Von Bukarest nach TRANSSYLVANIEN: Reise in die Karpaten
Dem Dracula NICHT auf der Spur: meine Zugreise in den karpatischen Kurort Sinaia und in die Siebenbürger-Stadt Brasov in Transsylvanien
Bei meinem Städtetrip nach Bukarest war noch Zeit für einen Abstecher in eine mythische Region: Transsylvanien.
Dem Dracula-Kitsch bin ich allerdings nicht erlegen – statt dem (angeblichen) Dracula-Schloss Bran habe ich bei meiner Transsylvanien Reise eine feine siebenbürgische Stadt besucht und gleich einen karpatischen Kurort mitgenommen.
2. in den Karpaten
3. Transsylvanien: Land des Dracula – NEIN: der Deutschen
4. Sinaia: wo schon der rumänische König entspannte
5. Brasov: im Zentrum des „Sachsenlandes
meine Tipps für einen Transsylvanien Ausflug: die Tour selbst organisieren (wie hinkommen per Zug)
Die Route meiner kurzen Transsylvanien Reise
1. Ausgangspunkt Walachei
Die Zugfahrt in die Karpaten und ins siebenbürgische Transsylvanien habe ich von Bukarest aus unternommen.
Bukarest liegt mitten in der walachischen Tiefebene, die sich von den Hängen der Karpaten bis hinunter zum bulgarischen Grenzraum an der Donau zieht – gemeinsam mit Moldau Ursprungsregion es rumänischen Staats.
Ich genieße die Zugfahrt durch das flache Land. Leider allerdings nicht den Anblick der Landschaft entlang der Zugstrecke: Müll allerorten, wilde (Plastik-)Halden, und das Ganze macht auch vor den Siedlungen nicht Halt. Allerdings komme ich bei meinem Transsylvanien Ausflug so in den Genuss des „echten“ Rumäniens.
mehr zu Bukarest
Was man in der rumänischen Hauptstadt sehen kann: Bukarest Sehenswürdigkeiten. Meine Erfahrungen zum Reisen in Rumänien: Rumänien Reisetipps
2. in den Karpaten
Als Österreicherin kannte ich die Karpaten bislang nur in ihrer Ausformung als „Kleine Karpaten“ in der Grenzregion nördlich von Bratislava. Und als Tatra-Gebirge, das ich bei unserem Slowakei-Roadtrip umrundet hatte.
Die Karpaten sind nationales Kulturgut von Rumänien – das wird mir spätestens bei der Wasserflasche klar, auf der wie bei uns die „Alpen“-Gipfel abgebildet sind. In diesem Falle die der karpatischen Gipfel.
Im Gegensatz zu den Alpen sind die Karpaten noch bei Weitem nicht so touristisch erschlossen wie bei uns. Eine Ausnahme bilden beide Gegenden, in die es mich verschlägt: Sinaia ist als Kurort sowie Skigebiet beliebtes Ausflugsziel, in der Nähe von Brasov befinden sich der Luftkurort Predeal bzw. das Skigebiet Poiana.
3. Transsylvanien: Land des Dracula – NEIN: der Deutschen
Abgesehen davon, dass sich der Beiname von Fürst Vlad Tepes III „Draculea“ auf den „Drachenorden“ (und nicht Teufelsorden) bezieht, stimmt auch seine Herkunft im Blutsauger-Mythos nicht. Aber wahrscheinlich klingt Transsylvanien einfach besser als Walachei….
Transsylvanien, also die Hochebene „jenseits der Wälder“, die von den Karpaten umschlossen wird, wurde abdem 12. Jahrhundert von deutschen Siedlern aus dem moselfränkisch/luxemburgisch/rheinischem Raumbevölkert. Typisch für die Gegend sind die Wehrkirchen – das gesamte Dorf verschanzte sich gegen die Angriffe der Osmanen und Mongolen.
Bis zum 20. Jahrhundert gehörte Transsylvanienzur Herrschaft des Königreichs Ungarns bzw. Habsburgs. Heute machen Siebenbürgen sowie das Siedlungsgebiet der Schwaben im westrumänischen Banat flächenmäßig ein Drittel Rumäniens aus.
Nach dem Zweiten Weltkrieg lag die Zahl der Rumänen-Deutschen noch bei rund 350.000 Personen. Nachdem zwischen 1968 und 1989 rund 200.000 Deutschrumänen von Westdeutschland freigekauft wurden, hat sich die Zahl der Rumänen deutscher Abstammung im Jahr 2011 auf 36.000 Personen reduziert. Auf der anderen Seite haben sich in Siebenbürgen und im Banat mittlerweile IT-Firmen aus Deutschland und Österreich angesiedelt.
Und heute?
Von der Lage inmitten der Karpaten zeugt noch heute das „Bergenbier“. Der aktuelle Präsident Klaus Johannis ist ein „Sachse“ aus Hermannstadt (Sibiu).
4. Sinaia: wo schon der König entspannte
Jetzt aber: Erste Station meines Transsylvanien Ausflugs ist die „Perle der Karpaten“, der Kur- und Skiort am Fuße der Berge, der vor allem für den Sommersitz des rumänischen Königs bekannt ist. Bei der Anreise sehe ich erstmals die schneebedeckten Kuppen der Karpaten. Traumhaft!
Der Königspalast ist ein beliebtes Ausflugsziel, vor allem aus der nahegelegenen Hauptstadt. Viele „Wanderer“ mit Nordic-Walking-Stöcken sind hier auf Tagesausflug unterwegs.
Vom Bahnhof spaziere ich zuerst in das Ortszentrum, das die typische Infrastruktur eines Skigebiets bzw. Höhenkurorts vorweist: Hotel-Resorts und Lebensmittelgeschäfte. Und: Als Kurort verfügt Sinaia natürlich auch über einen Kurpark sowie ein Casino.
Zunächst führt mich mein Weg über einen Park zum Kloster Sinaia, das der Siedlung den Namen in Anlehnung an den biblischen Berg Sinai gegeben hat.
Um zum Schloss zu gelangen, muss ich mich dann allerdings aus dem Zentrum hinaus an den Waldrand begeben. Ein kurzer Fußweg, der mich an an meinen Ausflug in die slowakische Tatra-Region erinnert: das Bergpanorama bekomme ich aufgrund der tiefhängenden Stromleitungen gar nicht ins Bild, die sich zwischen den Beton-Häusern aufspannen.
Wenigstens finden sich hier auch Beton“-Schlösschen mit Erkern und Giebeln. Im Hintergrund bringt die Gondel im April die letzten Wintertouristen ins Skigebiet.
ein romantisches Platzerl inmitten von Wald und Vogelgezwitscher
Der „rumänische Karl I.“ hat sich ein gutes Platzerl für seine Sommerresidenz ausgesucht: An den Hängen der Karpaten herrscht Idylle pur: beste Waldluft, zwitschernde Vögel, rauschende Bacherl.
Zwischen 1873 und 1883 hat sich Carol I. mit Schloss Peles ein Meisterwerk der Neo-Renaissance hinstellen lassen – gleichzeitig das erste elektrifizierte Schloss Europas.
Der Kommentar des dabeigebliebenen Mannes dazu: „Die Hütte schaut aus wie die Eugen-Villa“. Baden lässt grüßen….
Kein Wunder: der Hohenzollern-Prinz hat sich durchaus an die Vorbilder aus seiner Heimat gehalten! Neben dem Schloss erinnern auch das kleinere Schloss Pelisor sowie das „Carol Bierhaus“ an die deutschen Wurzeln des rumänischen Königs.
Nach dem Ceausescu-Regime wurde das Schloss übrigens wieder an den letzten rumänischen König Mihail zurückgegeben.
Das Schloss kann besichtigt werden.Wer noch etwas weiter marschieren möchte, kann auch bis zur „Stancile Franz Josef“ weitergehen – das alte Habsburger-Reich lässt grüßen!
5. Brasov: im Zentrum des „Sachsenlandes“
Mein zweiter Transsylvanien Ausflugs-Stop: Die „sächsische“ Stadt Brasov (früher „Kronstadt“, zwischen 1950 und 1960 sogar „Orasul Stalin“, also Stalinstadt), die am Überschneidungspunkt zwischen Süd- und Ostkarpaten liegt.
Mit seiner mittelalterlichen Altstadt fällt die deutsche Spurensuche hier leicht. Schon am Weg ins Zentrum kommt man an der Patisserie „Herr Strudel“ und an „Kronstadt Optik“ vorbei. Am Rathausplatz selbst wartet das „Casa Krone“ sowie das „Hotel Drachenhaus“ auf Gäste.
was man im ehemaligen Kronstadt sehen kann
- den weitläufigen Rathausplatz: einer der schönsten Hauptplätze Rumäniens; ein schönes Ensemble von Lokalen und Cafés, komplett als Fußgängerzone gestaltet; in zweiter Reihe fällt der Turm einer orthodoxen Kirche auf, die sich an die griechische Kirche in Wien anlehnt
- die Schwarze Kirche: ein gotisches, protestantisches Gotteshaus mit beeindruckender Außenfassade
- den Weißen Turm: die mittelalterliche Stadtfestigung (sowie den Schwarzen Turm)
- die Festung außerhalb des Stadtzentrums
Anreise ins Zentrum von Brasov mit Bus 4 oder 51.
Ich hatte leider zu wenig Zeit, aber gerade in einer überschaubaren Stadt wie Brasov bietet sich eine Free Walking Tour an. Mit der Seilbahn kann man auf den Hausberg Tampa fahren. Die Schwarze Kirche kann besichtigt werden. Angeblich befindet sich hier auch die schmalste Gasse Europas (Fadengasse).
gut zu wissen: meine Tipps für einen Transsylvanien Ausflug
- selber fahren!
Touren nach Brasov und Sinai sowie dem angeblichen Dracula-Schloss Bran werden um € 70/80,- angeboten. Da habe ich mich doch lieber in den Zug gesetzt. - wie hinkommen: Anreise per Zug
Ich habe den Zug der Staatsbahn CFR vom Bukarester Nordbahnhof (Gara de Nord) genommen (Fahrplan). Eigentlich logisch, aber man vergissts gerne (ich habe drei Anläufe gebraucht): als Ausgangsbahnhof nicht Bukarest, sondern „Bucuresti“ in die Suchmaske eingeben - Die Züge der CFR waren mehr als okay, allerdings kann ich nur von den schnellen IR-Zügen sprechen, die die Strecke nach Sinaia in 90 Minuten zurücklegen (nach Brasov dauert es etwa zweieinhalb Stunden).
Die Strecke Bukarest – Brasov (mit Zwischenstop in Sinaia) kostete LEI 50,- (2. Klasse, rund EUR 11,-) bzw. LEI 70,- (1. Klasse, rund EUR 15,-). Für den Roundtrip (Hin- und Rückreise) gibt’s übrigens 10% Rabatt.
Zusätzlich gibt es noch private Unternehmen (Astra, Regio Calatori, Softrans, TFC), die die Strecke in die Karpaten anbieten. Einen Fahrplan für alle Anbieter gibt’s hier.
Mehr zu meinem Transsylvanien Ausflug
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