VLIELAND: Sahara-Feeling pur auf der niederländischen Nordseeinsel

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Dünen, Strand, ein Dorf – und die „Sahara des Nordens“: die westfriesische Insel ist ein ganz besonderer Flecken Erde.


Vlieland: Eine Insel mit nur einem „Dorp“, rundherum Dünen, Wald – und endlos lange Sandstrände: Wer seinen Urlaub auf Texel, dem Sommerparadies der westfriesischen Inseln verbringt, sollte unbedingt auch einen Tagesausflug auf die Nachbarinsel Vlieland andenken.

Die Anreise ist mit der besonderen Fähre und einer Ruckelfahrt über die „Sahara des Nordens“ ein kleines Abenteuer, der Dünenradler ans Ostende der Insel wiederum ein einsames Unterfangen, weil eben: Ruhe pur. Nach einem Stopp im einzigen „Dorp“ der Insel geht sich auch noch ein Sonnenbad am kilometerlangen Sandstrand Vlielands aus.

Warum wir das wissen? Weil wir es selbst ausprobiert haben. Selten haben wir einen Inseltag so genossen wie auf Vlieland.

Ausgeflogen nach Vlieland: ein Ausflugstag auf der Nachbarinsel Texels
1. Die Anfahrt nach Vliehors von Texel: eine „Fähre“ der besonderen Art
2. Ab durch die Wüste: mit dem Vliehors Expres bis zum Posthuis
3. Auf dem Postweg nach Oost-Vlieland: alle Wege führen ins „Dorp“
4. Pausenstopp in Oost-Vlieland: die Sehenswürdigkeiten auf Vlieland
5. Durch die Dünen retour geradelt: und einmal Chillen am endlos langen Sandstrand

Vlieland: die wohl interessanteste Nordseeinsel der Niederlande

Die Zahlen sprechen für sich: Gerade mal knapp 1.300 Einwohner verteilen sich auf die niederländische Insel Vlieland – und die meisten davon auf das einzige Dorf im Osten der Insel. Auf der am weitesten vom Festland entfernten westfriesischen Insel herrscht tatsächlich Ruhe pur.

Selbst wenn gut 200.000 Besucher pro Jahr die gleiche Idee haben: Ein Tagesausflug von Texel nach Vlieland zahlt sich definitiv aus. Es bleibt dennoch ein beschauliches Unterfangen, und es herrscht dennoch unglaubliche Inselruhe. Genauso eben, wie man es sich auf einer autofreien Insel vorstellt (es gibt Ausnahmegenehmigungen für die Einheimischen).

Vlieland Niederlande westfriesische Insel

Bei Vlieland handelt es sich einfach nicht um DIE klassische Urlauberinsel. Dafür gibt es ja Texel (im Westen) und Terschelling (im Osten). Bis auf das Inseldorf Oost-Vlieland – auch einfach „Dorp“ genannt, ist hier nicht viel los bis auf einen endlos langen Sandstrand und eine breite Dünenkette. Aber auch das größte Sandgebiet Nordwesteuropas, das sich über den gesamten Westen der Insel zieht. Einmal auf die Karte Vlielands geschaut, und es wird klar, was gemeint ist.

Vlieland Karte

Also hinüber mit der Fähre nach Vlieland und Räder für einen Inselradler ausgeliehen. Oder man kommt mit den eigenen Rädern: Der Radweg auf Vlieland ist eine Variante der IJsselmeer-Radroute, die einmal rund um das niederländische Binnenmeer führt.

Nach unserer Etappe am IJsselmeer zwischen Volendam und Enkhuizen haben wir auch auf Vlieland eine kleine Insel-Rundtour mit dem Rad hingelegt: auf dem Postweg nach Dorp und auf der anderen Seite durch die Dünen wieder retour zum Ausgangspunkt am alten Posthuis.

Vlieland westfriesische Insel Radfahren

Wie wir dorthin gekommen sind und warum wir dafür durch die Wüste mussten? Fangen wir am besten mit der Überfahrt nach Vlieland mit der Fähre aus Texel an.

1. Die Anfahrt nach Vliehors von Texel: eine „Fähre“ der besonderen Art

Der Ausflug nach Vlieland könnte nicht spannender beginnen: Nein, für die Überfahrt wartet kein Fährableger in einem Hafen auf uns: Wer von Texel nach Vlieland übersetzen möchte, findet die Fähre hinter den Dünen am Sandstrand der Bucht von De Cocksdorp.

Vlieland Texel Fähre Waddenveer de Cocksdorp

So ist es auch auf der Website der „Waddenveer“, also der Wattfähre, zu lesen: „Der Hafen ist nicht da“, es wird von Strand zu Strand gesegelt. Wer das Schiff entern möchte, muss zuerst einmal auf den langen selbstgebauten Holzsteg klettern, der vom Sandstrand aufs Boot hinaufführt – ein wahrer Hingucker. Denn um eine richtige „Fähre“ handelt es sich bei der „de Vriendschap“ nicht, sondern um ein Ausflugsschiff, das man – rechtzeitig – für den Tagesausflug nach Vlieland buchen sollte.

Die Überfahrt von Texel nach Vlieland ist schnell absolviert. Nachdem wir den Leuchtturm von Texel passiert haben, taucht auch schon ein elendslanger, weiß leuchtender, Sandstrand auf.

  • Vlieland Texel Fähre Waddenveer de Cocksdorp
  • Vlieland Texel Fähre Waddenveer de Cocksdorp
  • Vlieland Texel Fähre Waddenveer de Cocksdorp
  • Vlieland Texel Fähre Waddenveer de Cocksdorp

An der „Anlegestelle“ – also mitten am Sandstrand – wird der Anleger ausgeklappt, und weiter geht es nun mit dem Vliehors Expres: einem umgebauten Laster, der für die nächsten 12 Kilometer bis zum Posthuys etwa eine halbe Stunde seine breiten Spuren durch den Sand ziehen wird.

Der Tagesausflug von Texel nach Vlieland wird von „De Waddenveer“ durchgeführt. Um 9.30 wird abgelegt, die Fähre kehrt um 17.15 nach Texel zurück. Die Tagesfahrt nach Vlieland kostet aktuell € 39,50 (Erwachsene) und kann hier online gebucht werden. Räder können vorab reserviert werden und am Posthuis entgegengenommen werden (hier reservieren).
Wer möchte, kann natürlich auch auf Vlieland übernachten und für die Hin- und Rückfahrt Einzeltickets buchen. Wir haben auch die Seehundfahrt bei De Waddenveer gebucht (auf unserem Artikel zu Texel nachzulesen).
Von Osten kommend kann man auch von der Nachbarinsel Terschelling nach Vlieland übersetzen und natürlich auch vom Festland mit der Fähre aus Harlingen. Mehr Infos zu Fahrplan und Preisen hier. Auf Vlieland – und somit auch auf den Fähren – sind keine Autos erlaubt.

2. Ab durch die Wüste: mit dem Vliehors Expres bis zum Posthuis

Im Westen Vlielands stechen nur zwei Farben ins Auge: oben der strahlend hellblaue Himmel, unten unerwartet weißer Sand, der mehr als „nur“ ein Strand ist, sondern viel eher eine in der Sonne gleißende, die Augen blendende Sandwüste. Und das an der Nordsee.

Einst lag hier ein Dorf, das im 18. Jahrhundert allerdings vom Meer verschluckt wurde. Heute ist auf der Insel nur mehr das „Dorp“ im Osten übriggeblieben, das Ziel unseres Tagesausflugs nach Vlieland ist.

Vliehors Sandwüste Vlieland

Zuerst müssen wir aber das Vliehors überqueren, das nicht zu Unrecht „Sahara des Nordens“ genannt wird. Eine über 20 km² große Sandfläche, die als größtes Sandgebiet Nordwesteuropas gilt. Unter der Woche hält hier die königliche Luftwaffe der Niederlande ihre Übungen im Sperrgebiet ab.

  • Vliehors Sandwüste Vlieland
  • Vliehors Sandwüste Vlieland
  • Vliehors Sandwüste Vlieland
  • Vliehors Sandwüste Vlieland

Am Wochenende darf die Wüste betreten werden, und natürlich darf auch der Vliehors Expres seine „Fracht“ bis zum Posthuis in der Mitte der Insel bringen. Aufgrund der schieren Größe der Sandwüste dauert das allerdings auch eine halbe Stunde, bis man tatsächlich wieder festen Boden unter den Füßen hat.

Vliehors Sandwüste Vlieland

Wer hier früher strandete, war auf sich allein gestellt, konnte aber im Drenkelingenhuisje auf Hilfe warten. Heute sind im kleinen Schiffbrüchigenhäuschen, das hier mitten im Nichts auf Stelzen ein ziemlich einzigartiges Bild abgibt, diverse Überbleibsel von Schwemmgut wie die Bojen und Rettungsringe davor ausgestellt.

Vliehors Sandwüste Vlieland

Der „Express“ zieht noch seine letzten mächtigen Spuren im Sand, bevor wir über den letzten Sandhügel hinaufrattern und kurz darauf vor dem Posthuis stehen.

Die Sandwüste darf an Wochenenden und Feiertagen betreten werden (außer es wehen rote Fahne, dann ist der Zutritt auf das Militärgelände verboten). Keine Munition oder sonstige Rückstände von Armeeübungen angreifen und nur auf erlaubten Wegen (durch Pfosten gekennzeichnet) auf der Sandwüste bewegen!

3. Auf dem Postweg nach Oost-Vlieland: alle Wege führen ins „Dorp“

Für uns heißt es jetzt einmal die vorbestellten Räder abholen – und auf einen ersten gemütlichen Kaffee im Posthuis „einchecken“. Was früher tatsächlich eine Station auf dem Weg nach Amsterdam war (hier wurden die Postpferde gewechselt, die die Briefe der Segler nach Amsterdam beförderten), dient heute als Hotelrestaurant dazu, nicht nur Tagesgäste zu verwöhnen.

Gut gestärkt geht es also für die nächsten 8 km am Postweg entlang in Richtung Oost-Vlieland, dem einzigen Dorf auf der Insel. Der Weg (mehr kann man diese, maximal vom Inselbus befahrene, Straße nicht nennen) führt hier auf Seite des Wattenmeers nach Osten, während der Retourweg für uns dann auf der anderen, dem offenen Meer zugewandten Seite auf etwa 9 km durch die Dünen leiten wird.

Ein erster kurzer Stopp am Weg ist die Dodemansbol, ein Beobachtungsstand für die Watt- und Zugvögel, die hier zu beobachten sind. Gerade im Frühjahr und Herbst bekommt ist Hochsaison auf der Insel, aber selbst außerhalb der Brutzeit bekommt man auf Vlieland einiges zu sehen. 

Wo wir zuerst noch durch ein Kieferwäldchen geradelt sind, führt der Weg nun durch Buschwerk und Heidelandschaft. Letztere zeigt sich in lila Farbtönen, aber auch Heckenrosen sind am Straßenrand zu finden.

Neben dem Bus sind hier nur die anderen Tagesgäste als Radler unterwegs, sonst begegnen wir bis kurz vor der Einfahrt ins Dorf niemandem. Eine Gruppe grasender Pferde kündigt an: Wir stehen kurz vor dem „Dorp“!

Die vorab reservierten Räder werden direkt beim Posthuis übernommen, siehe dazu Tipp 1. Wer keinen Radtag auf Vlieland geplant hat, fährt mit dem Inselbus zu Mittag ins Dorf und kehrt von dort wieder am Nachmittag zurück. Die Buszeiten sind auf die Zeiten des Vlieland Expres abgestimmt. Räder können natürlich auch auf Oost-Vlieland ausgeborgt werden.

4. Pausenstopp in Oost-Vlieland: die Sehenswürdigkeiten auf Vlieland

Gleich nach dem Einradeln ins „Dorp“ sind wir auch schon im Zentrum von Oost-Vlieland angelangt: der von Giebelhäusern gesäumten Dorpstraat, einem Anblick, den wir sehr gut von unserer Rundreise durch Holland kennen.

Vlieland Sehenswürdigkeiten Dorpstraat

Die Häuserzeile, die einst den Kapitänen von Handels- und Walfangschiffen Heimat bot, ist heute eine Ansammlung von Souvenirläden, Cafés und Restaurants. Von alten Zeiten zeugen die Schiffe am Gemeindehaus (mit Turm), aber auch das Interieur der Oost-Vlieländer Kirche, die in ihrem Inneren mit Strandgut wie einem alten Schiffsmast oder Schiffstüren möbliert wurde.

Große Touristenhotels sind hier weit und breit nicht in Sicht (auch wenn es natürlich Übernachtungsmöglichkeiten auf Vlieland gibt). Wer auf dieser Insel seinen Urlaub verbringt, darf das tatsächlich noch in aller Ruhe und Ursprünglichkeit tun.

  • Vlieland Ostküste Nordseeinsel
  • Vlieland Ostküste Nordseeinsel
  • Vlieland Ostküste Nordseeinsel
  • Vlieland Ostküste Nordseeinsel
  • Vlieland Ostküste Nordseeinsel
  • Vlieland Ostküste Nordseeinsel

Einzig am Hafen kann es sich etwas tummeln, vor allem wenn die Festland-Fähre aus Harlingen eingelaufen ist. Wir radeln weiter ostwärts bis zur Inselspitze, vorbei am Yachthafen bis hin zum Strand, der sich von hier über die ganze Nordseite zieht – wo er im Westteil der Insel dann in die Sandwüste übergehen wird.

Wer möchte, kann in Oost-Vlieland das Juttersmuseum besuchen und sich in diesem Strandgutmuseum ansehen, was bislang so alles an Vlieland angeschwemmt wurde.

5. Durch die Dünen retour geradelt: und einmal Chillen am endlos langen Sandstrand

Wir radeln wieder zurück und beim Dorf hinaus, vorbei am roten Zwerg. So, also „de Rode Kabouter“, nennen die Vlieländer ihren Leuchtturm (Vuurtoren), diesen Hingucker mit roter Kuppel auf der höchsten Düne der Insel. Mit 45 m ist diese gleichzeitig die höchste der ganzen westfriesischen Inseln und ermöglicht schöne Ausblicke auf die Nachbarinseln Texel und Terschelling.

Rund um Oost-Vlieland wurde einst ein kleines Wäldchen angelegt, um den Ort vor Versandung zu schützen. Danach geht es in die Dünen hinein, die sich hier auf Vlieland von einer wirklich sehr unberührten Seite zeigen.

  • Radtour Vlieland
  • Radtour Vlieland
  • Radtour Vlieland
  • Vlieland westfriesische Insel Radfahren
  • Radtour Vlieland
  • Radtour Vlieland

Wie auf einer Kartbahn geht es hinauf und hinunter zwischen Sanddorn, Heckenrosen und Heidekraut, und das entlang der gesamten Osthälfte der Insel. Durch das hohe Dünengras spiekt man immer wieder auf den breiten Sandstrand hinunter.

Vlieland Niederlande westfriesische Insel

Und ja, ein bisschen Zeit bleibt noch, sich hier an den Strand zu legen. Weit und breit keine Menschenseele außer uns – einfach perfekt, um sich hier mit der Natur eins zu fühlen.

Nach einer ausgiebigen Sonnendusche radeln wir das letzte Stück bis zum Posthuis, wo der Truck für die Wüstentour auf uns wartet. Danach geht es am Schiff zurück, wo der Leuchtturm Texels bei der Überfahrt bereits zum Greifen nahe erscheint. Die beiden Inseln trennen gerade einmal 1,5 km Wattmeer.

  • Texel niederländische Wattinsel Nordsee
  • Texel Vlieland Fähre de Vriendschap
  • Texel Vlieland Fähre de Vriendschap

Übrigens: Texel ist genauso ein Paradies wie Vlieland, zeigt allerdings andere wunderschöne Naturmotive. Natürlich geht es auf der Urlauberinsel nicht ganz so beschaulich zu wie auf Vlieland, aber dennoch: Auch hier fühlen sich alle wohl, die im Urlaub gerne viel Natur um sich haben. Wir haben bei unserer Rundreise durch die Niederlande auch auf Texel Station gemacht.


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