394 m verkürzt wurde. Man spaziert entweder die 99 Stufen der „Himmelsleiter“ (einer breiten Treppe) hinunter, alternativ bringt einen ein Lift nach unten.
Hat man sich zuerst auf die Schönheit dieses Bauwerks konzentriert, kommt erst beim zweiten Blick die Tauchgondel am hinteren Stegende ins Blickfeld, mit der man auf vier Meter unter die Wasseroberfläche abtauchen kann.
Auch auf der Selliner Seebrücke legen heute nur mehr die Fährschiffe für den regionalen Ausflugsverkehr an (mehr Infos weiter unten).
Wir lassen am vielleicht schönsten Ort unseres Rügen-Urlaubs den Abend im Seebrücken-Restaurant ausklingen und erforschen die Meeresbewohner nicht aus der Tauchgondel heraus, sondern genießen diese frisch gefangen auf dem Teller. Das alles mit bestem Blick auf die Strandspaziergänger, die hier bei rosa Abendrot am ewig breiten Sandstrand umso mehr das Gefühl aufkommen lassen, an einem ganz besonderen Ort gelandet zu sein. Echt ein heißer Tipp!
Die größte Tauchgondel Europas ist eine von vier Tauchstationen an der Ostsee, in der sich die Meeresbewohner live erleben lassen. Mehr Infos hier. Im Seebrücken-Restaurant genießt man nicht nur frisch gefangenen Fisch, sondern auch Kaffee und Kuchen. Auch als Hochzeitslocation ist die weiße Lady begehrt. Am Strand und weiter am Hochuferweg kann man bis zum Südstrand auf Sellin spazieren.
Was man noch auf Rügen findet
Sehenswürdigkeiten in der Nähe von Binz und Prora
- Die Aussichtsplattform des Jagdschlosses Granitz: für den Blick über die Insel erklimmt man eine schwindelerregend freischwebende Treppe.
- Der Rasende Roland: mit der Nostalgie-Schmalspurbahnbahn kann man den Südosten der Insel unsicher machen.
- Der Baumwipfelpfad auf Rügen: von dem man auf den Blätterwald des Buchenwaldes und die Insel hinunterschaut (nicht auf die Tunnelrutsche beim Ausstiegsturm vergessen).
Weitere schöne Orte auf Rügen
- In der Nähe von Sellin befinden sich die Ostseebäder Baabe und Göhren.
- Von dort geht es dort gleich weiter auf die Halbinsel Mönchgut, auf der die Zeit in alten Fischerdörfern stehengeblieben zu sein scheint.
- Das Residenzstädtchen Putbus ist für seine klassizistischen Gebäude in Weiß bekannt, was ihm den Zusatz „weiße Stadt“ verliehen hat.
- Bergen auf Rügen liegt im Zentrum der Insel und hat mit dem Ernst-Moritz-Arndt-Turm einen weiteren Aussichtsturm auf dem Inselberg Rugard anzubieten.
- Die autofreie Insel Hiddensee, die an der schmalsten Stelle gerade einmal 250 m breit ist und sich dafür 18 km in die Länge zieht, ist ein Paradies für Radler. Man setzt mit der Fähre von Schaprode auf Rügen oder von Stralsund über.
Gut zu wissen: meine Tipps für einen Rügen Urlaub
- Anreise nach Rügen mit dem Zug
Wir sind von Berlin aus nach Rügen angereist: mit dem IC ging es über Stralsund auf die Insel bis nach Binz, von dort steigt man entweder in Regionalzüge um oder nimmt den Bus.
Tipp: Am besten eines der vielen Sparangebote der Deutschen Bahn nutzen. Hier eine kurze Übersicht zu den vielen verschiedenen Rügen-Tickets:
• BERNSTEINTICKET: ein Tagesticket für Rügen und Stralsund (zahlt sich v.a. als Gruppe aus)
• Quer-durchs-Land-Ticket: ein Tag lang beliebig viele Fahrten im Regionalverkehr (zahlt sich v.a. als Gruppe aus)
• Stadt-Land-Meer-Ticket: 2 Tage mit Zwischenstopps gültig ab Berlin
• Brandenburg-Berlin-Ticket: Tagesticket für bis zu 5 Personen (zahlt sich v.a. als Gruppe aus)
• Mecklenburg-Vorpommern-Ticket: Bundesland-Tagesticket im Nahverkehr - Öffentlicher Verkehr auf Rügen
Viele Orte auf Rügen sind nur per Bus erreichbar. Einen Busfahrplan für die Insel gibt es hier. Wir haben hauptsächlich die Linien 22 (Binz nach Sassnitz) und 14 (Sassnitz bis zum Nationalpark Jasmund für eine Wanderung an der Kreideküste Rügens und weiter zum Kap Arkona) genutzt. Für die Fahrt von Binz nach Sellin nimmt man Linie 22 und steigt am Wendeplatz Serams in Linie 20 um.
Für die Fahrten nutzt man entweder eines der oben erwähnten Tickets für den Nahverkehr, oder löst für jede Einzelfahrt ein Ticket. Natürlich gibt es auch Tagesnetzkarten für Busse (auch für Gruppen), ebenso Wochen- und Monatskarten. Einzelne Städte wie Binz bieten Tagestickets an. Mit einer Kurkarte wie der Binzer Bucht Card, die man bei einer Übernachtung erhält, kann man die Busse auch gratis benützen und erhält weitere Vergünstigungen. Weitere Ticketinfos für den öffentlichen Verkehr auf der Insel Rügen gibt es hier. - Die schönsten Orte Rügens mit dem Schiff erleben
Mit dem Seebrückenverkehr der Adler-Flotte bewegt man sich zwischen der Hafenstadt Sassnitz und den Seebädern Binz, Sellin und Göhren über die Ostsee, weiters werden Ausflugsfahrten angeboten.
Unterkunfts-Tipp für Rügen
Wir haben für unseren Kurzurlaub auf Rügen ein günstiges Hotel gesucht und wurden in Binz fündig – und das in guter Lage. Die Arkona Strandresidenzen* liegen nicht weit vom Zentrum entfernt in einer Parallelstraße zur Strandpromenade. Unser Zimmer war gut ausgestattet, das Bett gemütlich, das Bad zum Wohlfühlen – und alles seinen Preis wert. Wir haben unseren Aufenthalt in dieser Unterkunft genossen.
Wer möchte, kann im dazugehörigen Hotel ein Frühstück buchen, auch das Wellnessangebot des Hotels kann genutzt werden.
*Affiliate Link. Für eine Buchung über diesen Link (die Kosten bleiben natürlich gleich!) erhalte ich eine kleine Provision, die 1:1 in die Betreuung meines Blogs fließt. Danke für deine Unterstützung!
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